Vom Heiligen Gott und der Sünde

Wie doch immer wieder Texte, Gedanken und Predigten auf wundersame Weise synchron auftauchen…

Gerade habe ich den Text zu Psalm 118 veröffentlicht, in dem ich im Festopfer Jesus Christus entdecke, Gottes eingeborenen Sohn, geopfert zu unserer Rettung um unserer Sünden willen. Ein Opfer, in dem der Vater nicht zuerst das Opfer sieht, sondern die Rettung aller seiner Kinder – weshalb es eben in seiner Vollendung ein Festopfer ist, ein Grund zum Feiern.

Jetzt höre ich eine Predigt aus der Arche-Gemeinde Hamburg und darin geht es – in einer Predigtreihe über den Galater-Brief – wieder um das Opfer Christi und ich bekomme erklärt, die Heiligkeit Gottes hätte dieses Opfer erfordert, weil sonst unsere Sünde Seine Heiligkeit beschmutzt hätte.

Und Gott schmunzelt in meinen Gedanken und sagt: „Glaubst du wirklich, dass mir dieser Schmutz auf meiner strahlend weißen Weste mir auch nur das Geringste bedeutet hätte, wenn ich dich dadurch hätte retten können?“

Und mir wird mit einem Mal klar, dass in der Annahme Pastor Wegerts, die dem allgemeinen Glaubensverständnis der Christenheit entspricht immer noch ein nicht unerheblicher Teil an Nicht-Erkenntnis liegt. Hätte Gott aus diesem Grund seinen Sohn geopfert, dann um trotz der Durchsetzung seines Willens – uns zu seinen Kindern zu machen – letzten Endes sich, also seine weiße Weste, zu retten.

Der Vorgang geht viel tiefer. Die Sünde ist der Tod, denn die Sünde bewirkt ihn. Das hängt damit zusammen, dass es eben nur diese beiden Pole gibt: auf der einen Seite ist Gott und damit das Leben, auf der anderen Seite ist die Sünde, d.h., da ist kein Leben, denn das Leben ist nur bei Gott. Wo also Sünde ist, ist Tod. Umgekehrt: Wenn du auf der Seite Gottes bist, dann ist da keine Sünde. Um es ganz deutlich zu machen: Gott hat die Sünde nicht erfunden, die Sünde ist da, wo Gott nicht ist – es ist das altbekannte Spiel von Licht und Finsternis.

Gott musste also einen Weg finden, uns unauftrennbar, unaufkündbar an sich zu binden, d.h., uns endgültig von der Sünde loszureißen. Der Vorgang musste so gestrickt sein, dass selbst wenn wir sündigen – und wir sündigen! – unsere Sünden nicht an uns haften, der Teflon-Effekt.

Im Glauben an Christus, der alle unsere Sünden trägt, ist dieser Teflon-Effekt. Das Kreuz versinnbildlicht daher nicht die Grenze dessen, was Gott möglich ist zu tolerieren, ohne seine Heiligkeit zu gefährden, ohne das Kreuz gibt es keine Rettung, weil die Sünde uns von Gott fernhält. Egal wie kraftvoll und willensstark er uns nachgeht, egal, wie nahe er uns kommt, wir stehen immer auf der anderen Seite.