Das Wesen der Ewigkeit

Was ist Ewigkeit? Ich kann mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass es sich bei der Ewigkeit einfach um eine endlose Aneinanderreihung von Tagen handelt. Betrachten wir die Schöpfungsgeschichte, so wurde selbst Gott diese Vorstellung am siebten Tage öde und er beendete diese Form („es wurde Abend, es wurde Morgen…“) der Erzählung.

Ewigkeit ist für mich nicht endlos Zeit – endlose Zeit, endlose Wiederkehr des immer Selben, das ist eher Folter für mich – Ewigkeit ist die Abwesenheit von Zeit und an dem Punkt wird es metaphysisch, denn, wenn wir die Ewigkeit betreten, verlassen wir die physische Welt.

Halten wir zunächst als Definition fest:
Ewigkeit ist die Abwesenheit von Zeit.

Zeit ist physisch. Die Zeit begann mit dem Beginn des Universums. Albert Einstein hat – zumindest rechnerisch – bewiesen, dass Raum und Zeit verknüpft sind. Zeit begann also, sobald es einen Raum gab und die Zeit wird enden, wenn es diesen Raum nicht mehr gibt. Hier sind sich ja die Wissenschaftler nicht ganz einig. Wird der Weltraum am Ende kollabieren oder wird er sich in Nichts auflösen? Tatsache ist: Egal ob der Raum nun implodiert oder sich auflöst – wenn er nicht mehr da ist, ist auch keine Zeit mehr da.

Das kann ich auch auf mich anwenden, denn ich habe gewissermaßen eine eigene Raumzeit. Philosophen, Mediziner und Theologen sind sich nicht einig darüber, wann genau dieser Zeitpunkt ist. Zeugung? Geburt? Irgendwann dazwischen? Im vorletzten Jahrhundert behauptete eine Gruppe Philosophen einmal, dass das Leben erst begänne, wenn der Mensch sich seiner selbst bewusst würde und legten diesen Zeitpunkt selbstsicher auf den fünften Geburtstag.

Wir können uns aber zumindest darauf einigen, meine Zeit begann zu dem Zeitpunkt, an dem mein Leben begann. Und meine Zeit endet, wenn mein Leben endet. Und in meiner Zeit schreibe ich heute das Jahr 56 (zuzüglich einiger Monate, Tage, Stunden...).

Die Bibel sagt nun aber, Gott kannte mich schon, ehe er mich im Mutterleib formte. Das heißt, ich habe eine Existenz jenseits meiner Zeit, jenseits der Zeit. Gemäß der oben gemachten Definition komme ich also aus der Ewigkeit in diese Welt. Und – wenn meine Zeit endet – kehre ich wieder in diese Ewigkeit zurück.

Übrigens sprechen nicht erst die späteren Propheten von der Ewigkeit als unserem Ursprung und unserem Ziel:

Das Wesen des Menschen (der Teil, der verbunden mit Gott ist) stammt aus der Ewigkeit Gottes:

„Da bildete Gott der HERR den Menschen, Staub von der Erde, und blies den Odem des Lebens in seine Nase, und so wurde der Mensch eine lebendige Seele.“ (1.Mo 2,7) Wir sprachen bereits im entsprechenden Abschnitt (Noch eine Schöpfungsgeschichte? – 1. Mose 2, 4-25 (23. + 24. Juli)) darüber: Ursprünglich hatte Gott den Menschen bereits mit seinem Geist geschaffen. Die lebendige Seele ist das Leben von Gott.

Und dass der mit Gott verbundene Mensch dazu bestimmt ist in die Ewigkeit zurückzukehren steht bereits in Kapitel 5 desselben Buches der Bibel:

„Henoch ging mit Gott, dann war er nicht mehr da; denn Gott hatte ihn genommen.“ (1.Mo 5,24)

Nun glauben aber Menschen – und manche Beschreibungen der Bibel scheinen ihnen da recht zu geben – nach meinem Tod ruhe ich im Grab, bis Gott mich am jüngsten Tag wiedererweckt. Nach diesem Verständnis gäbe es also eine Zeit zwischen Tod und Auferstehung. Und es gäbe eine weitere Zeit, nämlich die des tausendjährigen Friedensreiches. Das Friedensreich dient ganz offensichtlich der Vollendung der Schöpfung. Die Bibel berichtet von Pandemien, Kriegen und Umweltkatastrophen im Vorfeld, die dann schlagartig mit dem Erscheinen des Herrn enden. Was danach beschrieben wird, klingt aber metaphysisch; ich würde mir daher keinen „tausendjährigen Kalender“ kaufen. Alles was nach dem Erscheinen des Herrn geschieht, ist jenseits unseres Verstandes. Wir wissen nur (glauben daran), dass da noch etwas kommt.

Die Zeit zwischen Tod und Wiedererweckung (Auferstehung) erfüllt den Zweck der „Ruhe“, deshalb spricht Paulus ja auch von den Entschlafenen. Ruhe ist aber etwas Zeitliches, etwas Physisches. Sie erfüllt jenseits der (irdischen) Zeit keinen Zweck – wie es etwa der siebte Tag in der Schöpfung tut, der einen wichtigen Zweck erfüllt. Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass Gott etwas erschaffen hat, was keinen Zweck hat. Und auch die gängige Glaubenspraxis erzählt uns: Die Seele geht unmittelbar nach dem Tod zu Gott. Natürlich gibt es einzelne Glaubensgruppen, die hier anderes annehmen.

Wenn ich wieder die oben genannte Definition von Ewigkeit heranziehe, so bietet mir das auch hier Hilfestellung. Wenn Zeit abwesend ist, gibt es auch keine Reihenfolge, d.h., die alte Ursache – Folge – Relation spielt keine Rolle (mehr).

Die Bibel sagt: Bei Gott sind tausend Jahre wie ein Tag und ein Tag wie tausend Jahre. Das ist – volkstümlich ausgedrückt – die Ewigkeit; zeitliche Begriffe und Abhängigkeiten spielen keine Rolle, da keine Zeit existiert. Das ist für ein physisches Wesen nicht vorstellbar, aber der Satz: Gott plant dein Leben vom Ende her gibt plötzlich einen Sinn, denn während du – hier in der Zeit – auf dein Ziel zusteuerst, hat Gott dich – in der Ewigkeit – bereits umarmt und dir den Platz gegeben, der dir seit Ewigkeiten gehört.

Die Ewigkeit ist vor dir, hinter dir und um dich und Gott ist genau da!

Und dank Christus ist Gott jetzt in diesem Moment auch neben dir, hier in der Zeit.