„Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete,“ (5. Mose 4,2)

„Ich bin kein Lehrer des christlichen Glaubens, sondern ein Schüler!“ Das sollte eigentlich über jedem Text stehen, den ich hier veröffentliche. Was ihr hier findet, das ist das Tagebuch eines Schülers unseres Herrn. Es soll euch Beispiel geben, dass Gott jedem sein Wort offenbart und zugänglich macht, dass Gott sich jedem zuwendet und mit jedem redet, der ihn darum bittet, auch wenn er sich – wie ich – erst sehr spät darum bemüht. Er hat sich nun einmal bei sich selbst geschworen, euch alle zu retten, und was er sagt, das ist Gesetz; erst recht, was er schwört. Und weil Gott mit jedem redet, der ihn darum bittet, schreibe ich auch an anderer Stelle, dass das, was er dir bezüglich einer Bibelstelle sagt für dich persönlich viel wichtiger ist, als alles, was ich hier geschrieben habe und jemals schreiben werde. Rede mit ihm persönlich! Tu es täglich! Hör im zu! Hör auf ihn!

Damit ist auch klar: Alles, was ich hier schreibe, ist der persönliche Versuch einer Auslegung, nicht Hinzufügung.

Das gilt übrigens auch für die Briefe der Apostel. Als Paulus, Petrus und Johannes an ihre Gemeinden schrieben, so schrieben sie ihre Auslegungen bezüglich des damals bekannten Wortes Gottes. Es gab nur die Tora; die Bibel, wie wir sie kennen, entstand erst hunderte Jahre später. Auch die Evangelien waren noch nicht geschrieben! Als Paulus 5. Mose 4 Vers 2 in seine Briefe aufnahm, bezog er sich daher auf die damals bekannte Schrift.

Weder die Briefe, noch die Evangelien sind daher Hinzufügungen. Die Briefe sind Auslegungen der im Alten Bund gemachten Verheißungen unter dem Licht des kurz davor um Jesus, unseren Herrn, Geschehene. Die Evangelien verkünden lediglich den im ersten Bund verheißenen ewigen Bundes als durch Jesus eingesetzt. Da ist nichts Neues hinzugefügt worden, das bereits Verkündete wurde nur durch Erfahrung im persönlich Erlebten bestätigt. Insofern gilt der Satz: „Die Bibel legt sich selbst aus.“

Genau genommen wurde seit Mose dem Wort nichts grundlegend Neues mehr hinzugefügt. Die Propheten legen auf Basis der Beobachtungen ihrer Zeit aus, natürlich, nachdem sie von Gott dazu aufgefordert wurden und von seinem Geist geführt, natürlich geprägt durch eigene Neigung und Bewertung. Selbst Prophezeiungen ändern ursprüngliche Aussagen nicht, fügen auch nichts hinzu, was den Glauben an Gott und seinen Auftrag an die Menschen beträfe. Das gilt noch mehr für die Apostel, die uns im Verständnis des Wortes leiten und es gilt auch für die Evangelien, deren Entstehung unterschiedliche Gründe und die unterschiedliche Zielgruppen hatten. Darum gibt es auch vier davon und nicht nur eins. Sie bilden einen brauchbaren Querschnitt der Verkündigung über Jesus Christus, so dass wir ihn aus verschiedenen Blickwinkeln kennenlernen können.

Auch die beste Predigt ist nicht Lehre, sondern Auslegung. Was dir im Gottesdienst über das Wort Gottes gesagt wird, belehrt dich nicht und bekehrt dich nicht. Es ist eine Inspiration für dich, denn ich stelle immer wieder fest: Etwas mit den Ohren zu hören, löst anderes in mir aus, als wenn ich es lese. Somit ist das Empfangen mit jedem Sinn, der uns dafür gegeben wurde gleich wichtig. Aber Gott allein, in diesem Fall sein Geist, der in uns wohnt, nutzt alle diese Dinge, um uns zu belehren und – wo nötig (und jeder hat das nötig) – zu bekehren.

Auch das von dir (allein oder in einer Gruppe) gesprochene Gebet ist letzten Endes Inspiration. Du sprichst es und du hörst es. Wenn du wirklich betest, dann fühlst du es auch, denn es macht etwas mit dir. Du spürst die ständige Arbeit des Geistes an dir besonders deutlich, während du betest. Das meint Paulus mit den „unaussprechlichen Seufzern“.

Aber ist das jetzt nicht doch „Lehre“, was ich hier über das Beten schreibe? Das kommt auch dich an. Die Jahreslosung für 2025 wird lauten „Prüft alles, das Gute behaltet!“ Alles, was ich hier über das Beten geschrieben habe, betrifft dich und deine Beziehung zu Gott. Du kannst es also ausprobieren und schauen, ob beten in dieser Haltung nicht tatsächlich etwas mit dir macht.

Ist dir das Komma am Ende des Zitates in der Überschrift aufgefallen?

Weglassen von Aussagen, die nicht mehr zur eigenen These passen, ist nämlich eine andere Gefahr, die man mindestens genau so sehr im Auge behalten sollte. Vollständig lautet hier die Bibelstelle:

„Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des HERRN, eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete.“ (5. Mose 4,2)

Und darüber hinaus steht diese Aussage im Kontext alles davor und danach Geschriebenen. Es erhält einen wesentlichen Teil seiner Bedeutung durch seine Position innerhalb der Schrift.

Darum ist es gefährlich, mit einer vorgefassten Meinung oder These nach Zitaten in der Bibel zu suchen, um seinen Standpunkt zu belegen. Das Wort Gottes in der Bibel sind nämlich nicht die einzelnen Wörter, sondern der Geist, die Idee, die durch diese Wörter ausgedrückt wird und die wir uns zu eigen machen sollen.

„Höre, Israel! Der HERR, unser Gott, der HERR ist einzig. Darum sollst du den HERRN, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Und diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen.“ (5. Mose 6,4-6)

Danach kommen Anweisungen, die gewährleisten sollen, dass diese Aufforderung auch über Generationen hinweg Bestand haben wird. Sie sagt aber im Wesentlichen aus, dass wir ein Leben lang versuchen sollen, Gottes Plan für uns zu verstehen. Das ist ein beständiger Auftrag, der nie abgeschlossen ist, solange wir leben.

Und da kommen wir wieder zum Beispiel Gebet, dem persönlichen Gespräch mit Gott. Gott hat im Alten Bund jegliche Kontaktaufnahme mit ihm, sei es eine Bitte, eine Fürsprache oder eine Buße, an ein Opfer gebunden. Wie alles, hat er das nicht getan, weil er einfach zu heilig ist, um über seinen Schatten zu springen; wie alles, hat er das getan, weil er uns kennt und weiß, dass wir diese Vorgehensweise brauchen. Alles, was durch den Willen Gottes geschieht oder nach seinem Willen geschehen soll, geschieht, weil wir das so brauchen.

Die alten Israeliten mussten ein Blut-, Brand- oder Speiseopfer bringen, um sich selbst zu vergewissern: Es ist nicht irgendein automatisiertes Ritual, es ist Gott, der dies bewirkt – das Opfer musste sorgfältig ausgewählt, das Anliegen bewusst (durch Auflegen der Hand) an das Opfer übertragen werden und durch den Rauch stieg das Anliegen – das Gebet – dann in den Himmel auf. Die Israeliten waren ehrlich genug, in der Schrift detailliert zu beschreiben, dass sie das zu Zeiten des Alten Bundes nie wirklich verstanden hatten und stattdessen das Augenmerk immer mehr auf das Ritual konzentrierten.

Unser Opfer ist Jesus. Er ist, so beschreiben es die Evangelien, wie auf einer Wolke (Rauch) in den Himmel aufgestiegen, genauer emporgehoben worden. Nur weil wir das glauben, können wir unsere Anliegen ohne weiteres Opfer vor Gott bringen. Gott hat uns einen – zu einem realen Zeitpunkt der Weltgeschichte – sichtbaren, hörbaren und fühlbaren Mittler gegeben, so dass wir nicht mehr an Symbole gebunden sind. Dieses Opfer hat Gott UNS zum Beweis der Wahrheit seiner Zusagen gemacht. Der Glaube an dieses Opfer ist der Dreh- und Angelpunkt unserer Beziehung zu Gott. Ohne Glaube daran gibt es letzten Endes keine Beziehung, denn ich kenne Gott nicht und kann daher von meiner Seite aus keine Beziehung aufbauen. Aber Gott kennt mich und er etabliert eine Verbindung, die von seiner Seite aus gesichert ist und gehalten wird – und ich profitiere davon, weil ich das glaube. So ist Gott!

Mit diesem Gedanken, mit dieser Einsicht, sehe ich heute ein Erlebnis mit diesem Gott anders, das ich zu Beginn dieser Reise vor rund sieben Jahren hatte.

An anderer Stelle berichte ich davon, wie Gott mich dreimal – gefühlt, im Geiste – unter das Kreuz Jesu gestellt und mich mit meinen Gefühlen dazu konfrontiert hat. Ich war jedes Mal am Boden zerstört, fühlte mich endlos schuldig und gleichzeig von dem, gegen den ich mich schuldig gemacht hatte unendlich geliebt. Ein Zwiespalt, ein Widerspruch in mir, der kaum auszuhalten war.

Heute erkenne ich: Gott hat hiermit die Verbindung zwischen uns für mich spürbar etabliert. Er hat mir verdeutlicht, wie und warum das überhaupt funktioniert. Er ließ mich an diesen drei Tagen erkennen, dass nicht ich es bin, sondern dass er es ist, der hier den Kampf um mich geführt und gewonnen hat. Er hat mir gezeigt, warum ich mich auf das verlassen kann, was ich seither erlebe. Ich habe bei diesen drei Momenten meinen Erlöser gesehen und gespürt und kenne – durch den Willen Gottes – Wesen und Grund unserer Verbindung. Es wird wenigstens in diesem einen wesentlichen Punkt keine Missverständnisse zwischen uns geben.

 

Related Articles