1. Samuel 12 (19. August)

Doch Samuel gießt ein bisschen Wermut in den Wein als er das Wort auf dieser Feier ergreift. Um deutlich zu machen, dass ihm die folgenden Worte sehr ernst sind, lässt er sich vor Gott und dem König als Zeugen vom Volk durch fünf Fragen bestätigen, dass er in den vergangenen Dekaden sein Richteramt treu und gewissenhaft ausgeführt habe und immer bei der Wahrheit geblieben sei.

Die nun folgende Rede klingt fast wie ein hohepriesterliches Gebet jener Zeit, denn sie beginnt mit der Geschichte Israels mit ihrem Gott und handelt von der Treue Gottes zu seinem Volk und der Untreue des Volkes gegenüber ihrem Gott. Der vorläufige Gipfel ihrer Untreue sein nun im Verlangen nach einem weltlichen König gefunden, den sie im letzten Kampf angerufen hätten, statt des ewigen Königs, ihrem Gott. Gott sei wegen dieser neuerlichen Enttäuschung aber nicht verbittert und entlasse sie in die vermeintliche Freiheit. Um unter Gottes Schutz und Segen zu bleiben, müssten sie aber weiterhin die ihnen von ihm gegebenen Gesetze einhalten, und zwar nicht der Form nach, sondern als Herzenshaltung.

Gleichzeitig gibt Samuel seinen Rückzug vom Amt des Richters auf und verweist auf seine Söhne. Da König Saul auch eine unmittelbare Folge der unzuverlässigen Söhne Samuels ist, können wir davon ausgehen, dass Richter zukünftig keine große Rolle mehr spielen werden. Das Richteramt wird, wie bei anderen Nationen auch, an den König fallen, der bei Bedarf seine eigenen Richter vor Ort ernennt und entlässt. Da hat sich ja im Grunde auch nichts geändert, denn vorher war Gott der König Israels und hat seine Richter ernannt. Anderer König – andere Richter.

Gott gibt dem Volk etwas Leine, zieht aber gleichzeitig eine rote Linie und bestätigt damit, was wir in den vorherigen Kapiteln beobachten konnten: Gott macht seinen Segen nicht an Äußerlichkeiten, wie der Staatsform, fest. Er schaut dafür ins Herz des Einzelnen. Auch die Liebe Gottes funktioniert letzten Endes nicht als Einbahnstraße.

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