Vorbemerkungen

Jakobus stammt aus der Familie Jesu, ist also einer seiner Brüder. Bis zum Tod Jesu am Kreuz war Jakobus gläubiger Verfechter des Alten Bundes, erst nach dessen Auferstehung bekehrte er sich zur Frohen Botschaft und wurde sogar Botschafter.

In diesem Brief wendet er sich an die zwölf Stämme Israels in der Zerstreuung. Dies macht deutlich, dass nach der Niederwerfung Israels durch Nebukadnezar das Volk Gottes nie mehr in einem Land vereint war, auch wenn Jerusalem 70 Jahre später wieder aufgerichtet wurde. Die Zerstreuung seines Volkes in der Welt bleibt die sichtbare Narbe bis zu dem Tag, an dem Gott alle seine Kinder in seinem Reich versammeln will. Die Zerstreuung seines Volkes bereitet, neben dem von den Römern gut ausgebauten Straßennetz, aber auch seinem Wort, also dem Ruf zum Heil durch Christus, den Weg und einen fruchtbaren Boden in der Welt. Ja, auch im Übel der Welt kann man mit bereitem Herzen den guten Plan des Vaters entdecken.

Beim ersten Lesen des Jakobusbriefes, insbesondere nach dem Gruß zu Beginn „an die zwölf Stämme“, dachte ich zunächst – wieder einmal: Ist dieser Brief für die neuen Gemeinden denn überhaupt von Belang?

Jakobus 1 (31. Oktober + 1. November)

Jakobus grüßt die zwölf Stämme in der Diaspora. Mit der Niederschlagung Israels durch den babylonischen König, beschrieben am Ende von 2. Chronika, machte Gott nicht nur seine Drohung wahr, sein Volk unter die Heiden zu zerstreuen, wenn es ihm untreu würde, er bereitete damit auch seinen Ruf zur Heimkehr an alle seine Kinder in der Welt vor. Auch wenn die Juden in der Diaspora in Treue zum Gesetz unter sich blieben, wurden sie nach der Auferstehung Christi doch auch zu Stützpunkten Gottes in der heidnischen Welt.

Jakobus, selbst gläubiger Jude, der „bis zum Schluss“ an der Verkündigung der Heils- und Gnadenbotschaft seines Bruders zweifelte, weiß um die Ängste und Verwirrung, welche die Verkündigung des Lichts bei seinen Glaubensbrüdern und -schwestern ausgelöst hat und holt sie an dem Punkt des Glaubens ab, an dem sie sich nun, rund 12 Jahre nach dem Ereignis befinden.

Jakobus 2 (2. + 3. November)

Nach den vorbereitenden Worten in Kapitel 1 gibt Jakobus nun „Butter bei die Fische“

Unser Herr Jesus Christus hat die Frohe Botschaft allen Menschen verkündet und das Heil allen Menschen versprochen, die an ihn glauben. Darum kann auch der gläubige Christ keinen Unterschied im Ansehen von Personen machen, sie sind alle Kinder Gottes, egal ob arm oder reich. Heute kennt man das Sprichwort: „Nach oben buckeln, nach unten treten!“ Ein Christ erkennt darin eine grundfalsche Haltung.

Jakobus 3 (4. November)

„Nicht das, was zum Mund hineinkommt, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Mund herauskommt, das verunreinigt den Menschen.“ (Mt 15,11)

Mit diesem einfachen Satz brachte Jesus es auf den Punkt; die Zeilen 1 – 12 dieses Kapitel greifen diese Aussage auf – die Kraft des Wortes. Was ein Mensch denkt hat Einfluss auf das was er redet – aber was ein Mensch redet beeinflusst auch seine Gedanken. Mit gedachten oder gesprochenen Worten verändern wir uns und die uns umgebende Welt im Positiven wie im Negativen. Das Wort stand am Anfang der Schöpfung, das Wort wird sie auch vollenden.

Jakobus 4 (5. + 6. November)

„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Sammelt man auch Trauben von Dornen, oder Feigen von Disteln?“ (Mt 7, 16)

Jede Weisheit bringt ihre eigene Sprache hervor. Himmel und Welt sind durch die Sprache getrennt, auch wenn in der Welt für beide teilweise dieselben Wörter verwendet werden.

Jakobus 5 (7. November)

 

„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo die Motten und der Rost sie fressen und wo die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo weder die Motten noch der Rost sie fressen und wo die Diebe nicht nachgraben und stehlen! Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.“ (Mt 6, 19-21)

Jakobus warnt zunächst die Reichen, die sich in ihrer Gier an den Löhnen ihrer Arbeiter bereichert haben. Die aktuelle Entwicklung bei der globalen und sozialen Verteilung der Vermögen zeigt wie brandaktuell diese Warnung ist. „Gewinne privatisieren aber Verantwortung sozialisieren“ ist nicht der Weg Gottes! Leben auf Kosten der Zukunft, leben auf Kosten des Nächsten – sei es ein Mitbürger im eigenen Land oder ein Mensch eines anderen Landes in Armut und/oder Krieg – ist nicht der Weg Gottes! Der angehäufte Wohlstand kann nicht in das nächste Leben mitgenommen werden, die angehäufte Schuld bleibt aber in Ewigkeit.