Aus der Hand Gottes – Psalm 72 (2. – 4. Dezember)
In Psalm 72 bittet David Gott für seinen Sohn Salomo. Gott soll ihn segnen und groß machen in der Welt. Das ist kein ungewöhnlicher Wunsch; alle Eltern wollen nur das Beste für ihre Kinder.
In Psalm 72 bittet David Gott für seinen Sohn Salomo. Gott soll ihn segnen und groß machen in der Welt. Das ist kein ungewöhnlicher Wunsch; alle Eltern wollen nur das Beste für ihre Kinder.
„Bei dir, o HERR, habe ich mich geborgen, lass mich nicht zuschanden werden in Ewigkeit!“ (Ps 70, 1)
Doch zunächst wettert David noch einmal in Psalm 70 gegen seine Feinde, die ja dadurch auch Feinde seines Gottes seien. Gleichzeitig betont er den Jubel derer, welche die Größe Gottes anerkennen.
Im Gegensatz zu Psalm 68 ist hier eindeutig, welche Emotionen David zu diesem Psalm trieben. Er war verzweifelt, vielleicht depressiv aufgrund einer länger andauernden Krankheit, welche die Welt um ihn herum noch bedrohlicher erscheinen ließ, als sie es ohnehin schon war.
Was mag in Davids Leben geschehen sein, das ihn zu diesem Psalm inspirierte?
Er singt vom Sieg Gottes über alle Ungerechtigkeit der Welt. David ist euphorisch! Er sieht den Auszug aus Ägypten als Vorschatten über eine viel umfassendere, eine endgültige Befreiung. Der Machtantritt Gottes über seine Schöpfung markiert gleichzeitig das Ende der bisher bestehenden Macht- und Besitzverhältnisse auf dieser Welt. Gott, der Herrscher der höchsten Gerechtigkeit, regiert über die ganze Welt.
„Die Nationen sollen sich freuen und jauchzen, weil du die Völker recht richtest und die Nationen auf Erden führst.“ (Ps 67,5)
Man kann diesen Psalm auf den Anbruch des tausendjährigen Friedensreiches beziehen. Wenn das Volk, das Gott sich sammelt dort Einzug hält, wird genau das geschehen. Doch der Psalm beginnt mit der Bitte um Gottes Segen und Gegenwart und wovon David nur in Visionen träumen konnte, ist heute Wahrheit.
Der Richterspruch ist bereits gesprochen!
„Jauchzt Gott zu, alle Länder der Erde! / Spielt zur Ehre seines Namens! Verherrlicht ihn mit Lobpreis!“ (Ps 66, 1-2)
Aufforderung oder Prophetie?
David besingt die Befreiung Israels aus dem Land Ägypten, doch warum sollen dann alle Länder der Erde Gott verherrlichen? Dies macht nur dann Sinn, wenn die Rückschau gleichzeitig Vorschau ist, wenn das, was bereits geschehen ist nur ein Vorschatten dessen ist, was noch kommt.
„Sündenlasten, die mir zu schwer sind, unsere Frevel, nur du kannst sie sühnen. Selig, den du erwählst und in deine Nähe holst, in deinen Höfen darf er wohnen.“ (Ps 65, 4-5)
Ja, Gott sühnt unsere Sünden, denn er hat Frieden beschlossen zwischen ihm und seinen Kindern. Wir befinden uns in einer Zwickmühle! Die eigenen Wege, die eigenen Entscheidungen sind uns heilig; das ist die Sünde, die uns von Gott trennt. Das ist die Sünde, die wir nicht überwinden können, weil sie uns quasi in den Genen liegt.
Der Mensch ist, wie Gott ihn geschaffen hat und nur er weiß, wofür diese Eigenwilligkeit unseres Geistes einmal gut sein wird. Doch damit sie nicht mit dem irdischen Leben endet, sondern zum Ziel führt, muss Gott selbst leisten, was uns nicht möglich ist. Er überwindet den für uns unüberwindlichen Graben. Er stellt die Einheit her, nach der wir zwar suchen, die wir über eigene Willenskraft und Eigenleistung aber niemals erreichen können.
„Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26,28)
David spricht vom schlimmsten Feind, der üblen Nachrede. Auch Jesus warnt uns, dass die Sünde im Kopf beginnt. Gedanken formen Worte, Worte führen zu Taten. Wir erleben es täglich!
Jesus sagt „Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten.“ (Mt 7, 17-18)
Wir sollten danach trachten, gute Bäume zu sein, d.h., wir sollten gute Gedanken fördern und schlechten Gedanken auf den Grund gehen, mit dem Ziel sie loszuwerden. Oftmals wäre es sinnvoll, Gott nicht zu bitten unsere Geschicke zu lenken, sondern unsere Gedanken.
„Gott, mein Gott bist du, dich suche ich, es dürstet nach dir meine Seele. Nach dir schmachtet mein Fleisch wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.“ (Ps 63, 2)
Auch hier ist Jesus die Antwort auf dieses Flehen, wenn er der Samariterin am Brunnen sagt „wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt.“ (Joh 4,14)
Die Vielzahl an Religionen zeigt doch, im Menschen wohnt eine Seele und die sucht nach Gott. Sobald wir etwas in dieser Welt finden, das uns anbetungswürdig erscheint, erheben wir es zu einer Gottheit. Doch es ist eine irdische Macht, ihre Kraft ist beschränkt und bald begibt sich die Seele wieder auf die Suche.
Sobald wir aber zum wahren Gott vorstoßen, so verspricht uns Jesus, wird nicht nur unsere Suche für immer beendet sein, wir selbst werden für andere zum Brunnen, zu einer Oase in dieser Wüste der Suchenden.
„Bei Gott allein wird ruhig meine Seele, von ihm kommt mir Rettung. Er allein ist mein Fels und meine Rettung, meine Burg, ich werde niemals wanken.“ (Ps 62, 2-3)
Wenn Jesus uns sagt „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.“ (Mt 5,14) fordert er von uns die hier von David beschriebene Haltung. Aus dem in Psalm 61 genannten Vertrauen in Gott erwächst die hier besungene Ruhe für die Seele. Durch dieses Vertrauen sind wir fest verankert im Fels. Wir sind die Stadt, die – oben auf dem Berg – den Stürmen der Welt trotzt.
Unsere auf dem Vertrauen in Gott gewachsene Ruhe ist das weithin sichtbare Licht in dem seine Macht sichtbar wird.