Die Stiftshütte, das Haus Gottes, ist sowohl Bild für die neue Religion als auch für das Werk Gottes an der Schöpfung. Viele Hände, Füße, Augen, Ohren und Münder arbeiten an diesem Werk Gottes, ganz nach dessen Wort und Anweisungen und ganz nach dem Motto "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben" (Joh 15,5). Genauso funktioniert die Gemeinschaft der Freunde Gottes! Irgendwann stellt Mose fest, dass mehr Material zusammenkommt als für die Stiftshütte benötigt wird. Solange alle sich vom selben Geist (Gottes) führen lassen, solange herrscht Überfluss in dieser Gemeinschaft. Die Gemeinschaft mit Gott ist Segen.
„Ich kenne dich mit Namen.” (2.Mo 33,17) – So drückt Gott Freundschaft mit einem Menschen aus!
Und diese Freundschaft, die Gott zu dieser Zeit nur mit Mose pflegt, ist mit einigen überraschenden Privilegien verbunden. So lässt sich der allmächtige, alles beherrschende, die ganze Schöpfung regierende Gott auf Wünsche und Forderungen des Freundes ein, natürlich auf alle, die dieser zur Erfüllung des Auftrages braucht, aber auch auf solche, welche die Beziehung zueinander vertiefen können.
Bilder der Anbetung – 2. Mose 32,1 – 33,11 (28. Februar – 3. März)
Gott hat Zeit – wesentlich mehr Zeit, als der Mensch Geduld hat.
Als Mose lange nicht vom Berg zurück kommt, fordern die Hebräer von Aaron, ihrem Hohepriester, ihnen einen Gott zu machen, den sie anbeten können. Und Aaron gehorcht. Er sammelt Gold aus dem Volk und formt daraus ein goldenes Kalb, das er auf einen Altar stellt. So entsteht der erste Gottesdienst zu Ehren eines Götzen vor dem ersten Gottesdienst zu Ehren Gottes und der erste Bundesbruch durch das Volk ehe ihnen die Bundestafeln mit dem Vertrag ausgehändigt wurden.
Mose ist immer noch auf dem heiligen Berg. Gott beschreibt ihm nun womit und wie das Volk seinen Gott im Einzelnen zu ehren habe. Hier geht es nicht um Glauben, sondern um Gehorsam. Gott gründet eine Religion, also äußere Zeichen, spezielle Dienste und Abfolge von Zeremonien, mit denen der Bund ständig erneuert wird und somit erhalten bleibt. Eine neuer Stand wird gegründet, der die Einhaltung dieser Regeln überwacht und sie auch selbst organsiert und durchführt – die Kaste der Priester.
Natürlich lässt sich jeder einzelne aufgeführte Punkt direkt oder indirekt auf Jesus Christus beziehen, doch das war sicher nicht der einzige Grund für die Einführung einer Religion. Die Hebräer kamen aus einer Gesellschaft, die tief in ihrer eigenen Religion verwurzelt war, einem Staat, der im Grunde nur durch seine Religion und deren Priester funktionierte und existierte. Die Hebräer würden aber auch in ein Land kommen, in welchem die Menschen sich in eigenen Religionen organisiert haben.
Die Nationen jener Zeit definierten sich über die gemeinsame Religion, die damals die Funktion einer Verfassung hatten. Ohne eine eigene Religion würde das Volk von den Völkern, auf die es treffen würde verschluckt werden, die gerade gefundene Identität ginge genauso schnell wieder verloren. Gott nutzt die Religion als damals gebräuchliches Werkzeug, um die Menschen an sich zu binden. Er weiß natürlich, dass er als Gott der Befreiung im Alltag mit all den Problemen und Sorgen einen schweren Stand bei den Menschen haben wird, denn Freiheit spielt in Freiheit keine große Rolle, ein Gott der Befreiung wird vor allem in der Gefangenschaft angebetet. Eine Religion ist identitätsstiftend und daher unverzichtbar. Erst anhand einer straff organisierten Religion können Priester überprüfen, ob sich das Volk noch auf dem Pfad des Bundes bewegt oder diesen verlassen hat.
Somit stiftet Gott diese Religion als Anfang des gemeinsamen Weges, wohl wissend, dass das Volk diesen Weg bei der erstbesten Gelegenheit verlassen wird. Darum lässt er sich auch darauf ein, dass Könige und Propheten den gescheiterten Bund immer wieder durch neue Absichtserklärungen einseitig erneuern. Gott hat am Sinai eine Entwicklung initiiert, an deren Ende ein Volk von Priestern im Reich der Himmel stehen wird. An diesem Punkt wird keine Religion mehr benötigt werden, denn die Herrlichkeit Gottes ist dann offenbart.
Darum muss allen ständig bewusst sein: Keine Religion ist absolut und ewig! Jede Religion beschreibt die Erfahrung der Gläubigen zu einem bestimmten Zeitabschnitt der Entwicklung. Sie scheitert, sobald ihre Rituale nicht mehr in die Erfahrungswelt der Gläubigen passen. Die Hüter einer Religion tun daher gut daran, sich nicht an ihre überlieferten Ordnungen und Rituale zu klammern. Die einzige unveränderliche Ordnung ist das Wort Gottes selbst (das es zum Zeitpunkt dieser Religionsstiftung ja noch gar nicht gab, zumindest nicht in allgemein verfügbarer Form), das aber immer wieder neu erschlossen werden muss.
Wenn ihr das Wort Gottes lest, lest es jedes Mal so, als ob es das allererste Mal wäre! Als ob es niemand vor euch gesehen hätte.
Gott gibt Mose die Bundesgesetze und Beispiele der Anwendung.
Der erste Teil der Gesetze beschreibt dabei, wie das Volk auf Gott sehen soll. Es waren viele Götter – einschließlich dem Pharao selbst – dem die Hebräer in Knechtschaft dienen mussten. Gott zieht hier ein strikte Grenze. Vor keinem dieser Götter noch vor den Göttern anderer Völker oder Göttern, die sie sich vielleicht selbst schaffen könnten dürfen sie sich jemals wieder in Ehrerbietung verbeugen. Sie sind ab sofort Eigentum des Gottes von Abraham, Isaak und Jakob, eines einzigen Gottes also, Volk des Gottes, der sie aus der Knechtschaft führte. Dann erklärt Gott, wie sie sich gegenüber ihren Mitmenschen verhalten sollen. Last but not least verlangt er von ihnen Genügsamkeit, anders ausgedrückt: Sie sollen sich nicht mit anderen vergleichen und auf diese Weise Mangel empfinden, wo keiner ist.
„Mir gehört die ganze Erde, ihr aber sollt mir als ein Königreich von Priestern und als ein heiliges Volk gehören.” (2.Mo 19, 5-6)
Die Hebräer lagern in der Wüste Sinai vor dem Berg. Mose steigt hinauf, um Zwiesprache mit seinem Gott zu halten – und Gott kündigt seinen Bund mit dem Volk an.
Ganz nebenbei erfahren wir, dass Mose Frau und Kind wieder heim zum Schwiegervater geschickt hatte, denn hier kommt die liebe Familie mit demselben zu Besuch.
Mose erzählt, was Gott alles in der Zwischenzeit bewirkt hat und Jethro ist voll Erstaunen und Bewunderung über die Größe des Gottes und gibt Gott sofort ein Tieropfer zum Dank. Manchmal braucht es einfach den Blick von außen um die Größe eines Momentes wahrhaft erkennen zu können.
Auf in den Kampf! – 2. Mose 17, 8 – 16 (31. Januar)
„Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels; denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen [Mächte] der Bosheit in den himmlischen [Regionen]. Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alles wohl ausgerichtet habt, euch behaupten könnt. So steht nun fest, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit, und die Füße gestiefelt mit der Bereitschaft [zum Zeugnis] für das Evangelium des Friedens. Vor allem aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt, und nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist, indem ihr zu jeder Zeit betet mit allem Gebet und Flehen im Geist” (Eph 6,11-18)
Wenn König Amalek seine Soldaten gegen die Hebräer schickt, dann ist freilich auch die ganz herkömmliche Waffenrüstung aus Schild, Speer und Schwert angesagt. Doch ganz ohne den weisen Rat des Paulus denkt Mose auch an die andere Waffenrüstung. Er steht auf dem Berg und fleht bei seinem Herrn um den Sieg. Josua und seine Mannen sind letzten Endes siegreich gegen Amalek, doch in der Schilderung des Kampfes wird deutlich, dass dies nur durch den Willen Gottes geschah.
Das Hauptproblem bei einem Marsch durch die Wüste ist das Wasser und so geht den Israeliten bald das Wasser aus. Man könnte nun annehmen, dass das Volk – nachdem es gerade das Wunder am Schilfmeer am eigenen Leib erfahren hat – voll Vertrauen Gott um Wasser bittet, doch weit gefehlt. Wieder beschweren sie sich über die schlechte Führung und undurchdachte Organisation der Aktion bei Mose; erst recht, als sich das entdeckte Wasser als ungenießbar herausstellt. Mit einem „eher unbedeutenden” Wunder, einem herumliegenden Stückchen Holz, das Mose auf das Geheiß Gottes hin ins Wasser wirft, wird dieses rein. Gott nutzt die Gelegenheit, seinem Volk noch einmal seinem Schutz und seiner Fürsorge zu versichern, solange sie sich an seine Gebote halten.
Nachhaltig ist diese Lehre aber nicht bis in die Köpfe und Herzen des Volkes vorgedrungen.
„So ließ sie Gott einen Umweg machen” (2.Mo 13,18)
Gott führt sein Volk nicht über den direkten Weg nach Kanaan. Er gibt Mose die Anweisung umzukehren, einen riesigen Bogen zu schlagen und das Volk in eine scheinbare Sackgasse zu führen. Dort will er dem Pharao, der durch dieses Umherirren der Israeliten verführt werden wird, sein Versprechen zu brechen, seine Macht spüren lassen.