„Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems: Erregt und erweckt nicht die Liebe, bis es ihr gefällt!“ (Hld 2,7)
König Salomo schrieb dieses Lied auf die Liebe zwischen ihm und Sulamit. Es ist sehr fraglich, ob er mit diesem Song wirklich einen Lobpreis für Gott im Sinn hatte und doch hat es der Text – der einzige Liedtext, der von Salomo erhalten blieb – in die Bibel geschafft.
Die Redaktion rechtfertigt die Aufnahme des hocherotischen Textes damit, dass Salomo hier als Bild für Christus und seine Braut Sulamit für die Braut Christi, also die Gemeinschaft der Christen und damit in der persönlichen Erfahrung für jeden einzelnen und jede einzelne in dieser Gemeinschaft steht. In diesem Sinne wäre der Glaube eben keine Ableistung von Pflichten, sondern eine sinnliche Erfahrung und beim Lesen fragt man sich als erstes, wie sich daraus – und aus einem den Menschen und ihrem Leben zugewandten Anführer – eine so lebens- und weltabgewandte Religion entwickeln konnte. Es ist ein im wahrsten Sinne des Wortes himmelweiter Unterschied zwischen „das von Gott geschenkte Leben