Wiedervereinigung (II) – 1. Mose 46 – 50 (5. – 13. Oktober)
Nachdem Gott selbst dem Jakob in einer Vision den Segen für den Umzug nach Ägypten gegeben hat, geht es ohne weiteres Zögern mit Sack und Pack zum Sohn. Joseph empfiehlt ihnen, sich beim Pharao als Viehzüchter vorzustellen, denn Schafshirten seien den Ägyptern verhasst. Diese Einstellung ist nachvollziehbar. Das Ägypten jener Zeit war bereits eine Hochkultur, d.h., traditionell war man sesshaft, d.h. entweder bewirtschaftete man Farmland oder man züchtete auf eigenem Grund und Boden Vieh. Hirten waren Nomaden, d.h., sie durchstreiften auf ihren Wegen immer wieder fremdes Land und schädigten mit ihrem Vieh fremde Acker- und Weideflächen.
Trotzdem stellen sich die Brüder Josephs als Schafshirten vor. Vielleicht war ihnen der Unterschied nicht bewusst, auf jeden Fall haben sie damit erreicht, dass die gesamte Sippe in Ägypten unter sich bleiben und sich nicht mit der fremden Kultur vermischen wird.
Die Familie Jakobs darf sich wie versprochen im Land Gosen niederlassen und gedeiht dort prächtig.
Als Jakob 147 Jahre alt ist, geht es für ihn ans Sterben und seine Familie versammelt sich um ihn. Zunächst nimmt er Joseph den Eid ab, ihn zu Hause im Grab Abrahams zu beerdigen. Dann segnet er die beiden Söhne Josephs, als wären es seine Söhne, und er segnet auch die Zwölf, nicht ohne ihnen Prophezeiungen für die Zukunft ihrer Familien – der zukünftigen Stämme des Volkes Israel – mit auf den Weg zu geben. Dann stirbt er.
Joseph stirbt mit 110 Jahren; auch er nimmt seinen Kindern den Eid ab, seine Gebeine bei der Rückkehr ins gelobte Land mitzunehmen und dort beim Vater zu bestatten.
In diese Rahmenhandlung sind verschiedene Lehren für uns eingebettet.
Auch hier folgt wieder ein Überblick über den Stammbaum des Hauses Jakob/Israel. Das Volk Israel ist von Beginn an vermessen und gezählt. Diese Art der Aufzählung erinnert uns an das Buch des Lebens, in welches Gott unsere Namen eingetragen hat.
Jakob segnet den Pharao. Wir, die Auserwählten und Kinder Gottes, sind ein Segen für die gottlose Welt. Zwischen uns und Gott steht niemand über uns, dem wir gehören würden.
Als die Hungersnot weitergeht, erwirbt Joseph für den Pharao von den Ägyptern nacheinander ihr Vieh, ihr Land und schließlich sie selbst im Tausch für Getreide. Am Ende sind alle Ägypter Leibeigene des Pharao und ihm tributpflichtig; das ist der Preis für ihr Leben. Gott hat viele Generationen später sein Volk aus der Hand des Pharao befreit. Die Israeliten wurden dafür ebenfalls tributpflichtig, wobei der Tribut dem Lebensunterhalt der Priester diente.
Christus hat uns alle erworben; er hat mit seinem Leben bezahlt, um unseres zu retten. In diesem finalen Heils- und Rettungsplan Gottes steht also nicht nur unsere Rettung durch Gott, der fällige Tribut wurde ebenfalls von Gott bezahlt.
Alles Mühen Josephs hilft nichts, Jakob segnet Ephraim, den jüngeren Sohn Josephs zuerst. Auch er bekam damals – wenn auch durch eine Gaunerei – als der Jüngere den väterlichen Segen und setzt diese Tradition nun fort. Gleichzeitig missachtet er aber auch die lange überlieferte Tradition, wonach der väterliche Segen auf den Erstgeborenen übergeht. Seine Äußerungen deuten darauf hin, dass dies jedoch auch nach dem Willen Gottes so geschieht. Wieder einmal seheh wir, dass Gott die Traditionen der Menschen nicht beibehält, wenn sie nicht in seinen Plan passen. Niemals sollten wir von uns als Recht und Gesetz niedergeschriebene Tradition höher achten als den Willen Gottes.
In einer langen Abschiedsrede blickt Jakob auf das Leben seiner Söhne zurück und leitet aus ihrem bisherigen Weg ihre in den meisten Fällen nicht sehr glorreiche Zukunft ab. Gut weg kommen nur Juda und Joseph. Aus Juda wird einst der Messias kommen; dies ist auch bereits Teil der Prophezeiung Jakobs. Die „Adoption“ der beiden Erstgeborenen Josephs macht aus ursprünglich zwölf Stämmen sogar dreizehn. Da die Leviten als die Priester Gottes später einmal kein Land bekommen werden, sind wir wieder bei zwölf, unter denen das gelobte Land aufgeteilt wird. Bemerkenswert: Auch die von Jesus ausgewählten zwölf Apostel erhalten später mit Paulus, dem dreizehnten, eine entscheidende Verstärkung.
Die Brüder trauen nach dem Tod des Vaters dem Frieden nicht und fürchten eine späte Rache Josephs. Der erklärt ihnen freundlich, dass alles, was geschehen ist, Teil des Planes Gottes war, er für die Fügungen Gottes dankbar ist und sie deshalb von ihm nichts zu befürchten hätten. Es ist das klassisch „Friede sei mit euch!“, das wir von Jesus kennen. Auch er wurde von seinen Brüdern, dem Volk Israel, verraten. Doch auch diese erfüllten nur die Vorsehung Gottes. Das macht die Tat nicht gut, doch nach dem Willen Gottes wird Friede herrschen zwischen ihm und seinem Volk. Menschen, die sich zum Messias bekennen, haben diese Tatsache in der Geschichte immer wieder vergessen. Ja, die Tat war böse und die Täter sind schuldig vor Gott, aber das gilt für alle Menschen. Keiner hat Anlass sich zum Richter über andere zu erheben, aber auch keiner, der sich zu Christus bekennt muss ihn als Richter fürchten.
Wir haben Frieden mit Gott.