Schon in Kapitel 25 war eine Veränderung im Wesen Davids festzustellen. Die andauernde Flucht und Bedrohung durch den amtierenden König hatten ihn härter gemacht; David mutierte zum Schutzgelderpresser. In Kapitel 27 erfahren wir von einer weiteren Veränderung: David lernt mehr und mehr, sich nur noch auf sich selbst zu vertrauen. Während ein Mensch, der auf Gott vertraut, schlimmstenfalls in die Hände des Allmächtigen fallen kann, nehmen sich die anderen ausschließlich in Relation zur Übermacht der übrigen Welt wahr.
So beschließt David, sich dieser Übermacht durch Sauls Armee durch Flucht nach Gat, dem Land der Philister – also dem ursprünglichen Erzfeind – zu entziehen. Da der Aufenthalt dieses Mal länger dauern soll, stellt er sich aber nicht blöd wie beim letzten Mal, sondern spielt den Überläufer. Er überzeugt Achis, den König der Philister, ihm die an Juda angrenzende Region Ziklag zu übertragen. Von dort unternimmt er Überfälle ins Umland und verkauft es dem König als Überfälle gegen Israel. Um zu verhindern, dass der König etwas anderes erfährt, lässt er immer die gesamte Bevölkerung umbringen.
Ein finsteres Kapitel. Auch David hat sich von Gott abgewandt, seine Existenz gründet sich nun auf Täuschung, Raub und Mord. Die Seele des Schützling Gottes dürfte in dieser Phase seines Lebens großen Schaden genommen haben und vermutlich hat er sich die meiste Zeit allein und verlassen gefühlt, selbst wenn ihm seine Mannen nach jedem erfolgreichen Raubzug freudig zugejubelt haben dürften.
Eine Warnung an jeden von uns: Suche zu jedem Zeitpunkt den Kontakt zu deinem Gott, denn der ist nicht selbstverständlich und muss wie zwischen Menschen ständig gepflegt werden. An dieser Stelle lohnt sich daher der Blick aufs Original: Die Bibel berichtet, wie sich Jesus immer wieder zurückzog, um Zwiesprache mit dem Vater zu halten. Nur so konnte er durch einen vitalen Kontakt in seiner finstersten Stunde, kurz vor der Verhaftung, Kraft gewinnen und auf dem ihm vorgegebenen Weg bleiben.