2. Chronika 1 (16. August)

„Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen?, oder: Was werden wir trinken?, oder: Womit werden wir uns kleiden? Denn nach allen diesen Dingen trachten die Heiden, aber euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles benötigt. Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles hinzugefügt werden!“ (Mt 6, 31-33)

Offizieller Amtsantritt des neuen Königs; Salomo versammelt alle Obersten und Richter des Landes und beginnt seine Regentschaft mit einer großen Opferzeremonie vor der Stiftshütte. Als direkte Antwort erscheint ihm nachts Gott um ihm seinen größten Wunsch zu erfüllen. Und was wünscht sich Salomo? Nachdem er seinem Gott gedankt hat für all die bis zu diesem Punkt gehaltenen Zusagen, wünscht er sich Weisheit und Erkenntnis, um das Volk Gottes nach dessen Weisungen und Ratschluss führen zu können. Gott ist begeistert vom neuen König und verspricht ihm über dies hinaus, ihn auch mit all dem im Übermaß zu versorgen, was sich Menschen so wünschen, also Reichtum, Macht und Ansehen.

Betrachten wir die Einzelheiten

Salomo beginnt seine Regentschaft mit einer Opferzeremonie. Das war in jener Zeit sicher nicht unüblich; auch die Könige in den anderen Nationen haben zum Amtsantritt sicherlich ihren Göttern geopfert. Dass Salomos Opfer aber nicht einem Pflichtgefühl, sondern einer inneren Haltung entspricht erkennt man an seiner Reaktion auf die nächtliche Vision. Er sieht sich nicht als König über die Israeliten, er sieht sich als König unter seinem Gott, also als Diener des höchsten Königs. Darum wünscht er sich von ihm das, was man sich bei Menschen nicht holen kann: Weisheit und Erkenntnis.

In Wikipedia finden wir über die Weisheit:

Weisheit (engl. wisdom, altgr. σοφία, lat. sapientia, hebr. hokhmah) bezeichnet vorrangig ein tiefgehendes Verständnis von Zusammenhängen in Natur, Leben und Gesellschaft sowie die Fähigkeit, bei Problemen und Herausforderungen die jeweils schlüssigste und sinnvollste Handlungsweise zu identifizieren.“

Weisheit meint also die Fähigkeit Zusammenhänge in den Vorgängen dieser Welt zu erkennen und die richtigen Schlüsse für Entscheidungen daraus zu ziehen.

Mit dem Begriff Erkenntnis tut sich das Online-Lexikon allerdings schwerer und sagt, dass es in der neuzeitlichen Philosophie keine einheitliche Definition zu diesem Begriff gibt. Andererseits spricht Salomo hier nicht mit einem Philosophen, sondern mit seinem Gott. Wenn sich die Weisheit auf weltliche Zusammenhänge bezieht, so erscheint es logisch, dass Erkenntnis das göttliche Pendent meint. Erkenntnis wäre damit die Fähigkeit Wesen und Willen Gottes bei anstehenden Entscheidungen wahrnehmen und in diese einbeziehen zu können.

Salomo wünscht sich also nichts Geringeres, als den Willen Gottes im Tagesgeschäft sinnvoll umsetzen zu können, wozu eben beide – Weisheit und Erkenntnis – unverzichtbar sind. Kurz: Salomo wünscht sich eine enge und vitale Beziehung zu seinem Gott. Es verwundert daher nicht, dass Gott von diesem Wunsch begeistert ist und seinem Diener ungefragt auch alles weltliche Werkzeug dafür an die Hand geben möchte.

Es ist genau diese Haltung des Salomo, die Jesus für seine Jünger zum Vorbild nimmt. Unser Gott ist nämlich kein (Opfer) fordernder, sondern ein gebender Gott. Wenn wir nach weltlichem wie Reichtum, Macht und Ansehen streben, so werden wir nie genug haben, denn zum einen gibt es immer einen der mehr davon hat und zum anderen ist weltlicher Besitz vergänglich, ja manchmal geradezu flüchtig. Das Streben nach weltlichem Besitz bringt daher beständige Unruhe ins Leben. Nicht selten werden Besitzende von ihrem Besitz besessen, d.h., der weltliche Besitz – also Macht, Reichtum, Ansehen – rücken ins Lebenszentrum auf und verdrängen Gott von dort. Der Besitz wird zu Gott, die Jagd danach zur Religion.

Gott im Lebenszentrum wird natürlich nicht automatisch und immer für den hier genannten objektiven großen Reichtum sorgen, aber er befreit von dem Druck, dem Besitz nachjagen zu müssen und öffnet die Augen für andere Reichtümer des Lebens, jenen „Dingen“, die zu dir kommen – unser Gott ist ein gebender Gott!

Über Gott oder Dämonen in deinem Lebenszentrum siehe auch Lukas 11, 14-28

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