Richter 8 (25. + 26. April)

Gideon bekommt es mit widerstreitenden Interessen im Volk Gottes zu tun; die einen sind beleidigt, weil sie nicht mitkämpfen durften und deshalb jetzt nicht vom eigenen, großen Sieg prahlen können, die anderen – jenseits des Jordans – haben nach ihrer Ansicht eh nichts mit dem Kampf zu tun und verweigern ihren erschöpften Landleuten die Versorgung mit Lebensmitteln, als diese bei der Verfolgung des Feindes an ihren Ländereien vorbeikommen. Sie wollen diesen Aufwand nicht leisten, solange der Kampf nicht gewonnen ist. Anders ausgedrückt: Sie sehen in dem Dienst der Kämpfer eine Dienstleistung, die sie erst bezahlen wollen, wenn sie erfolgreich gemeistert wurde. Nur Eigennutz, NULL Solidarität in deren Köpfen!

Erstere geben sich immerhin mit der Erklärung zufrieden, dass Gott dies doch alles wunderbar eingerichtet habe und sie daher keinen Grund hätten, sich bei ihm oder gar bei Gott, der das ja so entschieden hatte, zu beschweren. Den eigensüchtigen Sippen jenseits des Jordans kündigt Gideon aber ein hartes Gericht an, sobald die Schlacht geschlagen ist. Genau so geschieht es: Nach der Schlacht tötet Gideon die Ältesten von Sukkot und lässt – wie angedroht – deren Turm niederreißen.

Im zweiten Teil dieses Kapitels wird nun beschrieben, wie das Volk Gideon bittet König über sie zu werden, was er aber ablehnt. Was er stattdessen tut, ist aber nicht besser: Er erstellt aus dem Gold der Kriegsbeute ein Ephod, das er in Ophra aufstellt und das die Israeliten dort anbeteten. Das Ephod des Gideon – und damit auch sein Stifter – werden so zu Götzen. Während der Schlacht war Gideon bescheiden und treu zu Gott, nun ist er aber auch genauso konsequent, wenn es darum geht, den Ruhm, der allein Gott gehört, für sich zu reservieren. Auch im weiteren Verhalten Gideons sehen wir, dass ihm die Heldenverehrung zu Kopf steigt: Er nimmt sich – wie das in dieser Region bei den Mächtigen üblich war – viele Frauen.

Wir sehen: Es kann auch eine Prüfung sein, wenn es Gott objektiv gut mit dir meint und dir die Dinge zufallen. Wer unter dem riesigen Schirm Gottes steht, ist damit herausgefordert, niemals zu vergessen, wessen Schirm das ist und wer ihn hält.

Zum Ende hin, wird ein Sohn Gideons erwähnt, der sich als Frucht dieser bösen Saat erweisen wird: Abimelech.

Außerdem erfahren wir – eher beiläufig – dass es sich bei den Midianitern um Ismaeliter handelt, also um Nachfahren Ismaels, des ersten Sohnes Abrahams, deren Erkennungszeichen der Halbmond ist. Die Feindschaft zwischen den Nachfahren Ismaels und den Nachfahren Isaaks ist also offensichtlich sehr alt und hat sich in jener Zeit, als die Nachkommen Isaaks zum Volk Gottes mit eigenem Staat wurden verfestigt.

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