Richter 11 (30. April + 1. Mai)

„Denn an Liebe habe ich Wohlgefallen und nicht am Opfer, an der Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern.“ (Hos 6,6)

Jephtah! Er ist ein Paradebeispiel, wie sich Gott seine Leute aus der Masse raussucht.

„Er war der Sohn einer Hure“ erfahren wir gleich im ersten Vers des elften Kapitels. Jephtah ist die Frucht einer Liebschaft Gileads. Doch die legitimen Söhne Gileads wollen mit ihm nichts zu tun haben und vertreiben ihn aus der Familie und von Grund und Boden. Das Schicksal Jephtahs scheint besiegelt. Er wird der Anführer von „nichtsnutzigen Männern“, man würde das wohl heute „eine Gruppe Kleinkrimineller“ nennen.

Als nun aber die Ammoniter – wir haben im letzten Kapitel erfahren, die Ammoniter und die Philister waren gekommen, um zu bleiben – den Besitz Gileads bedrohen, kommen die Ältesten Gileads auf Jephtah zu, damit der ihr Anführer im Kampf gegen die Feinde werde. Der Preis, den sie für diese Dienstleistung bieten ist beachtlich: Wenn er gegen die Ammoniter siegreich wäre, so solle er auch Haupt von ganz Gilead werden. Jephtah berät sich mit Gott und willigt schließlich ein.

Seinen Vermittlungsversuch lehnen die Ammoniter ab; sie fühlen sich als ehemalige Besitzer des Landes im Recht, dieses zurückzufordern, ja sogar, es sich wieder mit Gewalt zu nehmen. Dass dies alles der Wille Gottes gewesen sei, lassen sie nicht gelten, denn der Gott der Israeliten ist ja nicht ihr Gott. So kommt es unweigerlich zum Krieg, den die Ammoniter (die Gott, wie versprochen in die Hand Jephtahs gegeben hatte) verlieren.

Doch vor diesem Sieg legt Jephtah noch unaufgefordert ein folgenreiches Gelübde vor Gott ab. Wenn er siegreich sei, so wolle er Gott das Erste opfern, das ihm bei seiner Rückkehr aus seinem Haus entgegenkomme. Gott hatte kein Gelübde und auch kein Opfer von ihm gefordert, außer dem der Treue zu ihm!

Es kommt, wie es kommen muss: Bei Jephtas Heimkehr tänzelt im freudestrahlend und musizierend seine Tochter, sein einziges Kind, entgegen. Nun ist Jephtah an einen Eid gebunden, zu dem ihn niemand aufgefordert hatte. Die Tochter nimmt ihr Schicksal an, bedingt sich aber zwei Monate Aufschub aus, um sich von Familie, Freunden und vom Leben an sich zu verabschieden.

Jephtah hätte vor diesem Gelübde besser nochmal ins Gesetz geschaut! Dort war haargenau festgelegt, welche Art von Opfer es gibt und was (welches Tier) zu welchem Zweck geopfert werden soll. Auch das Friedens- oder Dankopfer ist dort niedergeschrieben. Darum ging es Jephtah aber wahrscheinlich gar nicht. Er wollte einen persönlichen Deal zwischen sich und Gott. Er glaubte, dass der stärker sei, als der Bund den Gott einst mit seinem Volk geschlossen hatte.

Das sollte uns eine Lehre sein! Wenn Gott uns zu irgendeinem Dienst erwählt, sind wir – wie es der Name schon sagt – Diener. Wenn wir den Dienst annehmen, ist es unsere einzige Aufgabe, seinem Wort zu folgen. Wir brauchen keinen weiteren Vertrag, wir müssen keinen Deal mit ihm aushandeln – das Wort Gottes ist immer genug.

Das Wort Gottes sei dir stets genug!

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