„Jauchzt Gott zu, alle Länder der Erde! / Spielt zur Ehre seines Namens! Verherrlicht ihn mit Lobpreis!“ (Ps 66, 1-2)
Aufforderung oder Prophetie?
David besingt die Befreiung Israels aus dem Land Ägypten, doch warum sollen dann alle Länder der Erde Gott verherrlichen? Dies macht nur dann Sinn, wenn die Rückschau gleichzeitig Vorschau ist, wenn das, was bereits geschehen ist nur ein Vorschatten dessen ist, was noch kommt.
Doch zu Zeiten Davids war der Gott Abrahams ein nur regional wahrgenommener Gott, und David ist sich dessen auch bewusst:
„Preist unseren Gott, ihr Völker, lasst laut sein Lob erschallen!“ (Ps 66, 8)
Die Völker sollen im Chor mit seinem Volk den Gott Abrahams preisen, den Gott, der die Israeliten befreit und in ein gesegnetes Land geführt hat. Wie sehr muss dieser Gott ein Volk lieben, wenn er so etwas tut? Und wie mächtig muss er sein, wenn er das gegen all die anderen Götter durchgesetzt hat! Wäre es dann nicht einfach eine Frage des Respekts, auch als Außenstehender diesem Gott zu huldigen – oder, wenn nicht Respekt, dann doch wenigstens Furcht vor möglichem Zorn dieses Gottes gegen die Respektlosen?
David hat für sich entschieden: Diesen Gott will er ehren mit Brandopfern und er fordert alle auf, es ihm gleich zu tun.
Für uns, die wir von Christus und dem um ihn noch viel größeren und beeindruckenderen Wunder seiner Auferstehung und der uns dadurch geschenkten Versöhnung wissen, ist dieser Psalm aber ohne Zweifel Prophetie eines von Gott Erwählten.
Gott sammelt sich ein Volk unter den Nationen! Die Offenbarung erzählt uns von einer unzählbaren Menge von Menschen in weißen Gewändern (also rein, von Sünde befreit) und aus allen Nationen, die ins Reich Gottes strömen, um Gott – ihrem Gott! – zu huldigen. Dies ist uns zugesagt vom Gesandten Gottes persönlich. Wir warten nicht auf unsere Befreiung, wir sind befreit, wir sind bereits auf dem Weg in das verheißene Land. Und auch für uns gilt daher
„Mit meinem Mund habe ich zu ihm gerufen, da lag das Rühmen mir schon auf der Zunge.“ (Ps 66, 17)