Psalm 129 (6. Dezember)

„Sie haben mich oft bedrängt von meiner Jugend an, und sie haben mich doch nicht überwältigt.“ (Ps 129,2)

Psalm 129 spricht von den Bedrängnissen Israels, die zu allen Zeiten da waren und es auch heute noch sind. In diesem Zusammenhang fand sich in meinem Kopf folgende Bibelstelle wieder:

„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (Lk 21, 33)

Wie passt das zusammen? Was könnte mir der Geist damit sagen wollen?

Israel ist das Bild, das Gott uns gibt, um unsere Beziehung zu ihm und unser Schicksal mit ihm zu erkennen. Israel hat eine sehr wechselvolle Beziehung zu seinem Gott, genau wie wir. Die Israeliten haben im Grunde nie ganz von den Götzen der Welt losgelassen und wurden somit immer wieder Opfer ihrer eigenen, falschen Entscheidungen. Erst wenn Israel am Boden zerstört dalag, war das Volk wieder bereit, auf die Stimme zu hören, die Gott ihnen zur Rettung sandte – um Gott gleich nach der Rettung wieder den Rücken zuzukehren.

Wir machen es nicht anders. Die von uns angebeteten Götzen der Welt machen uns von sich abhängig und halten uns klein. Wir sind durchaus in der Lage, dies zu erkennen und Gott ruft uns zu: „Kommt zu mir! Ich will euch Frieden geben. In meiner Liebe ist eure Freiheit!“ Doch wir beten treu unsere Götzen an. Seit 50 Jahren wissen wir vom „Club of Rome“, dass wir mit unserer Lebensweise die Lebensgrundlagen, also das, was wir zum Überleben brauchen, zerstören. Seit die Prognosen durch Hochleistungscomputer und neueste Daten simuliert werden können, wissen wir, dass es wahrscheinlich schlimmer kommt als vor 50 Jahren angenommen. Wir können inzwischen auch täglich sehen, dass es wohl schlimmer kommt – doch wir halten an unseren Götzen fest.

Das sind die Furchen, die die Pflüger auf unseren Rücken ziehen (Ps 129, 3).

Wir sehen und spüren die Furchen, doch wir folgen weiterhin den Priestern unserer Götzen.

Genau wie Israel zu allen Zeiten werden auch wir den Weg ins Verhängnis weitergehen, bis es nicht mehr weitergeht.

„Es müssen zuschanden werden und zurückweichen alle, die Zion hassen“ (Ps 129, 5)

Dies muss zuerst geschehen (und dies geschieht vor unseren Augen), ehe wir zur Einsicht bereit sind, dass bei all unserem Trachten nur eine Wahrheit ewig gilt:

„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (Lk 21, 33)

Psalm 129 >>