Hosea 7 + 8 (24. + 25 Juli)

Und jetzt beschreibt Gott den Grund seiner Verzweiflung über sein Volk im Detail.

Er tut dies nicht aus gekränktem Stolz, sondern wie bereits gesagt, die Offenlegung ihrer Verfehlungen soll ihrer Heilung dienen. Gott weiß natürlich, dass sie im Moment nicht hören können, aber die Rede eines Propheten, der ja das Wort Gottes verkündet, reicht über die Gegenwart hinaus. Wenn die Zeit gekommen ist, dann wird Gottes Volk verstehen.

Gott klagt Israel seiner fortwährenden Untreue an. Das beginnt mit Nachlässigkeiten; sie sind nicht mehr mit ihren Herzen bei ihrem Herrn und verrichten ihre Frömmigkeiten nur aus Gewohnheit. Auch ihre Gebete, bis heute die unverzichtbare Rücksprache mit Gott, sind bloßes Geplapper. Dass er mit den von ihnen ins Amt gehobenen Königen nicht einverstanden ist, wie deren meist doch sehr knappen Amtszeiten belegen, bringt sie nicht zum Nachdenken oder gar zum Nachfragen bei ihrem Gott. Mit heidnischen Götzen und Ritualen verhöhnen und verspotten sie den Gott, der sie einst groß gemacht hat. Und sie ignorieren die Konsequenzen: Fremde Mächte gewinnen zunehmend Einfluss auf ihr Land und ihre Geschicke. Das einstige Großreich Israel ist bereits zerfallen und immer mehr Gebiete – auch des Kernlandes – geraten unter heidnische Regentschaft. All das gibt dem Volk Gottes nicht zu denken. Und wenn doch, dann kehren sie nicht zu ihrem Gott um, sondern bauen weitere heidnische Altäre und opfern dort.

Gewiss, auch Gott hatte im Bund, den er mit Moses schloss, einen Opferdienst eingeführt. Diese Opfer hatten aber von Anfang an eine andere Zielrichtung, nämlich Dank und Sühne. In heidnischen Opferritualen geht es – bei Lichte betrachtet – um Bestechung. Man versucht irgendwelche Gottheiten durch das Opfer wohlgestimmt zu machen, damit diese die eigenen egoistischen Wünsche erfüllen.

Gott wirft seinem Volk vor uneinsichtig und unbelehrbar zu sein. Darum lässt er es jetzt auch in sein selbstgewähltes Unglück ziehen.

Übrigens haben wir, die wir uns für aufgeklärt halten, das Stadium des Opferkultes zur Bestechung selbstgemachter Gottheiten nie überwunden! Wir schaffen uns vielleicht keine goldenen Kälber mehr, heute heißen sie Bullen und Bären. Für zahlen- und geldmäßiges Wachstum sind wir doch bereit fast jedes Opfer auf vielfältigen Altären darzubringen, ja sogar Menschenopfer, auch wenn das rituelle Messer durch Gleichgültigkeit ersetzt wurde. Unsere Opferaltäre sind natürlich nicht mehr aus unbehauenem Stein gebaut, sondern aus Stahl und Glas. Doch das Gelände, auf dem sie stehen, ist uns so heilig wie ein Altarplatz im Altertum. Und wie viele Regierungen wurden letzten Endes von Menschen nur deshalb eingesetzt, weil sie ihrem Volk kurzfristigen Vorteil versprachen. Ja, wie oft deuten wir den persönlichen, kurzfristigen Vorteil einfach mal als Gottes Wille und sehen in den Menschen, die ihn uns versprechen sowas wie einen Messias? In den letzten 3000 Jahren haben sich die Methoden geändert, aber nicht die Haltung der Menschen! Wir sind die Erben Ephraims. Preisen wir Gott dafür, dass er uns den Messias gesandt hat!

Ja, preisen wir ihn dafür. Denn Israel wird den Preis für seine Verfehlungen selbst bezahlen müssen. Nicht Gott stellt ihnen ihr nutzloses Leben in Rechnung, die sie umringenden Völker werden das tun. Doch wir sollten uns nicht täuschen! Auch wenn Gott uns in Liebe zu seinem Sohn auf Ewig in seine Arme genommen hat, die Welt addiert alle unsere Fehler nach wie vor sorgfältig auf und der bis heute aufgelaufene Betrag ist gewaltig, das wissen wir. Wir müssen nicht mehr um unser ewiges Heil bangen, denn Jesus hat unsere himmlische Schuld bezahlt. Für die irdische werden wir aber selber geradestehen müssen, vermutlich bis in die siebte Generation.

Und auch uns „Aufgeklärten“ wird dieser Sachverhalt seit Jahrzehnten verkündet; Gott kam uns sogar in diesem Punkt entgegen und sandte statt der üblichen Propheten dieses Mal seriöse Wissenschaftler. Wann werden wir aufhören, die uns gesandten Boten auszulachen, zu diffamieren und davon zu jagen? Wie viele unserer Errungenschaften müssen wir verlieren, ehe wir wieder zuhören?

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