Maleachi 2 (29. Dezember)

„Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“ (Mt 7,3)

Gott zählt auf, was alles schiefgelaufen ist, seit sein Volk aus der babylonischen Gefangenschaft zurück in Jerusalem ist. Sie haben nicht zugehört, sie haben sich nicht mehr um das gekümmert, was der Bund mit Gott von ihnen an Verhalten und Haltung verlangte.

Er fängt bei den Priestern an.

Gott hatte zur Zeit Mose einen speziellen Bund mit dem Haus Levi geschlossen, aus dem die Priester hervorgehen sollten. Die Priester sollten das Wort Gottes wahrheitsgetreu und in Ehrfurcht unters Volk bringen. Sie sollen Bote des Herrn und somit ein Vorbild sein um so die anderen immer und immer wieder zur Umkehr zu bringen. Damals bei Levi hat das auch so funktioniert. Die Priester heute verdrehen das Wort Gottes, entscheiden nach Gutdünken, was eben gerade noch so als gottgefällig durchgeht. Gott nennt als Beispiel die Eheschließung. Diese war als Segensbund durch Gott gedacht, den man nicht einfach wieder so auflösen kann. Da Gott die Menschen kennt, hatte er den Männern erlaubt, ihre Frauen unter bestimmten Bedingungen aus der Ehe zu entlassen. In diesem Kontext wäre das Scheitern einer Ehe als Versagen beider Eheleute anzusehen, ein Punkt, an dem beide insgesamt genug von der Ehe haben. Inzwischen nutzten die Juden mit Billigung der Priester dieses Hintertürchen um „mit Gottes Segen“ herumhuren zu können. Man entließ die eine Frau, um eine andere zu heiraten und wenn man von der genug hatte, wiederholte man(n) den Vorgang sooft man sich das leisten konnte. Sogar nichtjüdische Ehefrauen waren wieder in Mode gekommen. Man konnte ja auch diese „nach Gebrauch“ wieder entlassen.

Gott ist stinksauer, denn die Priester haben sein Gesetz und den Bund mit ihm missbraucht und besudelt, indem sie ihre Schäfchen zum „gottgefälligen Betrug“ anleiteten. Sie erweckten den Anschein, man könne das Gesetz formen und beugen, sprich: man könne Böses tun und Gott würde es als Gutes werten, weil es ja irgendwie in einen gesetzlichen Rahmen gepfuscht worden war. Das Ansehen der Priester beim Volk war inzwischen entsprechend im Keller.

Ich habe schon öfter erwähnt, dass die Juden uns oft als schlechtes Beispiel dienen. Die hier beschriebene Scheinheiligkeit hat es auch bis in die Gegenwart „guter Christenmenschen“ geschafft. Ich bin sicher, du findest recht aktuelle Beispiele in deinem Leben. Ich habe leider auch keine großen Schwierigkeiten, Beispiele in meinem zu finden …

Und da in diesem Kapitel explizit die Priester angesprochen werden: Ich will gar nicht wissen, mit welcher Bibelstelle Priester bis vor Kurzem meinten, sich für die von ihnen begangenen Kindesmisshandlungen dereinst vor ihrem Gott rechtfertigen zu können. Vom Ansehen, das dieser Berufsstand aufgrund der doch zahlreichen schwarzen Schafe inzwischen beim Volk genießt mal ganz zu schweigen!  (Notiz an mich: Siehe Mt 7,3)

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