Johannes 13, 21-38 (22. April)

„Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“ (Joh 13, 34+35)

Das Herz Jesu muss in dieser Situation fast geborsten sein! Es platzt aus ihm heraus: „Einer von euch wird mich ausliefern!“ Die Jünger wissen, dass der Hohe Rat eine Gelegenheit sucht, ihren Meister unauffällig zu ergreifen und aus dem Weg zu räumen. Jesus redet hier nicht von irgendeinem Verrat, sondern von dem Verrat schlechthin. Petrus schickt Johannes, den Lieblingsjünger Jesu, vor mal auszukundschaften wer gemeint ist.

Jesus flüstert ihm zu: Der ist’s, dem ich das Brot geben werde (Joh 13,26), und gibt es dem Judas Ischariot mit der Bemerkung: „Was du tun willst, das tue bald!“ (Joh 13,27). Offensichtlich war das nicht deutlich genug für die Elf, nur Judas begreift und verlässt die Gemeinschaft.

Jetzt redet Jesus offen mit den Verbliebenen. Er wird sie nun bald alleine zurücklassen, denn auf seinem letzten Weg können sie ihm nicht folgen. Dies geschehe aber zur Verherrlichung Gottes. Er lässt ihnen zum Abschied nur ein einziges Gebot als Auftrag zurück: Sie sollen seiner Liebe folgen; die Menschen sollen sie (nur) durch ihre Liebe untereinander als seine Jünger erkennen. Petrus versichert ihm nun, er würde ihm überall hin folgen bis in den Tod. Jesus bestätigt ihm, dass er das auch tun wird, aber heute Nacht noch nicht; da wird er sogar dreimal behaupten, ihn überhaupt zu kennen.

Es herrscht ja seit 2000 Jahren ein Streit darüber: Gilt das Gesetz (von Mose) für Christen oder gilt es nicht?

Die Antwort lautet: Nein, das Gesetz gilt nicht für Christen. Das Gesetz verspricht den Juden ewiges Leben, wenn sie danach handeln und droht ihnen, dass sie sterben, wenn sie auch nur gegen eines der vielen Gesetze, von denen die Zehn Gebote ja nur den Rahmen bilden, verstoßen. Nun ist aber Jesus, der das Gesetz in allen Belangen erfüllt hat und der ohne Sünde ist ans Kreuz gegangen um für unsere Sünden zu sterben. Wenn du tot bist, so erklärt Paulus ganz richtig, dann bist du auch dem Gesetz tot. Paulus erklärt das am Beispiel der Ehe. Nach dem Gesetz sind Mann und Frau so lange verheiratet, wie beide leben – so schreibt es das Gesetz vor. Wenn aber einer der beiden stirbt endet auch die Ehe, denn der Tote ist dem Gesetz gestorben, das Gesetz erlischt. (Röm 7, 1-6)

Jesus, der sündlos gar nicht sterben konnte, ist stellvertretend für uns dem Gesetz und damit der Sünde gestorben. Wir, seine Jünger, sind damit in Christus dem Gesetz gestorben. Dieses nun für uns ungültige Gesetz definiert aber was Sünde ist. Einfacher ausgedrückt: Wenn wir in Christus leben, kriegt uns die Sünde nicht mehr. Wir sind außer Reichweite, weil Jesus bereits dafür bezahlt hat. Egal was wir (die Jünger Jesu) tun, wir sind in Christus gerettet!

Und genau in diese Falle sind die Korinther auch getappt. Richtig, es ist egal was wir tun, aber: „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“ (Joh 13,35). Woran? Wenn wir einander lieben, wie Jesus uns geliebt hat. Du kannst dich taufen lassen und Abendmahl halten. Du kannst die Bibel auswendig lernen, du kannst deinen ganzen Besitz den Armen spenden, du kannst fünfmal täglich beten und siebenmal die Woche in den Gottesdienst gehen. Ja, du kannst sogar Familie und Arbeitsplatz hinter dir lassen und als mittelloser Prediger durch die Lande ziehen. Wenn du dies und alles andere sonst nicht mit Liebe zu deinem Gegenüber tust, dann bist du kein Jünger Jesu und daher auch nicht gerettet. (1. Kor 13, 1-6)
Warum? Alles, was du ohne Liebe tust, tust du genau genommen aus egoistischen Gründen. Du willst, dass Gott deine Leistungen sieht und anerkennt – und Gott antwortet auf dein Treiben: „Eines fehlt dir!“ (Mk 10, 21) Es fehlt dir die Einsicht, dass Jesus und seine Liebe das einzige Wichtige in deinem Leben ist. Dir fehlt Jesus in deinem Leben; dir fehlt die Tür ins Reich Gottes (Joh 10, 1-21).

Und wenn du liebst nach dem Vorbild Jesu: Belügst du dann jemanden arglistig zu deinem Vorteil? Bestiehlst du ihn? Verletzt oder tötest du ihn? Soweit es mich angeht, habe ich meine Eltern nicht immer geehrt, wie das die Zehn Gebote vorsehen. Aber als Sternstunden meines Lebens würde ich diese Momente auch nicht bezeichnen. Wenn du ein Jünger Jesu bist, wirst du bestimmte Dinge nicht mehr tun wollen. Und wenn du es trotzdem tust, dann tut dir das in der Seele weh – ein Schmerz, den du fühlen kannst. Dazu befähigt dich der Heilige Geist, das ist eine Geistesgabe! Und wenn du nicht auf Schmerzen stehst, wirst du zukünftig ernsthaft versuchen, dieses Verhalten zu vermeiden, denn bei jedem Versagen wird dieser Schmerz größer. Das ist keine Strafe von Gott, was du da fühlst. Das bist du, es sind die Momente, in denen du nicht du bist, zumindest nicht der, der du sein möchtest. In diesen Momenten bist du nicht der, den Gott in dir sieht, denn er sieht dich vollendet. In diesen Momenten entfernst du dich von dir selbst. Die Sünde nach dem Gesetz gibt es nicht mehr, aber du kannst noch gegen dich selbst (gegen den Geist Gottes in dir) sündigen. Die Erkenntnis (durch den Geist) über diese Art der Sünde verursacht deinen Schmerz. Es ist verrückt, aber bei der ganzen Bußgeschichte geht es – wie bei deiner ganzen Beziehung mit Gott – im Grunde nur um dich. Gott geht es nur um dich.

Der Schmerz wird mit jedem Versagen stärker und würde dich früher oder später lähmen. Jesus sagt, wenn du sündigst, wirst du zum Knecht der Sünde; Paulus spricht von den Ketten der Sünde – Die Sünde fesselt dich, macht dich unfrei. Und genau da kommt Gott ins Spiel, denn er kennt dich und liebt dich. Vom Kreuz herab ruft er dir zu: „Gib mir deinen Schmerz! Ich will, dass du frei bist von den Schmerzen der Schuld. Ich will, dass du lebst und dein Leben Zeugnis ist für mich. Ich will, dass deine Freude vollkommen ist in mir.“ Ja, Gott geht es wirklich nur um dich!!!

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