Johannes 18, 28-40 (3. Mai)

Aber Kajaphas ist ohnehin nicht an einem ernsthaften Verhör interessiert. Er hat bereits vor Tagen entschieden, Jesus umzubringen, damit seine Lehre aus der Welt zu schaffen und seine Anhänger zu zerstreuen. Durch die Niederschlagung eines vermuteten bevorstehenden Aufstands will er sich als Rom-treuer Diener erweisen und sich so das Wohlwollen der Besatzungsmacht sichern.

Das Problem: Die Todesstrafe dürfen nur die Römer verhängen und durchführen – zumindest die offizielle; andere Stellen wie die Geschichte mit der Ehebrecherin zeigen, dass die Steinigung, die ja auch praktisch immer zum Tode führte, durchaus auch im besetzten Israel nicht aus der Mode gekommen war. Vermutlich war es Kajaphas also auch wichtig, dass die Römer von seiner Kaiser-Treue erfuhren. Daher lässt er Jesus nun zu Pilatus schaffen.

Da man sich aber unmittelbar vor dem Passahfest befindet und man sich durch das Betreten einer heidnischen Stätte glaubte unrein zu machen – was einen von den Feierlichkeiten ausschloss – betreten die Juden das Prätorium nicht, sie übergeben Jesus lediglich. Pilatus muss also erst zu ihnen herauskommen um zu erfragen, was der Zirkus soll. Ihm wird erklärt, dass dieser Jesus die Todesstrafe verdient hat, dafür aber sein Urteil notwendig wäre.

Auch Pilatus verhört nun Jesus. Er erfährt von ihm, dass er ein König ist, aber keine Konkurrenz für den Kaiser in Rom, da sein Reich nicht von dieser Welt ist. Auch die Sache mit der Verkündigung der Wahrheit nimmt er nicht ernst. Er ist gewohnt, dass immer der gerade amtierende Kaiser die Wahrheit repräsentiert und diese jeweils mit ihm stirbt, sei es ein natürlicher oder ein gewaltsamer Tod.

Im Grunde würde er daher diesen Spinner gerne freilassen, wie es zum Rüsttag Sitte ist. Doch die anwesenden Juden, also die Pharisäer und der Hohe Rat, fordern die Freilassung eines Mörders, Barabbas. Man sollte sich hier aber nicht vorstellen, dass ganz Israel vor dem Prätorium versammelt war und „Kreuzige ihn!“ geschrien hat; es waren hier, wie auch heute noch, nur die Hetzer und Schreihälse, die sich für das Volk halten – zumindest für den relevanten Teil. Der brave Durchschnitts-Israelit dürfte an diesem Abend zu Hause gewesen sein, um das Passah-Fest vorzubereiten. Er ignorierte die Vorgänge, die sich für alle sichtbar entwickelten. Der Hohe Rat hatte ja öffentlich gemacht, dass man Jesus ergreifen wolle – es war klar, dass er nicht zu Kaffee und Kuchen eingeladen werden sollte.

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