Jakobus 1 (31. Oktober + 1. November)

Jakobus grüßt die zwölf Stämme in der Diaspora. Mit der Niederschlagung Israels durch den babylonischen König, beschrieben am Ende von 2. Chronika, machte Gott nicht nur seine Drohung wahr, sein Volk unter die Heiden zu zerstreuen, wenn es ihm untreu würde, er bereitete damit auch seinen Ruf zur Heimkehr an alle seine Kinder in der Welt vor. Auch wenn die Juden in der Diaspora in Treue zum Gesetz unter sich blieben, wurden sie nach der Auferstehung Christi doch auch zu Stützpunkten Gottes in der heidnischen Welt.

Jakobus, selbst gläubiger Jude, der „bis zum Schluss“ an der Verkündigung der Heils- und Gnadenbotschaft seines Bruders zweifelte, weiß um die Ängste und Verwirrung, welche die Verkündigung des Lichts bei seinen Glaubensbrüdern und -schwestern ausgelöst hat und holt sie an dem Punkt des Glaubens ab, an dem sie sich nun, rund 12 Jahre nach dem Ereignis befinden.

Also versichert er ihnen zunächst: Gott ist immer noch derselbe. Wenn es dir an irgendetwas mangelt, so bitte ihn darum. Gott ist in allen deinen Nöten ein großzügiger und freudiger Geber. Aber er setzt auch gleich den Fokus auf den neuen Schwerpunkt: Glaube, Mensch! Wenn du Gott um etwas bittest, so glaube zuerst, dass du es von ihm erhältst. Das ist eine signifikante Änderung der alten Vertragsbedingungen. Die lauteten: Folge dem Gesetz, jedem einzelnen Buchstaben davon, damit Gott dich segnet. Dieser Passus lautet nun: Glaube daran, dass Gott dich segnet und er tut’s! Jesus war in diesem Punkt allerdings noch deutlicher, er sagte: Wenn du Gott bittest, so glaube daran, dass du es bereits empfangen hast. Jesus sagt also: Dein Vater im Himmel weiß vor dir was du brauchst und gibt es dir ungefragt. Durch deine Bitte, dein Gebet, machst du dich nur bereit, diese Gabe Gottes auch zu empfangen.

In jedem Fall gilt: Der Glaube verbindet dich mit Gott und seinem Segen, der Zweifel trennt dich davon. Oder andersrum: Der Zweifel unterwirft dich dem Treiben der Welt und führt zur Sünde und zum Tod, der Glaube befreit dich davon und gibt dir (ewiges) Leben.

Denn der Glaube eröffnet dir neue Wege, wenn du das Wort Gottes in dein Herz lässt, wirst du zum Täter des Glaubens. Das Wort treibt dich an und gibt dir die Kraft das Werk Gottes zu tun. Darum erkennt man den gläubigen Christen nicht am andächtigen Zuhören oder am inbrünstigen Gebet, sondern an seinem Lebenswandel, der erst aus diesem Zuhören und Beten entsteht.

Zentraler Satz dieses ersten Kapitels ist damit:

„Irrt euch nicht, meine geliebten Brüder: Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist, noch ein Schatten infolge von Wechsel.“ (Jak 1,16+17)

Gott ist und bleibt derselbe und alles was wir empfangen, auch die Fähigkeit Dinge zu tun oder zu bewirken, sind vollkommene Geschenke von ihm. Mit „Irrt euch nicht!“ macht er seine Brüder im Glauben darauf aufmerksam, dass dies schon vor Jesus so war. Die Annahme, die Treue zu Gott und dem Gesetz sei jemals eine Eigenleistung der Menschen gewesen, war von Anfang an falsch, der Versuch es Gott beweisen zu wollen, darum auch immer zum Scheitern verurteilt.

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