Hiob 23 – 25 (22. – 25. Juni)

Hiob will seine Rechtschaffenheit vor Gott darlegen, d.h., er will sich immer noch (selbst) vor Gott rechtfertigen. In ihm ist die von seinen Freunden propagierte Volksfrömmigkeit genauso tief verwurzelt, wie in den Freunden. Immer deutlicher erkennen wir, hier streitet nicht der Gottestreue gegen die Angriffe der Welt (diesen Eindruck vermittelten ja die ersten Kapitel des Buches Hiob), hier streiten Parteien – allesamt nur mit diffusem Gottesverständnis – um einen Weg abseits des Lichts quer durch die Dunkelheit.

Gott selbst wird in seinen Offenbarungen an die Menschheit dieses Licht sein müssen und er ist es ja auch: Moses erleuchtet er als brennender Dornbusch, der nicht verbrennt, dem Volk Israel leuchtet er als brennende Feuersäule vom Himmel den Weg aus der Dunkelheit ins gelobte Land. Christus, Sohn Gottes, das Licht der Welt, erleuchtet zunächst das Volk Gottes und dann die ganze Menschheit über den in den Schriften verborgenen Plan des Vaters und der Heilige Geist ist das Licht in jedem von uns, der uns überführt von der eigenen inneren Finsternis (der Sünde, dem Tod) zum geerbten Licht (Gott, das Leben). Egal in welcher Form dieser eine Gott in unser Leben tritt, es geht immer um das Licht, das die Finsternis besiegt.

Hiob ist sich dieses Gottes ganz offensichtlich nicht bewusst. Die letzten Verse von Kapitel 23 deuten darauf hin, dass er sich dessen durchaus bewusst ist – er wähnt sich von Finsternis umgeben.

Hiobs Anklage im gesamten Kapitel 24 liest sich wie das Handbuch der Wertschöpfung in einem globalisierten Kapitalismus. In Vers 1 macht er Gott dafür verantwortlich, der das zulasse.

Bildads Antwort darauf ist fast erschreckend kurz: Er wiederholt nur ein paar allgemein gültige Floskeln aus den vorangegangen Reden: Gott ist der Größte, dem alle Macht innewohnt und der Mensch ist ein Sünder, ein Wurm. Es ist zwar eine goldene Regel der Diskussion: Ehe du etwas Neues sagst, fasse die Aussagen des Vorredners / der Vorredner zusammen, um zu zeigen, dass du aufmerksam zugehört hast, aber Bildads Rede endet nach der Zusammenfassung – da kommt nichts Neues nach. Als Trost oder aufbauendes Wort für Hiob ist die Rede auch nicht geeignet. Fazit: Ja, stimmt, aber das hatten wir schon und der Wunsch, die eigene Stimme zu hören, ist nicht hinreichend, das Wort zu ergreifen. Ein bisschen Alltagsweisheit gezogen aus Kapitel 25.

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