Hiob ist verbittert und von Krankheit und Trauer erschöpft. Er will sterben, um Ruhe zu haben und sich nicht durch unbedachte Äußerungen gegen Gott versündigen. Die von Eliphas zum Teil recht offen und deutlich vorgetragene Anklage gegen ihn lässt er so allerdings nicht gelten. Er habe in seiner Situation den Trost seiner Freunde verdient, nicht deren Belehrung. Hiob sieht sich als grundlos gestraft und der vorangegangene Dialog im Himmel scheint ihm in dieser Angelegenheit sogar recht zu geben. Sein Elend hat ja in der Tat seinen Ursprung in einer himmlischen Wette, die später noch genauer zu betrachten sein wird.
Und dann beklagt Hiob wieder lautstark seine Situation. Er fragt Gott offen, warum er so ein grausamer Richter gegen ihn sei, was ihn zu seinem Feind gemacht habe.
Diese beiden Kapitel bringen uns rein inhaltlich nicht wesentlich vorwärts. Wir erleben einen Menschen, der sich losgelöst von der Gnade Gottes empfindet. Wer erleben in Hiob sehr zugespitzt eine Situation, wie sie jeder von uns kennt: Du bist gefallen, fühlst dich verloren und allein.
Hinter den reinen Text geschaut, sehen wir aber – und das wird in den nächsten Kapiteln noch deutlicher werden – Klagen und Jammern hilft Hiob in dieser Situation nicht weiter. Bessert sich die Lage Hiobs durch sein Klagen? Werden die Schmerzen weniger? Bekommt er neue Kraft und neuen Mut? Erfährt er durch sein Klagen mehr Mitgefühl durch seine Freunde? So viel zur Praxis des Jammerns und Klagens. Und glaubenspraktisch: Würde Hiob denn in diesem fortwährenden Klagelied, durch diese Konzentration auf sich selbst eine Antwort seines Gottes überhaupt hören/erkennen können?
These: Im Leid ist nicht Gott zum Feind Hiobs geworden, Hiob wurde sich selber Feind.