Auch Jakob findet seine Herzallerliebste am Brunnen bei Haran, es ist Rahel, die Tochter Labans seines Onkels. Jakob ist sofort bis über beide Ohren verliebt und will für Laban sieben Jahre unentgeltlich arbeiten, wenn er danach Rahel heiraten darf. Der Onkel stimmt zu, schiebt ihm dann aber zunächst die weniger attraktive und ältere Schwester Lea unter. Rahel soll er für weitere sieben Jahre Arbeit bei Labans Herden bekommen.
Als Jakob dann mit beiden Frauen heimwärts ziehen möchte, überzeugt ihn Laban, weiter für ihn zu arbeiten, gegen Bezahlung. Doch Jakob will kein Geld, er will nur die äußerlich minderwertigen, da nicht rein weißen, Schafe und Ziegen. Laban hält das für ein gutes Geschäft und schlägt ein.
Doch Jakob zahlt ihm nun den Betrug mit den Frauen heim. Er sorgt dafür, dass nur starke aber gescheckte oder aber schwache und weiße Tiere zur Welt kommen. So wird seine Herde immer größer und stärker und Labans Herde immer schwächer.
Im Bett vernachlässigt er die Ehepflichten bei seiner ersten Frau Lea. Das gefällt Gott nicht und er sorgt dafür, dass Lea vier Söhne zur Welt bringt, während die liebliche Rahel ohne Nachwuchs bleibt. In ihrer Verzweiflung greift sie zu dem Mittel, das wir schon von Sarah kennen: Sie nimmt eine ihrer Mägde als Leihmutter. So kommt auch sie zu zwei Söhnen.
Lea gefällt die Idee und auch sie nimmt sich aus ihren Mägden eine Leihmutter, die ebenfalls zwei Söhne Jakobs zur Welt bringt. Jetzt steht es 6:2 für Lea.
Durch einen Deal mit Rahel erwirbt sich Lea eine weitere Liebesnacht mit ihrem Mann und wird auch wieder schwanger. Nach diesem Sohn bringt sie noch einen weiteren Sohn zur Welt – 8:2 für Lea. Schließlich bringt sie noch eine Tochter, Dina, zur Welt. In einer patriarchischen Gesellschaft kommt die Tochter aber nicht in die Wertung – weiterhin 8:2 für Lea.
Als nun auch Rahel noch einmal ein Kind zur Welt bringt, Josef, möchte Jakob eigentlich gerne heim zum Papa, doch – wie schon erwähnt – jetzt überzeugt Laban ihn zu bleiben und Jakob kann seinen Coup mit den Herden starten. Jakob wird unter den Augen seines Schwiegervaters steinreich.
Gewiss, hier kommen elf der zwölf Stammväter des späteren Königreiches Israel zur Welt und deswegen muss das auch erzählt werden. Doch große Lehren können wir aus diesen beiden Kapiteln nicht ziehen. Weiterhin wird gelogen und betrogen, dass sich die Balken biegen. Niemand in dieser Runde spielt ehrlich und demütig, niemand hält mal inne und fragt Gott, wie es weitergehen soll, zwischen den Frauen herrscht ein regelrechter Gebär-Wettkampf, den Lea nach Punkten (Söhnen) klar gewinnt.
Das Einzige, was (nur) wir als Beobachter sehen ist, Gott verfolgt auch in diesem unwürdigen Durcheinander sehr erfolgreich seinen Plan, und das mag uns ein Trost sein.
Und was schon in diesen frühen Kapiteln deutlich wird: Gott ist bei der Auswahl des Rohmaterials nicht sehr wählerisch. Er klopft sich die von ihm ausgewählten Leute zurecht – oder wie Michelangelo sagte: „Ich schuf eine Vision von David in meinem Kopf und schlug einfach alles weg, was nicht David war.“