Kein Vorbild! – 1. Moses 38 (20. September)

Das Team Mose tut wirklich alles, um keinen falschen Stammesstolz aufkommen zu lassen. Heute gibt es dem Stamm Juda noch eine mit auf den Weg.

Juda findet das Gras auf Nachbars Wiese grüner und heiratet die Tochter eines befreundeten Kanaaniters. Da wir uns aber immer noch in der Zeit vor dem Bund mit Mose befinden ist dagegen im Grunde aber auch nichts zu sagen. Gott hat mit keinem Wort gefordert: „Bleibt unter euch!“. Lediglich alle männlichen Nachkommen Abrahams (damit sind alle nachfolgenden Generationen gemeint) sollen zum Zeichen des Bundes Gottes mit Abraham und dessen Nachkommen beschnitten werden.

Seine Frau – die Erzähler halten ihren Namen für unwichtig und erwähnen ihn nicht – bringt ihm drei Söhne zur Welt: Er, Onan und Schela.

Wir erfahren, dass Juda seinen Ältesten mit Tamar verheiratet, der aber dann kinderlos stirbt. Gemäß Tradition und Sitte soll nun Onan für Erben im Namen seines Bruders sorgen, doch der hat keine Lust für seinen Bruder einzuspringen, wendet das älteste, nichtinvasive Verhütungsmittel für Männer an und wird so zum Namensgeber dieser Behandlung. Auch er stirbt früh und folgerichtig ohne Nachkommen. Juda glaubt eine gewisse Gesetzmäßigkeit zu erkennen und zögert, Tamar auch noch seinen jüngsten Sohn ins Bett zu geben. Er schickt sie daher heim zu ihrem Vater und fordert von ihr einige Jahre zu warten, bis Schela erwachsen sei.

Juda löst sein Versprechen jedoch nie ein, Tamar wartet vergebens. Als Juda nun nach einigen Jahren – seine Frau ist inzwischen gestorben – in ihre Stadt kommt, verkleidet sie sich als Tempelhure – in einigen orientalischen Religionen jener Zeit ein heiliger Dienst – und schläft mit Juda, der als Pfand seinen Siegelring und weitere persönliche Insignien in ihrer Hand lässt.

Als sein kanaanitischer Freund zur Auslösung des Pfandes die vereinbarte Bezahlung zur vermeintlichen Tempelhure bringen möchte, ist diese verschwunden. Kurze Zeit später erfährt Juda, dass Tamar schwanger also – nach damaligem Verständnis – die Ehe mit Er gebrochen habe.

Erbost fordert er die Hinrichtung der Frau. Als diese ihm beweist, dass er selbst der Vater sei, gibt er klein bei und nimmt Tamar wieder in die Familie auf. Sie gebiert ihm Zwillinge, Perez und Serach.

Wir können aus dieser Geschichte selbst wirklich gar nichts ziehen, was uns irgendwie zur Lehre dienen könnte. Juda ist in seinem Verhalten in keiner Weise Vorbild. Er geht in seinem Alltag offensichtlich ganz in den Bräuchen der Region auf und lässt seinen Gott einen guten Mann sein. Jedoch wird der Stamm, der einst aus ihm hervorgehen wird, am längsten zu diesem Gott halten und als letztes untergehen.

Einmal mehr erkennen wir: Gott überblickt Zusammenhänge, die wir aufgrund unseres sowohl zeitlich wie auch räumlich begrenzten Horizontes nicht einmal erahnen können. Geschichten wie diese erklären uns daher sehr anschaulich, warum wir die Entscheidungen Gottes oft nicht verstehen.

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