Moses fasst die auf den doppelten Ungehorsam des Volkes folgenden 40 Jahre zusammen. Die ersten 38 Jahre bedeutetenVerzicht. Gott führte zwar und war mit seinem Volk, aber er trieb ihnen jeden Gedanken an Eroberung im Vorfeld aus.
In ihrer Wanderung durchzogen die Israeliten viele ihrer Brudervölker, die Nachkommen von Esau, dem Bruder Jakobs/Israels und die Nachkommen Lots, dem Neffen von Abraham. Gott macht ihnen klar, dass sie das Land nicht anrühren dürfen; alles was sie zum Leben brauchen müssen sie kaufen.
Erst nachdem nach diesen 38 Jahren die Krieger der alten Generation weggestorben sind, ändert Gott seine Strategie. Die Völker, deren Land die Israeliten nun durchziehen, gibt er in ihre Hand, d.h., auch wenn es jetzt – mangels vorangegangener Kämpfe – keine erfahrenen und bewährten Soldaten mehr gibt, vertreiben und vernichten sie die ansässigen Völker und nehmen ihr Land in Besitz. Es ist eine grausame Zeit voll Mord und Totschlag, in der die gesamte Region sicherlich das Fürchten vor dem Volk Gottes lernte.
Moses erzählt auch von den zweieinhalb Stämmen, denen Gott erlaubte in diesen eroberten Gebieten sesshaft zu werden, obwohl das nicht seinem ursprünglichen Plan entsprach und er erzählt davon, dass Gott ihm verweigert hat, das „gute Land“ zu betreten und dass deshalb Josua das Volk anführen und das Land vor Ort verteilen werde.
„Wen der Herr liebt, den züchtigt er“ (Spr 3,12)
In diesen beiden Kapiteln wird klar, wie das gemeint ist. Es ist keine Prügelstrafe, die zu einem gnädigen Gott auch nicht passen würde. Die Zucht Gottes bedeutet, „das Kind“ den gewählten Weg des Ungehorsams, das „lass es mich alleine machen“, gehen lassen mit allen Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Gott hat sein Volk nicht für dessen Ungehorsam bestraft, er hat lediglich diesen Ungehorsam nicht auch noch durch himmlische Hilfen gefördert und er warnte sie, dass er das auch nicht tun würde. Nachdem überdeutlich war, dass diese Generation zu stolz und widerspenstig war, um den Plan Gottes erfolgreich umzusetzen, hielt Gott sowohl am Plan wie auch am Volk fest und wartete lediglich auf eine neue Generation und der Möglichkeit zu einem neuen Anlauf.
Es ist für uns schwer nachzuvollziehen, wie so ein ewiges Wesen, jenseits der Zeit, tickt. Wir sehen nur wie Gott eine ganze Generation in der Wüste sterben ließ, tatsächlich hat er aber sein Volk gerettet, denn die nachgewachsene Generation ist, wie die letzten Eroberungen zeigen, deutlich bereiter, sich von ihrem Gott führen zu lassen – Test bestanden. Nun geht es voran und der Plan Gottes kann wieder aufgenommen werden.
Und die in der Wüste Gestorbenen?
Auch hier dürfen wir nie vergessen: Gott kennt die Seinen und die Seinen kennen ihn. In der Wüste mögen sie für die Welt verloren sein, aber die Kinder Gottes sind für die Welt ohnehin verloren, denn ihre Seelen sind bei Gott, und er verliert nicht eine.
Als aufmerksamem Leser ist dir sicher schon der enge Zusammenhang zu deinem Leben aufgefallen. Auch dein Ungehorsam wird dich so manches Mal in die Wüste führen. Sei dir dann bewusst: Du hast diesen Weg gewählt. Gott hat dich nicht verlassen, er lässt dich nur gewähren. Er gibt dir Gelegenheit zu lernen und zu wachsen und das ist dann – in der selbstgewählten Isolation von Gott – oft ein schmerzhafter und verlustreicher Prozess. „Eine Generation“ heißt bei einer Person: Gott lässt dich durch deine Wüste wandern, bis dein Ungehorsam in dieser Wüste gestorben ist. Sobald du bereit bist, führt er dich auf seinen Weg zurück; sobald du es zulässt, arbeitet er weiter an dem Plan, den er für dich hat. Einge hartnäckige Fälle werden – wie jene Generation Israeliten – niemals aus ihrer Wüste zurückkehren, doch ihre Seelen sind trotzdem sicher bei Gott. Das ist der Trost für die Hinterbliebenen.
Und wer genau hinsieht erkennt: Wann immer du ohne Gott durchs Leben gehst, gehst du im Prinzip im Kreis, denn Gott wird dich, sobald du bereit bist, an genau den Punkt zurückbringen, an dem du seinen Weg verlassen hast. Im Plan Gottes ist der Weg das Ziel und du wirst keinen Meter davon auslassen.
Und was für den Einzelnen gilt, gilt natürlich auch für Kirche Christi als Ganzes. Wir sind in der Vergangenheit schon viele Kreise in der Wüste abgelaufen – und es werden noch viele folgen. Auch für die ganze Kirche gilt: Der Weg ist das Ziel. Und der Weg, das ist Christus.
Und der Mord und Todschlag in diesen Kapiteln?
Es ist die Zeit des Gerichts, die hier dargestellt ist. Es wird die Zeit kommen, in der der Herr sein Eigentum zurückfordert und er wird es den Gehorsamen geben. „Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben! Glückselig sind die Friedfertigen, denn sie werden Söhne Gottes heißen!“ (Mt 5,5+9) Es ist deutlich, dass hier keine Soldaten am Werk sind, die sich anhand wohl durchdachter Schlachtpläne und großer Feldzüge das Land erkämpfen. Beide Male steht hier, dass Gott den König und das Volk in die Hände seiner Getreuen gab. Im Vordergrund steht in dieser Erzählung also nicht der Krieg, sondern das von Gott einberufene Gericht über die Welt. Und dieses Gericht bedeutet nun mal das Ende für die Gottlosen, das lässt sich nicht schönreden. Wichtig für unser konkretes Handeln ist aber: Gott entscheidet wann und wie dies geschieht, kein Feldherr hat dieses Recht, egal wie hoch er das Kreuz hält.