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In diesem Abschnitt werden die bitteren Folgen für die Menschen der besiegten Stadt beschrieben. Hunger und Krankheiten raffen die verbliebene Bevölkerung dahin. Besonders betroffen sind Kinder und Alte – das Gesetz des Krieges, aber auch genau das, was Gott seinem Volk durch Moses androhte für den Fall, dass es ungehorsam ihm gegenüber würde (5. Mose 28,15-44).
Jeremia nennt hier auch ein weiteres Zeichen für die Untreue der Juden gegenüber ihrem Gott: Die Propheten verkündeten nicht mehr das Wort Gottes sondern prophezeiten nur noch, was die Menschen hören wollten. Jetzt meuchelt das Volk seine Propheten, ein weiteres Zeichen des Unglaubens: Man deutet irgendwelche Schuldigen für das erlittene Unheil aus der Menge heraus – „überaschenderweise“ sind das immer Menschen, die nicht zur eigenen Gruppe gehören – und „bestraft“ diese anstatt Buße zu tun, was die Übernahme von Verantwortung und tätige Umkehr zu Gott verlangen würde. Natürlich hatten die Propheten Lug und Trug verkündet und sich dadurch schuldig gemacht, das Gesetz Gottes und die Folgen im Falle der Verletzung desselben war aber allen Juden bekannt, denn jeder Jude lernt es von klein auf, trotzdem achteten sie es nicht. Indem sie sich zu Richtern über die Propheten machen, stellen sie sich sogar über Gott. Einer Abkehr von Gott geht immer eine Abkehr von seinem Wort voraus!
Und heute? Wieder ist ohne Mühe zu erkennen, dass wir es genauso tun, wie die Juden vor 2500 Jahren. Menschen in Not flüchten aus Afrika und dem Nahen Osten Richtung Europa oder aus Mittelamerika in die USA. Natürlich ist deren Not teilweise hausgemacht (untaugliche, korrupte Regierungen, Stammes-, Religions- und Verteilungskriege, Blutrache, …) aber die Stagnation dieser Länder wird von den reichen Nationen mit der heute praktizierten Form der Entwicklungshilfe und wirtschaftliche Kooperation eher gefördert denn bekämpft, denn die Entwicklungshilfe entwickelt nicht, sondern stellt ruhig und die Kooperation kooperiert nicht, sondern dient der Sicherung unseres Reichtums. Die Fluchtursachen sind seit Jahrzehnten dieselben; weder sind wir konsequent in deren Bekämpfung noch bereiteten wir uns auf die absehbaren Folgen angemessen vor; Warnungen über das jetzt Eingetretene gab es schon vor vierzig Jahren. Haben wir nicht gewusst, was da auf uns zukommt oder haben wir einfach nur lieber denen zugehört, die uns sagten, was hören wollten?
Dasselbe gilt für Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit, Bildungsnotstand, Erziehungsnotstand, Verteilungskämpfe zwischen verschiedenen sozialen Gruppen (Industrielle, (Groß-)Aktionäre, Millionäre, Kinder, Eltern, Berufseinsteiger, Arbeitnehmer, Rentner, Transferleistungsempfänger, Asylbewerber). Zu Letzterem: Diese Ungerechtigkeit begann nicht erst mit der Flüchtlingswelle; sie ist seit Anfang der 80er-Jahre bekannt und verschlimmert sich seither, aber auch hier haben offensichtlich einfach zu wenige die Hinweise und Warnungen ernst genommen. Das Problem ist also deutlich älter als die Regierung auf die jetzt viele einprügeln und keiner aus der Bevölkerung kann sich rausreden, es nicht gewusst zu haben, auch wenn uns die Politiker seit Jahren nur sagen, was wir hören wollen.
Was schlägt Jeremia vor? Er ruft die Juden auf, zu Gott Tag und Nacht zu beten, ihn um Gnade anzuflehen. Beten hat noch nie geschadet; es erleichtert die innere Einkehr und kann so der erste Schritt zur tätigen Umkehr zu Gott sein. Aber ich möchte diese Aufforderung um einen wichtigen Punkt ergänzen: Nach dem Gebet werde still, damit du die Antwort Gottes hören kannst. Die Stille ist unverzichtbarer Bestandteil des Gebetes, ohne sie ist alles Gebet nur Geschwätz. Du kannst ohne Worte zu Gott beten, aber nicht ohne Stille.