Einschub: Abraham

Da sich der letzte Abschnitt von Galater 4 auf Abraham bezieht und diese Erzählung in der Genesis über mehrere Kapitel geht, erscheint es mir sinnvoll, hier zunächst ein paar Worte in Abrahams Leben zu investieren.

Abraham war ein Nomade mit längeren sesshaften Phasen. Sein Wandergebiet erstreckt sich ungefähr vom Nil bis zu Jordan. In schon fortgeschrittenem Alter verspricht Gott ihm unter anderem, dass er viele Nachkommen haben werde. Abraham glaubte Gott dies und Gott ihm das als Gerechtigkeit (= gerechtfertigt vor Gott, dem Segen Gottes würdig) an. Die Jahre vergehen und es wird Abraham, zu dieser Zeit noch Abram, kein Kind geboren, denn seine Frau Sara, zu dieser Zeit noch Sarai, ist unfruchtbar. Schließlich wird Sarai ungeduldig oder auch ungläubig und fordert Abram auf, die Magd (=Leibeigene, Sklavin) als Frau zu nehmen und mit ihr ein Kind zu zeugen. Nach damaliger Rechtsprechung wäre dieses Kind ebenso wie die Mutter Eigentum von Abram und Sarai, könnte daher als eigenes Kind angenommen werden, das so zum Erben würde. Sarai möchte die Zusage Gottes erzwingen; es ist absolut klar, dass das zu Komplikationen führen wird.

Und so kommt es dann auch. Kaum ist Hagar schwanger, macht sie sich über die unfruchtbare Sarai lustig, kränkt diese, was dazu führt, dass – mit Genehmigung des Hausherren – der Umgangston im Hause Abram härter wird. Schließlich flieht Hagar in die Wüste – wohin auch sonst, in dieser Region ist das meiste Land Steppe oder Wüste. Ein Engel hält sie aber auf, schickt sie zurück und fordert sie auf, zukünftig gegen ihre Herrin gehorsam zu sein; außerdem soll sie den Sohn, den sie erwartet Ismael taufen. Hagar gehorcht. Schließlich wird Ismael geboren. Zu diesem Zeitpunkt ist Abram 86 Jahre alt.

13 Jahre später schließt Gott einen Bund mit Abram, Zeichen dieses ersten Bundes soll die Beschneidung der männlichen Nachkommen sein. Gott verspricht Abram, zum Vater vieler Völker zu machen. Daher gibt er ihm auch einen neuen Namen. Er soll nicht mehr Abram – erhabener Vater – sondern Abraham – Vater der Menge – heißen. Sarei soll die Mutter dieser Nationen werden, weshalb auch sie einen Namen bekommt: Aus Sarai, die Fürstliche, wird Sara, Fürstin.

Wenig später, der Erzählung folgend kann sich das nur um ein paar Monate gehandelt haben, erscheint Abraham der Herr in der Gestalt von drei (!) Männern und verspricht ihm nun, dass Sara, die inzwischen auch alterstechnisch weit über das gebärfähige Alter hinaus ist, ihm innerhalb eines Jahres einen Sohn gebären wird. Nach einem ereignisreichen Jahr, Abraham ist inzwischen 100 Jahre alt, kommt in der Tat Saras Erstgeborener, Isaak, auf die Welt.

Nächstes Problem, Eifersüchteleien unter Geschwistern. Natürlich waren weder Ismael noch Hagar von der Neuerung begeistert. Durch die Geburt eines Sohnes von Abraham und Sara war Ismael schlagartig enterbt – nicht automatisch, aber das war in dieser Situation doch sehr wahrscheinlich. Eine weitere Prophezeiung, dass der Ältere den Jüngeren verfolgen werde, nahm nun ihren Lauf.

Daher forderte Sara von ihrem Mann, Magd und Kind zu verjagen. Sie fürchtete zu Recht um das Leben ihres Sohnes. Abraham ist von dieser Idee zunächst wenig angetan, aber in einer Vision erscheint ihm Gott und gibt grünes Licht für die Forderungen Saras. Er bestätigt Gott noch einmal, dass aus Isaak der versprochene Erbe ist, aus dem Same (Nachkomme) berufen werden wird. Hiermit könnte durchaus Jesus gemeint sein. Er verspricht ihm aber auch, aus dem Sohn Hagars ein Volk zu machen, weil es ja auch sein Kind ist.

Also stattet Abraham Hagar mit etwas Verpflegung aus und schickt sie in die Wüste. Wir hatten das schon: Wohin auch sonst in der Region. Als Hagar der Proviant und die Zuversicht ausgeht, erscheint ihr ein Engel und verspricht auch ihr, dass aus ihrem Sohn ein großes Volk hervorgehen werde. Gleichzeitig zeigt er ihr einen Platz wo sie Wasser (und Zuversicht) nachfüllen kann. Ismael wächst wohlbehütet – von seiner Mutter und von Gott – in Ägypten auf.

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