Jes 35,1-6b; Eph 1, 3-6+11-12; Lk 1, 26-38.
„Fürchte dich nicht, Maria!“ – „Mir geschehe nach deinem Wort.“
Verdichtet auf diese beiden Aussagen erkennen wir die Art der Beziehung, die Gott zu den Menschen sucht. Wir sollen uns nicht fürchten vor seiner Macht, denn er setzt sie zum Heil der Menschen, seiner Kinder, ein. Auch wenn Maria natürlich erschrickt, als sie erfährt, dass sie ledig schwanger wird – das kam in jener Zeit einem Ausschluss aus der Gesellschaft gleich und hätte darum auch fast die Ehe mit Josef verhindert – sie glaubt dem Engel, dass der Entschluss Gottes Heil bedeutet und fügt sich deshalb seinem Willen.
Gott hatte dies schon vor „Grundlegung der Welt“ (Paulus), also schon vor dem in der Bibel bildhaft beschriebenen Sündenfall entschieden, d.h., die Sünde Adams – also das sündhafte Wesen, das der Mensch nun einmal ist – hat Gott nicht überrascht oder gar enttäuscht, so dass er uns jetzt auf die Probe stellt, ob wir denn seiner wirklich würdig wären; da würden wir gnadenlos untergehen!
Aber wir sind nicht ohne Gnade, wir haben die Gnade des Höchsten!
Wohin uns die Gnade Gottes führt, das verheißt Jesaja. Gott erneuert das Leben, das wir durch die Sünde verloren haben („Der Lohn der Sünde ist der Tod“, Römer 6,23). In seiner Gnade schenkt er seinen Kinder das neue, das verheißene ewige Leben, mehr noch: Er macht uns zu Erben seines Reiches (Epheser 1,11).
Und hierin liegt eine Aussage, eine Aufforderung zu diesem dritten Adventssonntag:
Gott will unser Heil; das ist kein vager Plan, das ist beschlossene Sache – vor Generationen durch Propheten wie Jesaja angekündigt, in der Geburt Jesu wahrgeworden. In eine Zeit hinein, in der uns die Welt trotz Klimaerwärmung immer kälter und brutaler erscheint, ruft uns eine Stimme aus dem Himmel zu: „Fürchtet euch nicht, ihr seid gerettet in Jesus!“
Wie so oft haben wir jetzt wie Wahl: Glauben wir dieser Stimme oder glauben wir dem Gelächter der Welt, das uns zu realitätsfremden Träumern und das Weihnachtsfest zu einem kommerziell ausgeschlachteten Kitschfestival erklärt.
„Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“, ruft Hiob in seine größte Not hinein (Hiob 19,25) und das rufe ich auch. Ich weiß es einfach! Und du weißt das hoffentlich auch.
Ein Ertrinkender würde, wenn er weise ist, den Anweisungen des sich ihm nahenden Rettungsschwimmers ohne Zögern folgen. Maria erkennt sich, ihr Volk und die ganze Menschheit in der Rolle des Ertrinkenden und in Gott ihren und unseren Rettungsschwimmer, und sie folgt, ohne zu zögern und ohne zu zweifeln. Wenn wir doch die Weisheit Marias besäßen!
Lass die Menschen um dich doch ein kitschiges Zuckerwatte-Fest feiern, wenn sie das so empfinden wollen. Aber dein Retter lebt, er wurde geboren vor gut 2000 Jahren, starb, ist auferstanden und sitzt jetzt zur Rechten seines Vaters und unseres Vaters. Das begann an diesem allerersten Weihnachten vor über 2000 Jahren. Es wurde so verheißen durch die Propheten, es wurde wahr in Jesus und es ist unsere Gewissheit: Die Zusagen Gottes sind verlässlich, wir können auf sie vertrauen – wir können Gott glauben.
Und allen, die das nicht glauben können:
Bedenke: Dieser Mensch Jesus hat gelebt. Er lebte in einer Zeit, die auf ihre Weise mindestens genauso grausam und kalt war wie unsere. Er kündete von einer ganz anderen Welt und er war nicht der erste, da gab es Jesaja und andere vor ihm. Für seine Schüler war die Lehre und das Menschenbild ihres Lehrers so überzeugend, dass sie selbst dann noch daran festhielten, als sie dafür getötet wurden. Auch wenn du diese Lehre für pure Phantasie hältst, sie ist ein realer Gegenentwurf zur kalten, gnadenlosen Welt. Aber alles, was Menschen sich vorstellen können, ist eine mögliche – eine offensichtlich „denkbare“ – Realität für diese Welt, das heißt, Menschen haben die Macht sie wahr werden zu lassen. Manchmal ist die Entwicklung von Technik dafür notwendig, in diesem Fall muss „nur“ der Mensch die nötige Reife dafür entwickeln. Eine Welt in der Nächstenliebe das letzte Wort hat, ist vorstellbar, also machbar.
Für alle, sowohl jenen, die Gott glauben als auch jene, die nicht an Gott glauben, ist Weihnachten das brennende, verzehrende Feuer in unserer Seele (unserem Herzen), das uns zeigt, was wir sein könnten, wenn wir nur wollten. Für uns alle ist Weihnachten auch weiterhin eine Verheißung für diese Welt: Wir könnten das bewirken!
Und für alle, die Gott glauben: Genauso sieht uns Gott, unser himmlischer Vater. Als Mensch ging Jesus diesen Weg, damit ist bewiesen, dass Menschen diesen Weg gehen können. Gott hat uns gezeigt: Genau so hat er uns geschaffen.
Gerade in finsteren, kalten Zeiten brauchen wir dieses Feuer. Wir brauchen Weihnachten!
