Johannes 15, 16-27 (26. April)

„Wenn ihr von der Welt wärt, so hätte die Welt das ihre lieb; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt heraus erwählt habe, darum hasst euch die Welt.“ (Joh 15,19)

Bereits in Vers 12 (Abschnitt von gestern) gab Jesus sein einziges Gebot aus: Am friedfertigen, liebevollen Umgang miteinander soll die Welt seine Jünger erkennen. Bei der Erfüllung dieses Gebotes ist, wenn man sich den Zustand der Welt ansieht und den Umgang der Menschen untereinander, die Jesus als ihren Messias reklamieren, zugegebenermaßen noch eine Menge Luft nach oben! Genaugenommen ist deutlich mehr Luft nach oben als bereits zurückgelegter Weg hinter uns.

Aber nach Jesu Urteil sollten wir zur uneingeschränkten Nächstenliebe durchaus in der Lage sein, denn er sagt im heutigen Abschnitt gleich zuerst: „Ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit der Vater euch gibt, was auch immer ihr ihn bitten werdet in meinem Namen. Das gebiete ich euch, dass ihr einander liebt.“ (Joh 15, 16+17) Das bestätigt das gestern Gesagte: Gott hat uns schon dazu bestimmt, dass wir Frucht bringen, ehe wir etwas davon gespürt haben. Anders als alles weltliche Werk soll das, was wir im Namen Jesu tun, nicht vergänglich sein, sondern ewig. Und er sagt uns zu, dass Gott uns alles gibt, um was wir ihn bitten um seinen Auftrag zu erfüllen. Aber damit das klappt müssen wir seinem Gebot der Nächstenliebe folgen; darum wiederholt der das Gebot am Schluss des Versprechens nochmal.

Sei also mutig und erbitte von Gott im Namen Jesu, was immer du zur Erfüllung seines Auftrages brauchst. Hier steht: Gott liefert. Falls die Lieferung ausbleibt, gibt es zwei Möglichkeiten, wobei ich nicht beurteilen kann, welche wahrscheinlicher ist.

Es könnte einfach sein, dass dein Wunsch nicht der Nächstenliebe, sondern dem Egoismus entsprang. Dann brauchst du das Gewünschte nicht wirklich, du hättest es nur gerne. Da Gott den vor dir liegenden Weg besser sieht als du, ist es dann allerdings gar nicht so unwahrscheinlich, dass dir die Erfüllung deiner Bitte in der Zukunft eher im Weg stünde, als hilfreich wäre. Oftmals können wir aber in diesem Fall die Entscheidung Gottes nicht nachvollziehen, besonders wenn die Konsequenzen daraus für uns und für andere schmerzlich sind. Dann bedeutet Glauben vertrauen auf die Entscheidung Gottes, dass alles was er entscheidet oder tut (oder auch nicht tut) am Ende gut für uns ist. Dieses Vertrauen aufzubringen fällt dann meist sehr schwer. Vergiss dann aber nicht: Die Nichterfüllung deiner Bitte ist keine Prüfung deines Glaubens, erst recht ist sie keine Strafe für begangene Sünden. Die Entscheidung Gottes war an diesem Punkt einfach richtig und er versteht auch, dass du das nicht verstehen kannst. Und er wird dir auch nicht ankreiden, wenn du in dieser Situation deinen Schmerz und deine Enttäuschung herausschreist.

Es könnte aber auch sein, dass Gott geliefert hat, aber deine Bestellung dahingehend abgeändert hat, dass dir die Lieferung wirklich nützt. Daher kann es sinnvoll sein, statt „Alles Mist!“ zu rufen mal innezuhalten, sprich, still zu werden und den Dialog mit Gott zu suchen, der halt nur in der Stille möglich ist – ein Dialog der Übung braucht, wenn’s kein Monolog bleiben soll! Darum hier schon mal der Tipp: Übe den Dialog mit Gott mit weniger wichtigen Dingen, nutze also die Möglichkeit regelmäßig in der Stille und in die Stille zu beten … und sei natürlich auch einfach selbst mal still und höre in dich hinein. Es ist keine Zeitverschwendung, den Kanal zu deinem himmlischen Vater offenzuhalten, auch wenn dabei scheinbar nichts wirklich Wichtiges passiert.

Praktisches Beispiel: Ab einem gewissen (frühen) Alter hat es mir große Freude bereitet, Geschichten und Gedichte zu schreiben und ich wollte das gerne auf einer regelmäßigen Basis zur eigenen Erbauung nutzen – neudeutsch: Schreiben sollte mein Hobby werden. Dumm nur, dass meine Fantasie zu begrenzt für viele Geschichten und meine Menschenkenntnis zu schwach für lebendige Protagonisten ist. Vor etwa 30 Jahren „fiel mir“ eine Geschichte auf Basis der Schöpfungsgeschichte ein, die ich auch gleich erfreut aufschrieb. Trotzdem hat sich mein Problem damit nicht gelöst. Gott beendete mit dieser einen Geschichte weder meinen Mangel an Fantasie noch verbesserte er meine Menschenkenntnis oder doch wenigstens meine Sozialkompetenzen, damit ich mir selbst Menschenkenntnis aneignen konnte. Erst letztes Jahr, nach vielen Irrungen und Wirrungen, verstand ich den Wink Gottes, dass er mir mit dieser Geschichte die Bibel, sein Wort, als eine schier unerschöpfliche Quelle der Inspiration angeboten hatte. Gott hatte mir meine Bitte übererfüllt und bot mir darüber hinaus einen Deal auf Gegenseitigkeit an, es hat allerdings 30 Jahre gedauert, bis aus meinem gelegentlichen Monolog zu Gott ein regelmäßiger Dialog mit Gott wurde und er mir die Geschichte und die Hintergründe erklären konnte. Vielleicht schaffst du es ja jetzt etwas schneller, die Lieferungen Gottes an dich zu erkennen, nachdem du meinen Fehler kennst.

Die Warnung auf die Zusage Jesu folgt auf dem Fuße:

Ebenfalls im Abschnitt gestern hat Jesus auch erklärt, wie weit die Liebe zum Nächsten geht – es geht hier um weit mehr als Zuneigung; es ist völlige und vorbehaltlose Hingabe. Liebe, die auch die Aufgabe des eigenen Lebens für die Freunde bedeuten kann, wie es ja jetzt auch Jesus selbst tun wird. Jesus warnt seine Jünger, dass die Welt dieses Verhalten nicht verstehen wird, denn Uneigennützigkeit – ein anderes Wort für hingebungsvolle Nächstenliebe – ist ihr fremd. Und weil Menschen alles was ihnen fremd ist ablehnen, werden sie auch die Jünger Jesu ablehnen, ja als Bedrohung sehen und sie verfolgen. Gott wird diese Situation bis zum Jüngsten Gericht nicht ändern.

Geändert hat sich aber die Situation für die Verfolger: Auch ihnen wurde das Evangelium verkündet. Wer sich gegen Jesu Jünger stellt, stellt sich damit gegen Jesus und gegen Gott – sie werden keine Ausrede haben, wenn sie vor ihrem Richter stehen.

Und wieder kündigt Jesus den Beistand, den Geist der Wahrheit an. Er kommt direkt vom Vater und er wird Zeugnis von Jesus geben und die ihn hören (in Joh 14,17 hatte Jesus gesagt, die Welt kann den Geist nicht empfangen, d.h., nicht alle Menschen werden ihn hören können und viele die es können, werden sich lange Zeit dagegen wehren), werden daraufhin auch von ihm Zeugnis geben, denn sie waren schon immer (von Anfang an) Jünger von Jesus. Auch das bestätigt die Überlegung von gestern, dass Gott nur Jünger in den Weinstock Jesus einpfropft. Falls du im Moment noch keine Wirkung des lebendigen Wassers in dir spürst, sei bereit und fürchte dich nicht (davor): Der Geist arbeitet an dir; du wirst ihn spüren!

Noch etwas Theorie zum Schluss:

Im Grunde ist mit Kapitel 15 die Trinität Gottes erklärt. Da ist Gott der Vater; er verkörpert den Willen hinter allem was geschieht. Dann gibt es Gott den Sohn; er ist das Bindeglied, er vereint Himmel und Erde, verbindet die Kinder mit dem Vater, die durch die Sünde von ihm getrennt waren. Und da ist Gott der Heilige Geist: Er ist in den Kindern; er macht erst das Kind zum Ebenbild des Vaters und durch ihn wird in den Entscheidungen und den Handlungen der Kinder der Wille (Gottes) in der Welt wirksam.

Das alles zusammen ist Gott, der eine Gott! Und wenn du jetzt aus dieser Beschreibung schließt: „Hey, ich bin ja ein Teil Gottes!“ – Ja, du hast recht, das bist du. In Christus, in Gott, bist du geheiligt, göttlich. Du bist eins mit Gott. Die Krux: Wenn du eins mit Gott bist, kannst du nicht gleichzeitig wie Gott sein, denn Gott ist das Ganze und nur das Ganze ist Gott. Gott ist das Ganze: der Weg (Wille), die Wahrheit (Wort) und das Leben (das Sein – „Ich bin“ (Ex 3,14) –, das durch Wille und Wort entsteht und auch davon erhalten wird) – davon getrennt bist du tot, das was ungenutzt und unbrauchbar übrig bleibt (an anderer Stelle als Spreu bezeichnet). Darum ist wie Gott sein zu wollen die Ursünde, denn es trennt dich vom Ganzen, was für dich den Tod bedeutet. Solange du aber in Gott (im Willen Gottes, in seinem Wort und im Leben) bleibst, lebst du, denn Gott (sein Wille, sein Wort, sein Leben) bleibt dann auch in dir; ihr seid ja eins, das Ganze  – Gott – durchdringt dich, (er)hält dich!

Darum musst du dich als Kind Gottes vor dem Tag des Gerichts nicht fürchten. Du bist bereits in Gott, darum gibt es an diesem Tag (oder auch in den Plagen davor) nichts mehr für dich zu entscheiden. Der ewige Bund mit Gott wurde am Kreuz geschlossen; Jesus hat für uns bestanden, es wird keine weiteren Prüfungen mehr geben. Für den Tag des Gerichts ist das Weizenfeld das passende Bild: Die Ernte ist dann beendet und alles Unbrauchbare, Stroh und Spreu, das noch auf dem Feld liegt, wird ins Feuer geworfen. Vom Gericht hast du nichts zu befürchten, denn du bist dann nicht mehr auf dem Feld. Bis dahin sorge nur dafür, dass du in Gott bleibst und Gott in dir bleibt: Befolge seinen Willen, glaube an das Wort, an Jesus Christus, und ehre ihn durch das Leben, das er dir geschenkt hat!

(Die Geschichte vor 30 Jahren drehte sich übrigens auch um diesen Punkt - um die Trennung, die Gott verhindern wollte; auch wenn der von mir gewählte Verlauf, einem Zwanzigjährigen angemessen, ungleich poetischer war ...)

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