Markus 1, 9 – 20 (2. Januar)

Jesus lässt sich von Johannes taufen und geht dann für 40 Tage in die Wüste. Als er zurückkommt, beruft er die ersten Jünger, Simon und dessen Bruder Andreas, sowie Jakobus und dessen Bruder Johannes.

Natürlich hätte es Jesus, der ja ohne Sünde geboren wurde, nicht nötig gehabt diese Taufe der Buße von Johannes zu empfangen. Hier findet die Staffelübergabe statt. Johannes erkennt den Messias, er hört die Stimme vom Himmel, die zu Jesus sagt: „Du bist mein geliebter Sohn.“ Jesus wusste das natürlich, die Show war fürs Publikum – das dies wahrscheinlich aber kaum beachtet und erst recht nicht verstanden hatte – und ganz besonders für Johannes den Täufer. Bis hierhin war Johannes einem inneren Ruf gefolgt, hatte das Leben eines Einsiedlers in der Wüste geführt und am Fluss seine sicherlich manchmal recht derben Bußpredigten gehalten, um die Zuhörer aufzuschrecken und dazu zu bringen, über das eigene Leben nachzudenken und diesem vielleicht tatsächlich eine neue Richtung zu geben. Nun steht er, wie vom Blitz getroffen, seinem Gott und Meister gegenüber. Mehr Gewissheit über seinen Glauben hatte er vorher noch nie und wird er danach nie mehr haben. Sein Leben ist jetzt erfüllt. Gott bedankt sich bei seinem treuen Knecht mit einem ganz besonderen, persönlichen Besuch.

Jesus muss nun aber etwas tun, was nicht der Natur eines dreißigjährigen Mannes entspricht – er muss sein ganzes bisheriges Leben hinter sich lassen, denn seine himmlische Mission, für die er auf die Erde kam, beginnt nun. Dieser Schritt ins nächste Leben gelingt. Alle Versuche des Teufels, ihn mit allerlei Versuchungen an die Erde zu ketten, schlagen fehl. Als Jesus aus der Wüste zurückkommt, hat er alles irdische Blendwerk abgelegt und nur noch ein Ziel: die Rettung seiner Welt. Er lebt nun in der Freiheit, die er den Menschen als Teil seines Evangeliums verkündigen wird.

Doch nach wie vor steckt er im Körper eines Menschen, ist also Knecht Gottes, genau wie Johannes der Täufer. Darum wird er Helfer brauchen. Er beruft zunächst Simon und dessen Bruder Andreas, sowie Jakobus und dessen Bruder Johannes (der als „Jünger, den Jesus liebte“ (Joh 13,23) selbst zum Verkünder des Evangeliums und einiger Hirtenbriefe in der Bibel zu finden ist).

Markus beschreibt, dass die vier, ohne zu zögern alles zurückließen und Jesus folgten. Nach der Erzählung des Johannesevangeliums kannten aber zumindest Simon und Andreas Jesus bereits von der Taufe am Jordan. Vielleicht waren sie also die Ausnahme von der Regel, nahmen die Geschehnisse rund um die Taufe Jesu doch bewusst wahr und hatten die letzten 40 Tage immer wieder den anderen Fischern am See Genezareth von den übersinnlichen Begebenheiten am Jordan erzählt, die dann wahlweise staunten oder über die blühende Fantasie der Jungs lachten. Dann wäre der Ruf Jesu zu keinem der vier völlig überraschend gekommen. Es entspricht meiner Erfahrung, dass Gott seine Dienerinnen und Diener sorgfältig vorbereitet. Jeder ist bereit, wenn er gerufen wird, auch wenn manchen vielleicht die Furcht übermannt und zunächst das Gegenteil behaupten lässt.

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