1. Johannes 2, 1 – 11 (22. Mai)

„Ich gebe euch jetzt ein neues Gebot: Liebt einander! So wie ich euch geliebt habe, so sollt ihr euch auch untereinander lieben. An eurer Liebe zueinander wird jeder erkennen, dass ihr meine Jünger seid.“ (Joh 13,35-35)

Johannes schreibt diesen Brief, um die Gemeinde davor zu bewahren zu sündigen. Zwar haben wir in Jesus Christus einen starken Fürsprecher – den wir auch brauchen, denn der Mensch ist nun einmal ein Sünder – und der uns mit seinem Opfertod bereits von der gerechten Strafe freigekauft hat, doch auch wenn das Halten der Gebote jetzt nicht mehr die Eigenleistung ist, durch die wir gerettet werden, so ist dies jetzt das Zeichen der Gemeinschaft mit Gott.

Ein Mensch der Gemeinschaft mit Gott hat, in dem wirkt Gott. Und ein Mensch, in dem Gott wirkt, will nicht sündigen. Ein solcher Mensch wird also nicht nach den zehn Geboten schielen, um auszuloten, was vielleicht grade noch den Buchstaben nach erlaubt ist, in ihm wird Gott wirken und das wird ihn drängen, das Gute zu tun. In der Haltung und den Handlungen eines solchen Menschen zeigt sich die Treue zu Gott – das alte Gebot – und die Liebe zum Nächsten – das neue Gebot. Natürlich wird ihn seine irdische Natur immer wieder dazu bringen, Dinge zu tun, die nicht zu seinem neuen von Gott geschenkten – göttlichen – Leben passen, doch seine Treue zu Gott und seine Liebe zum Nächsten wird ihn dann immer direkt zur Buße und zur Umkehr bewegen – nicht um sich wieder gut mit Gott zu stellen, Gott kennt ihn und ist ihm nicht böse, sondern weil er spürt, dass sich diese Sünde nicht mit seinem neuen Leben verträgt und er sie deshalb – auch zu seinem eigenen Wohl – durch ein klares Bekenntnis und eine unmittelbare Korrektur des eigenen Verhaltens zurücklassen muss.

Ein Mensch, der keine Gemeinschaft mit Gott hat, wird sich vielleicht trotzdem an den Zehn Geboten abarbeiten. Ohne Treue zu Gott und Liebe zum Nächsten wird sich sein Umgang mit der auch für ihn unvermeidbaren Schuld aber deutlich anders gestalten. Er wird auf die Fehler der anderen hinweisen, auf unfaire oder untragbare Bedingungen oder er wird versuchen, Ziele neu zu definieren, um so sein Versagen als Erfolg verkaufen zu können; kurzum: Wenn etwas schiefläuft, wird dieser Mensch immer auf andere zeigen. Die Schuld eines Menschen, der keine Gemeinschaft mit Gott hat, mündet also immer in irgendeiner Form von Lüge oder Hass.

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