1. Johannes 2, 12 – 19 (23. Mai)

„Ich schreibe euch, ihr Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen.“ (1. Joh 2, 12)

Und wieder kündet Johannes von der übermenschlichen Liebe Gottes, der uns in und durch Jesus Christus alle Sünden vergeben hat. Johannes spricht von und zu den Menschen die Christus erkannt haben, der bereits im Anfang war (Joh 1,1), der in die Welt kam, um sie, um das Böse für uns zu überwinden. Euphorisch verkündet er den starken Glauben der Empfänger an das Wort durch den jeder einzelne von ihnen, jeder einzelne von uns, durch und in Christus „den Bösen“ (Satan) überwunden hat.

Er warnt uns gleichzeitig vor der Liebe zur Welt, also den weltlichen Dingen, denn alles was von der Welt ist, ist nicht vom Vater und trennt uns von ihm. Die Liebe zum Weltlichen ist ein Verlustgeschäft, denn sie vergeht mit der Welt. Gewinn ist die Liebe zum Vater, denn sie bedeutet Ewigkeit und sie drückt sich darin aus, dass wir seinen Willen tun.

Johannes erwähnt das Kommen des Antichristen, also die Fleischwerdung des Teufels, der für diese Endzeit angekündigt sei, doch er warnt ausdrücklich vor den Antichristen, die jetzt bereits unterwegs seien. Er meint damit Menschen, die dem Anschein nach Christen sind, aber eine andere Botschaft als das Evangelium verkünden.

Offensichtlich sind damit ehemalige Mitglieder der jungen, christlichen Gemeinden gemeint, die an irgendeinem Punkt anfingen, eine eigene Lehre zu verbreiten, dem ursprünglichen Evangelium täuschend ähnlich, aber im Kern, dort wo der Glaube anfängt, in ihrer Lehre abwichen. Durch die nachvollziehbare Aussage „Ihr kennt uns doch. Wir sind aus der Gemeinde xy und Christen genau wie ihr“ erschienen sie vielen sehr glaubwürdig.

Eine Warnung vor solchen Irrlehrern war für die damals noch sehr jungen Gemeinden überaus wichtig. Diese Antichristen sind aber auch heute noch unterwegs und es sind mehr denn je!

Sie behaupten beispielsweise, dass Jesus nicht der Sohn Gottes sei, erst recht nicht Gott, weil es ja nur einen Gott gebe. Mit dem Ein-Gott-Glauben treffen sie natürlich ins Schwarze, genau das glauben alle Christen, aber sie verschweigen die Prophezeiung, dass der Messias „Sohn Gottes“ genannt werde. Die Trinität Gottes ist aber von Jesus selbst verkündigt worden („Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen.“ (Joh 14,9) + „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten.“ (Joh 16, 13)). Wir müssen die Dreifaltigkeit Gottes nicht verstehen. Sie ist uns verkündet und wir müssen sie nur glauben, wie ein Kind seinen Eltern die Dinge glauben muss, die es noch versteht.

Oder sie lehnen bestimmte christlichen Feste und Riten als heidnischen Ursprungs ab und haben dabei die Weisung des Apostel Paulus unterschlagen, die da lautet: „Und alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als für den Herrn und nicht für Menschen“ (Kol 3,23). Hierbei muss man natürlich sagen, Riten und Festtage sind Bestandteile des praktischen Glaubenslebens, sie zu begehen und zu feiern ist (bis auf Taufe und Abendmahl) nicht zwingend. Aber sie sind eben, in der richtigen Gesinnung, auch nicht Götzendienst.

Auch verbreitet ist die Ablehnung bestimmter Apostel; insbesondere wird oft bestritten das Paulus ein Apostel sei – laut Evangelium hat Christus nur zwölf berufen, nicht dreizehn – und somit wird von dieser Gruppe alles abgestritten, was Paulus über den Glauben an den Christus verkündet hat. Infolge dieser Ablehnung, wird dann oft eine Rückkehr zu den jüdischen Traditionen und Gesetzen gefordert – eine Forderung, die auch bei den allerersten Heiden-Christen meist durch Juden-Christen aufgestellt wurde. Oft wird dabei bestritten, dass Jesus für unsere Sünden starb und uns dadurch von Gericht und verdienter Verdammnis freigekauft hat. Stattdessen verharkt man sich im von Jakobus geforderten „tätigen Glauben“, der – ohne Osterwunder – wieder mit der genauen Befolgung der jüdischen Gesetze und Speiseregeln gleichgesetzt wird. Hier wird unterschlagen, dass der erste Apostel, also Petrus, seinen Bruder und Mitstreiter ausdrücklich als Apostel unter den Aposteln anerkannte: „Und seht die Langmut unseres Herrn als [eure] Rettung an, wie auch unser geliebter Bruder Paulus euch geschrieben hat nach der ihm gegebenen Weisheit, so wie auch in allen Briefen, wo er von diesen Dingen spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Ungefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben.“ (2. Petr 3, 15-16)

Es gibt sogar Gemeinschaften im „Glauben“, die in den Worten der Heiligen Schrift eine Art spiritueller Supermarkt sehen, in denen man sich die Dinge rauspickt, die zur eigenen Theologie passen und alles andere entweder wohlwollend als Literatur oder sogar hart als Fälschung bezeichnen. Die Aussage des Paulus im zweiten Brief an Timotheus „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit“ (2. Tim 3,16) erkennen sie natürlich nicht an, weil sie Paulus nicht anerkennen.

Es ist daher wichtig, dass auch wir uns regelmäßig daran erinnern, was die Kernaussage unseres Glaubens ist: Christus wurde gekreuzigt, um die Strafe für unsere Sünden zu übernehmen. Er ist auferstanden, weil unsere Sünden durch seinen Opfertod ein- für allemal getilgt wurden und auch wir – genau wie er – auferstehen werden. Er ist nur der Erste. Alles was wir in dieser Welt tun, ist nur Reaktion auf die in dieser ersten Tat erwiesenen Liebe Gottes. Wir handeln, weil uns diese Liebe antreibt. Der „tätige Glaube“ ist somit nicht Rechtfertigung sondern Antwort, nicht Aktion (Befolgung/Ausübung einer Vorschrift) sondern Reaktion auf ein Geschenk.

Ja, Christen sind Getriebene der Liebe! Einer Liebe, die nicht von dieser Welt ist.

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