2. Korinther 1 + 2 (7. – 10. September)

Der zweite Brief, den Paulus an die Korinther schreibt, scheint etwas verworren. Offensichtlich ist er überschattet von Geschehnissen, bei denen Paulus und sein Missionsteam in große Lebensgefahr gerieten und sich dem Tode nahe wähnten. In dieser Phase erreichte sie dann eine Botschaft der Korinther an Paulus, in welcher sie ihm Mut in ihren Gedanken und Gebeten zusprachen. Doch nach den weiteren, mündlichen Berichten der Boten zur Situation vor Ort, lief es immer noch nicht rund in der Gemeinde und es zeigten sich neue Schwierigkeiten. Paulus scheint diese drei Ebenen (eigene schwere, noch nicht ganz verarbeitete Krise, Treue und Glaube der ehrlich besorgten Korinther, neue Prüfungen und Versuchungen in der Gemeinde) seiner Antwort nicht sauber getrennt bekommen zu haben – zu aufgewühlt und unruhig ist sein Herz - und die Unkenntnis über wesentliche Teile der Situation auf beiden Seiten macht es dem Leser nicht leicht, die Botschaft zu verstehen und als allgemeinen Lehrbrief zu deuten.

Paulus beginnt seine Botschaft mit dem Versuch die eigene Situation als Lehre für die Gemeinde(n) zu sehen und zu erklären. Die von ihm erfahrene Bedrängnis sei ein Sinnbild für all die Bedrängnisse und Gefahren, welche den Christen in jenen Tagen ausgesetzt waren und teilweise bis heute sind. Die von Rettung und den dadurch von Gott erfahrenen Trost des Paulus sei die Botschaft Gottes an alle Gläubigen in Bedrängnis, dass auch sie Trost und Rettung durch ihn erfahren würden. Selbst der Tod ist für Kinder Gottes nicht das Ende, sondern das Tor zu einem neuen Leben. Das ist die Hoffnung der gesamten Kirche, d.h., aller Gläubigen, eine berechtigte Hoffnung, die durch Ausharren und Gebet noch verstärkt wird.

Paulus hatte sich ursprünglich vorgenommen, bei seiner Reise nach Mazedonien einen kurzen Stopp bei den Korinthern einzulegen, um dann bei seiner Rückreise nach Jerusalem einige Monate bei ihnen zu bleiben. In der jetzigen für alle schwierigen Situation wolle er davon absehen. In den Versen 3 bis 5 spricht er von Betrübnis auf beiden Seiten, welche die Freude überschattet hätte. Er wird – zumindest an dieser Stelle – nicht deutlicher. Seinerseits können wir wohl annehmen, dass er ihnen nicht seine Traurigkeit über die jüngsten Erlebnisse als Gastgeschenk mitbringen wollte. Zwischen den Zeilen klingt aber auch mit, dass ihm im Moment die Kraft fehlt, die durch manche vor Ort verursachte unbefriedigende Situation in der Gemeinde zu ertragen.

Dies ist eine durchaus wichtige Erkenntnis. Selbst in großer innerer Unruhe analysiert der Apostel seine eigene Situation nüchtern und kommt zu dem Schluss, dass er erst mal wieder mit sich selbst ins Reine kommen muss. Und genau dies schreibt er den Korinthern, damit sie verstehen und erkennen, dass er – auch wenn er jetzt sein Versprechen nicht hält – doch in Gedanken, Gebet und Liebe bei ihnen ist. Er kommt also zu dem Schluss, dass ein Brief in der aktuellen Situation für die Korinther mehr Zuspruch und Stärkung bedeutet als seine persönliche Anwesenheit. Der Ratschlag aus diesen beiden Kapiteln könnte also sein: Gerade, wenn sich die Dinge zu überschlagen scheinen, ist es sinnvoller innezuhalten und seine sieben Sinne zu sammeln, als mutig drauf loszustürmen.

In einem weiteren Punkt lobt er die Korinther für ihr konsequentes Verhalten gegenüber einem Sünder in ihrer Gemeinde. Wir hatten ja im ersten Brief davon gelesen, dass ein junger Mann offensichtlich Ehebruch mit der Frau seines Vater beging. Doch nun sei es an der Zeit, dem Sünder in Liebe zu vergeben und ihn wieder in die Gemeinde aufzunehmen. Diese Bitte knüpft nahtlos an den Auftrag Christi an, Menschen, die gegen uns und (damit) gegen Gott Unrecht tun (sündigen), zu vergeben, wann immer sie aufrichtig bereuen und um Vergebung bitten. Bei Gott ist keine Sünde zu schwer, als dass er sie nicht vergibt, kein Berg angehäufter Schuld zu hoch, als dass er ihn nicht abträgt, wenn wir ihn aufrichtig darum bitten. Und genauso sollen wir auch handeln.

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