2. Korinther 8 + 9 (21. – 24. September)

Wir erfahren in der Apostelgeschichte, dass sich in Jerusalem rasch eine Gemeinde der Schwachen und Ausgestoßenen bildete, so dass sogar eine klare Aufgabenteilung zwischen Verkündigung und Diakonie organisiert werden musste. Die Versorgung der Armen war sicher eine kaum zu bewältigende Aufgabe für die Jünger und die Apostel, die sich gleichzeitig im Zentrum der ersten Christenverfolgung befanden. Die Armut dieser Gemeinde unter der Führung der Zwölf, die Paulus „die Heiligen“ nennt, dürfte erdrückend gewesen sein. Ebenso erfahren wir aus der Apostelgeschichte, dass Petrus Paulus mit der Bitte um Spenden aus den Gemeinden der Heidenchristen auf Mission schickte.

Und Paulus war eifrig in dieser Angelegenheit. Hier berichtet er den Korinthern, wie die Mazedonier trotz eigener Not weit über Belastungsgrenzen hinaus gespendet haben. Er tut dies, um die Korinther, die mit der Sammlung schon vor einem Jahr begannen zu Großzügigkeit anzuspornen und sie zu ermutigen, die Sammlung schon jetzt, wenn Titus ihnen diesen Brief überreichen wird abzuschließen.

Hier geht es freilich um Geld. Es herrschte materielle Not in der christlichen Gemeinde in Jerusalem, aufgrund der Verfolgung war die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, nur Geldspenden konnten über die in jener Zeit großen Entfernungen zwischen den Gemeinden hinweg diese Not lindern.

Doch es geht auch allgemein um Mitgefühl, um die Bereitschaft im Helfen keine Belastung, kein Opfer zu sehen, sondern einen Liebesdienst – etwas, das man gerne und aus ganzem Herzen tut.

„Denn es geht nicht darum, dass ihr in Not geratet, indem ihr anderen helft; es geht um einen Ausgleich. Im Augenblick soll euer Überfluss ihrem Mangel abhelfen, damit auch ihr Überfluss einmal eurem Mangel abhilft. So soll ein Ausgleich entstehen“ (2. Kor 8, 13-14)

Die Betonung liegt hier auf Ausgleich. In Christus sind alle Christen ein Leib, wenn ein Teil dieses Leibes Not leidet, so leidet der ganze Leib. Es ist daher für einen Christen selbstverständlich, von dem abzugeben, was er mehr hat als andere Glieder, damit alle Glieder des Leibes mit dem versorgt sind, was sie brauchen. Das kann wie hier einfach Geld sein, Geld lässt sich leicht von A nach B transportieren und kann dort die Situation entscheidend bessern. Das kann aber auch Zeit sein, gemeinsame Zeit mit einsamen Menschen, das können Hilfsdienste sein oder dass man im Gedenken an die nächste Generation auf die Größe seines ökologischen Fußabdruckes achtet. Ausgleich kann geschaffen werden, indem man Menschen, die vor Krieg und Hunger fliehen, Schutz und Heimat bietet, denn sie leiden an einem Mangel an Sicherheit und Versorgung. Der Liebesdienst kann darin bestehen, dass man seinen Glauben mit anderen teilt, um diese im Glauben zu stärken. Es kann auch heißen, dass man sich mit einem neuen, nur bedingt zugelassenen, aber wirksamen Impfstoff impfen lässt, um die zu schützen, die sich nicht impfen lassen können und deren einziger Schutz daher die Impfung derer ist, denen das möglich ist. Ausgleich heißt, dass ich bei meinen Entscheidungen und Handlungen immer das Ganze im Blick habe, denn in meinem Nächsten und im Ausgleich zwischen meinem Überfluss und seiner Not finde ich Gottes Herrlichkeit. Ausgleich heißt, dass ich dem Nächsten die Hilfe gebe, die er in diesem Moment braucht. Wir sind ein Leib in Christus, darum ist jede Hilfe, die ich leiste am Ende Selbsthilfe und wer hilft sich nicht selbst mit Freude gerne? Auch die Freude an der Hilfe, die ich leisten kann ist eine Frucht der empfangenen Gnade Gottes, ein Zeichen, dass ich diese Gnade nicht vergeblich empfangen habe.

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