Esther 6, 1-9 (2. Dezember)

Nachts kann Ahasveros nicht schlafen und lässt sich aus den Chroniken des Reiches vorlesen. Nichts ist doch beruhigender, als schwarz auf weiß bestätigt zu bekommen, wie großartig man doch ist.

Nun wird er durch die Chronik aber wieder daran erinnert, dass Mordechai ihm kürzlich das Leben gerettet hat und er will wissen, wie dem Mann diese Großtat vergolten wurde. Die Antwort ist ernüchternd – überhaupt nicht.

Das kann so nicht bleiben, ein König kann einem Untertanen nichts schuldig bleiben. Er lässt Haman, der ihm Hof gerade die Vorbereitungen für die von ihm gewünschte Hinrichtung Mordechais beobachtet und somit wach und verfügbar ist, zu sich kommen und fragt ihn, was man einem Mann geben könnte, den der König gerne ehren möchte. Und an diesem Punkt wird dem Leser klar, wie kompliziert und fehleranfällig Kommunikation ist, insbesondere wenn sie so unpräzise vorgetragen wird.

Haman ist natürlich davon überzeugt, dass der König nur den besten, den größten, den erfolgreichsten, den schönsten Mann des Reiches, also ihn, meinen könnte und schlägt daher vor, diesem Mann den ganzen Prunk des Königs an den Körper und an die Hand zu geben, ihn auf ein Pferd zu setzen, durch die Stadt zu führen und ausrufen zu lassen, dass dies der Beste, Größte usw. des Reiches sei – damit es alle wissen. Gut, das ist etwas übertrieben; Haman gibt sich mit dem bescheidenen Ausruf „So macht man es mit einem Mann, den der König ehren möchte“ zufrieden.

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