Esther 7, 1-10 (4. Dezember)

„Wer [anderen] eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“ (Spr 26,27)

Das Essen ist lecker und der König spricht wieder sehr dem Wein zu. Es ist anzunehmen, dass Haman auch in diesem Punkt seinem Vorbild nacheifert. Mitten im Trinkgelage wiederholt Ahasveros sein Angebot, dass er Esther jeden Wunsch erfüllen würde und sei es das halbe Königreich.

Esther entschuldigt sich im vorauseilenden Gehorsam und gibt sich beschämt ob der überwältigenden Großzügigkeit ihres Gatten. Nein, niemals würde sie was vom König fordern, aber wenn er ihr eine Gnade erweisen wolle, so möge er ihr nur das Leben schenken und bei der Gelegenheit auch ihrem Volk, das ausgerottet werden solle – übrigens auch ein gewaltiger volkswirtschaftlicher Schaden, so die Königin.

Der König ist entsetzt und will wissen, wer solchen Unsinn zum Schaden des Königs, ein ganzes Volk auszurotten, angeordnet habe. Der Leser weiß an dieser Stelle, dass es der König selbst war, der Haman in diesem Punkt völlig freie Hand ließ. Fakten verstellen aber oft nur den Blick auf die viel höhere Wahrheit; daher verschweigt Esther dieses unwesentliche Detail und erklärt zwar nicht vollständig, aber immerhin wahrheitsgemäß: Der Feind sei Haman.

Ahasveros schäumt vor Wut und geht erst mal frische Luft schnappen; derweil sinkt Haman, der davon ausgehen kann, dass sein Leben verwirkt ist, gebrochen auf den königlichen Sessel von Esther und fleht sie um sein Leben an. Es ist anzunehmen, dass auf königlichen Polstermöbeln ausreichend Platz für zwei ist.

Als der König zurückkommt sieht er die Situation, schließt daraus blitzschnell, dass dieser mordlüsterne Bösewicht nun auch noch die Königin umbringen möchte und fängt an zu toben. Ein Kämmerer macht ihn darauf aufmerksam, dass Haman auf dem Hof ja bereits alles für die Hinrichtung Mordechais hätte vorbereiten lassen und wenn es jetzt schon mal da wäre…

So endet Haman an dem Balken, den er für Mordechai hatte errichten lassen.

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