Hiob 8 – 10 (3. – 6. Juni)

In der Tat erfährt Hiob kein Mitgefühl von seinen Freunden. Bildad antwortet Hiob mit einer „Rauch-und-Feuer“-Rede. Alles was Hiob uns seiner Familie widerfahren sei und noch widerfahre seien doch nur die Früchte eines liederlichen, sündhaften Lebenswandels. Das sei doch von alters her bekannt: Wo Rauch ist, da ist auch Feuer und wo Strafe ist, da ist auch Sünde. Bildad haut seinem Freund die gesamten gesammelten Erkenntnisse der Volksfrömmigkeit um die Ohren.

Und wir sind bei Hiob im Zeitalter der ersten Erweckung des Menschen, darum gibt Hiob Bildad recht, wenn dieser sagt, Gott bestrafe die Sünder – das ist hier einfach der Stand der Dinge. Ebenso erkennt er Gott als Schöpfer von allem in dessen Allmacht an. Doch wieder bezieht er diesen Anflug von Gotteserkenntnis auf seine momentane Situation und klagt Gott des Machtmissbrauchs gegen ihn an.

Das ganze Kapitel 10 ist dann wieder der weiteren Anklage Hiobs gegen Gott gewidmet. Er fühlt sich von Gott grundlos bedrängt. Durch diese immer wieder aufkeimende Klage des Menschen gegen Gott wird immer wieder herausgestellt, wie Menschen im Fall von äußerer Bedrängnis bei einer nur diffusen Gotteswahrnehmung reagieren. Hier ist die diffuse Wahrnehmung im Fehlen einer Offenbarung Gottes durch Propheten und Schrift begründet. Dass auch heute noch keine absolute Klarheit und Erkenntnis bis in den letzten Winkel der Erde vorherrscht, bringt eine weitere Komponente ins Spiel: Glaube.

Überraschung: Hiob fordert am Ende von Kapitel 9 von Gott einen Obmann, einen Mittler zwischen ihm, dem allmächtigen Richter und sich selbst, also Hiob, als exemplarisches Beispiel für alle Menschen. Er beschreibt diesen Mittler sehr treffend: Dieser muss so groß wie Gott und so nichtig wie der Mensch sein, also gleichzeitig Gott und Mensch. Hiob kann diesen Mittler natürlich nicht kennen, es ist Jesus. Nach der ersten Lücke dieser Zeit, dem Fehlen einer realen Offenbarung des Wortes Gottes, also sowas wie eine Bibel, erfahren wir hier, dass es auch eines Mittlers zwischen Gott und den Menschen bedarf.

Spätestens hier wird klar: Die Geschichte Hiobs steht nicht zufällig in der Bibel. Hier wird didaktisch der Plan Gottes für die Menschen aufgebaut. Dieser Plan ist offensichtlich nicht aus der Willkür eines allmächtigen Geistes entstanden, sondern aus der von diesem allmächtigen Geist bereits zur Grundlegung der Zeit erkannten Notwendigkeit eines genau geplanten Ablaufs. Das Ziel und der Weg dorthin mussten definiert sein, ehe die Welt geschaffen wurde, über die dieser Weg führt.

Hiob 8 >>

Hiob 9 >>