Hesekiel 15 – 16 (21. – 24. Juni)

Gott spricht in Bildern über den Weg der Israeliten vom Niemand zum Volk Gottes. Doch zuerst erklärt er Hesekiel (in Kapitel 14) im Bild des Weinstocks und der Reben. Für das Volk Israel wird in der Bibel häufig das Bild der Reben verwenden, die am Weinstock, also an Gott hängen. Auch Jesus wird daher einmal diese gängige Bild nutzen.

Doch Gott macht hier Hesekiel klar, dass das Holz an sich eigentlich zu nichts zu gebrauchen sei. Es unterscheide sich in seiner Qualität nicht vom Unterholz des Waldes – mit „Unterholz“ sind wohl die Heiden, also wir alle gemeint. Darum werde er die Bürger Jerusalems wie dieses nutzlose Holz im Feuer verbrennen.

In Kapitel 15 wird er dann deutlicher. Wer habe denn diese Menschen zu einem Volk gemacht, doch nicht sie selbst! Auch sie seien in ihren Wurzeln heidnischen Ursprungs und im Chor der Geschichte völlig unbeachtet und vergessen gewesen. Nur, weil er sie doch einst aufgelesen und groß gemacht habe, hätten sie Bedeutung als sein Volk erlangen können und nur als sein Volk, mit seiner Würde ausgestattet, wären sie von den Nachbaren geachtet worden.

Doch diese Würde (diesen Schmuck) hätten sie nur zum Eigennutz genutzt. Sie hätten sich fremden Mächten und deren Götzen angedient. Sie hätten den Reichtum ihres Glaubens genutzt, um damit Götter anderer Völker zu ehren. Letztendlich hätten sie es schlimmer getrieben als die Heiden. Darum wird er sei nun endgültig in die Hände dieser Völker geben. Er wird sie dorthin zurückgeben, wo er sie einst eingesammelt hat und sie so zum Gespött machen. Was nun über sie komme, seien die Folgen ihres Bundesbruches mit ihm.

Doch wieder hängt Gott an das Ende der Vorwürfe und seines Urteils die Verheißung, dass er am Ende einen neuen Bund mit ihnen schließen werde, einen der auf Buße und Vergebung beruht.

„Dann sollst du dich erinnern, sollst dich schämen und nicht mehr wagen, den Mund aufzutun, weil ich dir alles vergebe, was du getan hast, spricht Jahwe, der Herr.“ (Hes 15, 63)

Gott wirft Hesekiel seien ganze Enttäuschung vor die Füße. Tut ein Gott sowas? Er, der Allmächtige und Allwissende, musste doch wissen, wie die Geschichte mit diesem Volk enden wird. Nun, es ist ein liebender Gott und es ist ein in seiner Liebe eifernder Gott. Wieder leidet er mit seinem Volk. Er kündigt ihnen die Konsequenzen ihres Handelns an, er kündigt ihnen an, dass nun die schlimmsten Klauseln dieses Vertrages vom Berg Sinai in Kraft treten werden, denn es gibt keinen Bund mehr. Auch wenn Gott das (vorläufige) Ende kannte, so schmerzt es ihn, dass es nun unabwendbar ist und das Urteil vollstreckt werden muss. Ein Gott, auf den man sich in den Vereinbarungen – gerade in den schrecklichen, die guten laufen ja unbemerkt „nebenher“ – nicht verlassen kann, der ist nicht verlässlich, dem glaubt man irgendwann nicht mehr. An den glaubt man irgendwann nicht mehr!

Und Gott hat größere Pläne – mit diesem Volk und mit der ganzen Welt. Die ganze Bibel erzählt davon, zunächst in rätselhaften Bildern und Visionen, dann – spätestens im Neuen Testament – immer konkreter. Er kündigt diesen Plan auch wieder im letzten Satz dieser Strafrede an. Es geht also auch in der Strafrede nicht um die Strafe, auch wenn sie natürlich kommt, sondern um die Perspektive, die sich daraus ergibt. Doch im Moment, im Maximum der Verirrung, liegt nur Schmerz auf dem Weg, den das Volk wird gehen müssen und diesen Schmerz drückt die Strafrede Gottes hier aus.