Illustration mit dem Titel ‚Finde deine eigene Überschrift‘: Eine stilisierte Figur mit Fragezeichen im Kopf steht vor Symbolen für Glauben, Gemeinschaft und Berufung – darunter ein Kalender, ein Buch mit Kreuz, ein Herz und ein Zahnrad mit Waage. Die Szene lädt zur Selbstentdeckung und geistlichen Mitgestaltung ein.

Finde deine eigene Überschrift!

Heute Morgen bin ich in einer anderen Zeit erwacht! Das erscheint nun am Morgen nach der Umstellung von Sommer- auf Normalzeit nicht ungewöhnlich, vielleicht nicht mal erwähnenswert, doch die Zeitumstellung ist der kleinste Aspekt in dieser Empfindung.

Es war eines dieser Morgen mit einem glasklaren Gedanken im Kopf, einer dieser „Botschaften Gottes“, die sich aus dem langen Weg der Irrungen und Wirrungen meines Lebens an genau diesem Punkt ergeben, die aber genau aus diesem Grund so schwer in einen für andere halbwegs logischen Text zu fassen sind. Doch ich will es versuchen.

Gott hat mich, das ist aus Umfang und Inhalt dieser Seite zu entnehmen, vor einigen Jahren „aufgenommen“. Ich hatte ihn, nach fast 50 Jahren des Umherirrens, darum gebeten und er hat nicht gezögert – wie ich das erlebte, habe ich an mehreren Stellen auf dieser Seite immer wieder beschrieben. Genaugenommen hat er mir bald darauf verdeutlicht, dass er mein ganzes Leben lang – und schon bei meinen Eltern und Großeltern – auf diesen Tag meiner Bitte hingearbeitet, mich darauf vorbereitet hatte. Und es war mir irgendwie von vorneherein so klar, als ob er es mir laut und deutlich gesagt hätte: Er hat mich mit dieser spürbaren Zuwendung seinerseits nicht aus der Masse herausgehoben, er hat mich ganz im Gegenteil mitten in seine Kirche hineingestellt.

Eine der Eigenarten unseres Gottes: Wenn du ihn ins Zentrum deines Lebens stellst, dann stellt er dich in sein Zentrum.

Innerhalb einiger Wochen wurde ich zu einem eifrigen Kirchgänger am Sonntag. Für jemand, bei dem sich in dieser Richtung seit Jahrzehnten nichts mehr bewegt hatte, ein rasantes Tempo! Doch dann erfuhr ich, dass unsere Kirchengemeinde dicht gemacht wird. Nach dem schließlich durchgesetzten Modell würden wir in einer riesigen – nach meinem Empfinden – anonymen Pfarrei aufgehen. Ich fühlte mich abermals von meiner Kirche zurückgewiesen, wie schon zweimal zuvor.

Auf gewitzte Weise machte Gott mir dann aber klar, dass er das, den Konsum von Gemeinde durch Teilnahme an einer sonntäglichen Veranstaltung, gar nicht mit Kirche gemeint hatte. So wurde ich – fast schon aus einer Trotzreaktion heraus – aktives Mitglied und bin seither in mehreren Gruppen aktiv, soweit das meine Begabungen und launischen Kräfte zulassen.

Gottes Wege sind unergründlich? Fehlanzeige! Gott ist ganz klar in seinen Vorstellungen über jeden einzelnen von uns und der Weg ist kerzengerade. Verschlungen sind lediglich die Pfade, auf denen wir stetig versuchen, diesem Weg auszuweichen!

Seit ich mich auf seinen Weg einlasse, ist er an meiner Seite und ich kann spüren, dass er da ist. Ich werde nicht müde, dies immer wieder zu bezeugen. Gott ist da!

Und nun beginnt eine neue Zeit für seine Kirche. Er hat den Wechsel bewirkt, da bin ich sicher. Es gab kein Sturm und kein Tosen, es gab keinen Knall, der einmal von Ost nach West über sein Volk donnerte. Es gab nur einen schleichenden Niedergang der alten Strukturen, eine völlig logische Konsequenz des vorherrschenden menschlichen Handelns in dieser Organisation, Kirche genannt.

Kirche ist eben nach dem Willen Gottes kein Ort, kein Gebäude zu dem man hingeht und auch keine Organisation und Gottesdienst ist keine Veranstaltung!

Kirche, das bist du und ich, das sind wir alle zusammen mit unserem Gott und keiner ist Kirche für sich allein. Nach Gottes Plan ist das die schon in dieser Welt erreichbare Vollendung des menschlichen Seins.

„Ein Volk von Priestern sollt ihr sein!“ (2. Mose 19,6; Jesaja 61,6; 1. Petrus 2,5; Offenbarung 1,5 u.a.)

Das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt, aber es ist bereits in der Welt, durch jeden einzelnen von uns (Johannes 18,36 und Lukas 17,21).

Das ist der Weg, auf dem wir uns gemeinsam befinden: Das Reich Gottes durch unsere Gegenwart sichtbar machen! Und Gottesdienst (im Sinne von „mein/unser Dienst“) ist darum das, was ich denke, rede, tue – nicht am Sonntag in der Veranstaltung, sondern an jedem Tag. Alles, was um mich herum geschieht, fordert mich auf zu wachsen. Gott hat mir Interessen und Begabungen mitgegeben und wenn ich diese in dem Bewusstsein einsetze, von wem sie kommen, dann ist das, was ich denke, rede, tue Gottesdienst.

„Was immer ihr tut, tut es zur Ehre Gottes!“ (1. Korinther 10,31)

Und nun, so hat Gott entschieden, wird dies wahr!

Die Organisation „Kirche“ tritt – mangels Bodenpersonals – gezwungenermaßen immer weiter in den Hintergrund, die Kirche – so wie Gott sie definiert hat – übernimmt (bekommt) mehr Verantwortung, mehr Auftrag.

In den einzelnen Gemeinden werden Gemeindeteams „das Herzstück vor Ort“ sein. Sie übernehmen Verantwortung für weite Teile des Gemeindelebens von Verkündigung über Liturgie bis hin zur Diakonie. Eine Gemeindeversammlung, d.h., die Gläubigen vor Ort, wird über die Zusammensetzung dieses Teams entscheiden.

Gott baut seine Kirche direkt vor unseren Augen!

Ich weiß nicht, wann Menschen das letztem Mal seit Jesus Gottes Willen und Handeln in dieser Welt so direkt miterleben konnten, wann Gott seine Kinder das letzte Mal so deutlich aufgefordert hat, die Macht, die er ihnen durch Christus übergab, anzunehmen und zur Gestaltung der Welt innerhalb ihrer Gemeinde in seinem Sinne zu nutzen.

Doch es gibt nicht nur das Gemeindeteam! Dieses Team wäre völlig hilflos ohne all die anderen Gruppen, das Team „Wort-Gottes-Feier“, das Team „Kindergottesdienst“, das Team „Leuchtfeuer“, das Team „Bücherei,“ das Team „Leben mit Vision“, die Teams „Bibelkreis(e)“, das Team „Eucharistische Anbetung“, das Team „Forum älterwerden“ und viele weitere Teams, die seit Jahrzehnten unermüdlich in der Gemeinde aktiv sind, sowie unzählige Freiwillige die mal hier, mal dort mithelfen. Wir alle sind Kirche! Und du bist auch Kirche! Gott ruft dich, sonst würdest du das hier nicht lesen. Was sind deine Interessen und Begabungen? Du bist dir nicht sicher? Probiere dich aus. Gott kennt dich, aber er will auch, dass du dich selbst kennst. Selbsterkenntnis hat nichts mit Egoismus zu tun, bei deiner Suche nach Gott wirst du nach seinem Willen dich selbst finden.

Wenn es die Gemeindeversammlung so bestimmt, werde ich auch über das nächste Jahr hinaus zum Gemeindeteam gehören. In jedem Fall werde ich aber unabhängig davon Aufgaben, die ich übernommen habe, weiterhin nach bestem Wissen und Kraft ausüben. Gott hat mich dorthin gestellt, wo ich jetzt stehe. Er hat mir gesagt: „Lerne! Ich bin da.“ Und mal ehrlich: Was kann besser fürs Selbstvertrauen sein, als ein Gott, der dir vertraut?

Ebenso wird es diese Seite weiterhin geben. Sie soll nicht nur Zeugnis sein, sie soll neugierig machen auf diesen Gott. Meine Beziehung zu Gott ist kein Privileg! Sie ist ein Angebot an jeden, der eine solche Beziehung haben möchte (siehe oben: Ich bin nicht herausgehoben, sondern hineingestellt.)

„Wer bittet, dem wird gegeben“ (Matthäus 7,7)

Du willst auch so eine Beziehung zu Gott haben? Bitte ihn darum, meinetwegen fordere sie von ihm, aber lass nicht locker! Und hör nicht auf, in dich hineinzuhören. Manchmal empfangen wir und bekommen es gar nicht mit. Die Welt ist sehr geübt darin, das Flüstern unseres Gottes zu übertönen.

Aber Gott begleitet mich auch im Alltag und ich entdecke unter all den in über fünf Jahrzehnten festgetretenen Gewohnheiten immer wieder neue Züge an mir, wo ich staunend feststelle: „Ach guck, Papa hat mal wieder an mir gearbeitet.“ Er tut das ununterbrochen, mir fällt das aber nur gelegentlich auf. Aber so wird mir immer wieder bewusst, dass er da ist, dass er nicht nur am großen Konzept und Ziel der Schöpfung wirkt, sondern bis ins kleinste Detail hinein. Er ist an meiner Seite.

Wenn mir die Arbeit mal wieder über den Kopf wächst (und ich gar keine Zeit habe, ihn zu spüren), wenn von mir plötzlich Eigenschaften erwartet werden, die ich in den über fünfzig Jahren davor nicht einmal benötigt habe, oder denen ich die ganze Zeit erfolgreich aus dem Weg gegangen bin (und ich einmal mehr versucht bin, den „Kelch“-Ausruf Jesu im Garten Gethsemane  zweckzuentfremden), wenn mir die Nachrichten davon berichten, dass die Menschheit inzwischen so unendlich viel dazugelernt und es trotzdem geschafft hat, dabei dumm zu bleiben (und ich vor lauter Verzweiflung rumschreie: Warum, Gott, warum?)

Gott ist da. Er ist auch bei dir und redet zu dir, macht dir Vorschläge, zeigt dir Alternativen. Die laute Welt zeigt dir vor allem die Dinge, auf die du keinen oder nur einen geringen Einfluss hast. Gott zeigt dir die Dinge, bei denen du viel bewegen kannst, weil er dir bereits die Macht dazu gegeben hat. Die meisten davon liegen innerhalb deiner Gemeinde.

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