Schöpfer, Richter, Retter – Papa!

Schöpfer, Richter, Retter – Papa!

Lieber Papa!

Die Menschen, die du vor einigen Jahren zu meiner Familie gemacht hast, hatten diese Woche zu schlucken, standen schockiert und fassungslos da. Warum Papa, warum passiert das? Warum lässt du das zu?

Gleichzeitig warst du mir in dieser Woche gefühlt noch näher als sonst. Du warst in jedem Moment direkt neben mir, das konnte ich spüren, das hast du mich spüren lassen. Habe ich dich mehr gesucht als sonst? War ich durch den Schock offener dafür? Ich bin dankbar, dass du da warst – dass du da bist.

Ich habe auf das ratlose Gesicht einer Freundin (eines Mitgliedes dieser Familie) mal wieder geantwortet: „Manches von dem, was geschieht, von dem, was Gott zulässt, wird für uns nie einen Sinn ergeben, wird auf dieser Welt nie einen Sinn ergeben, solange es Menschen gibt.“

Du arbeitest auf ein anderes Ziel hin, das nicht in dieser Welt liegt. Dort ergibt das alles einen Sinn, aber da wir dieses Ziel nicht verstehen werden, solange wir nicht dort sind, verstehen wir nicht alles, was in dieser Welt durch dich geschieht. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben – vielleicht eine deiner härtesten Aussagen: Bedingungsloses Vertrauen in etwas, das man nicht verstehen kann.

Darum bin ich so dankbar, dass ich dich spüren kann in meiner Nähe. Wenn Dinge keinen Sinn ergeben, ist es beruhigend, den zu spüren, dem man vertraut, dem man glaubt, dass er den Sinn kennt und dass das Unverständliche gut ist aus der Sicht des Ziels. Ach, wenn dich doch alle so spüren könnten. Sie brauchen das!

Wir sagen, wir verstehen dich nicht, doch wir meinen, wir verstehen die Welt nicht. Ja, du lässt das zu, aber wir sind es, die das alles tun.

Wir verletzen und töten Menschen, manchmal durch Unachtsamkeit, manchmal in voller Absicht, oft jedoch – und das ist der schlimmste Fall – aus Gewohnheit. Du warnst uns vor Gleichgültigkeit. Du warnst uns davor „lauwarm“ zu sein – ein anderes Wort für „gleichgültig“. Auch Angst kann eine Ursache sein, an Gewohntem festzuhalten, obwohl wir doch erkannt haben, dass es falsch ist. Wir gehen den falschen Weg weiter, weil wir uns vor den Konsequenzen einer Änderung mehr fürchten, als vor den Konsequenzen unseres aktuellen Handelns. Du sagst, dass wir uns nicht fürchten sollen, weil du bei uns bist. Ich kann dich spüren, ich vertraue dir und doch fürchte ich mich trotzdem in bestimmten Momenten, schrecke zurück, halte an Gewohntem und bereits als falsch Erkanntem fest. Ich kann Jesus jetzt schmunzeln sehn in jenen Tagen, als er zu seinen Jüngern sagte: „Oh, ihr Kleingläubigen!“ Er sagt es, er schmunzelt und er schaut mich an dabei.

Wir sind schon ein armseliger Haufen.

Und doch liebst du uns!

Und doch bist du immer direkt bei uns.

Und doch bringst du uns zum Ziel!

Papa, auch wenn mein Vertrauen offensichtlich noch nicht ausreicht, um nur auf dich zu sehen und deinen Weg zu gehen, bin ich froh, dass du in meiner Nähe bist, bin ich froh, dich zu spüren. Das tut so gut. Das gibt Frieden, wenn die Welt mal wieder tobt – und sie tobt oft in diesen Tagen, in dieser Zeit.

Ach, wenn dich doch alle so spüren könnten, Papa! Sie brauchen dich! Sei ihnen nahe und berühre sie, dass sie dich erkennen.

 

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