Der Lightkeeper stellt Johannes als den Johannes, also den Jünger Jesu, Apostel und Verfasser des Johannes-Evangeliums vor. Auch dies wird heute angezweifelt, begründet mit den üblicherweise vorgebrachten Stilbrüchen zwischen Evangelium und Apokalypse, was mich nicht überzeugt. Ebenso erscheint mir wenig überzeugend, dass die Offenbarung mit der Verkündigungstradition des Paulus bricht. Es ist ein prophetisches Werk und muss sich allein aus diesem Grund von den verkündigenden Schriften deutlich unterscheiden. Trotzdem fällt auf, dass sich der Johannes der Apokalypse als „Knecht Johannes“ und nicht, wie im Evangelium, als „Jünger, den Jesus liebt“ vorstellt.
Dass die Offenbarung zur Zeit der Christenverfolgung entstand ist aber offensichtlich, denn die verwendeten Bilder weisen sowohl Parallelen zu den Endzeitprophezeiungen im Alten Testament als auch zu Erlebnissen der frühen christlichen Gemeinden im Römischen Reich auf.
Eigentlich hat die Frohe Botschaft ja nichts (mehr) mit Prophetie zu tun. Die Zeit ist durch die Menschwerdung und erst recht durch die Auferstehung Christi erfüllt. Wir befinden uns in der Gnadenzeit, der Zeit also, in der Gott die Schuld der Menschen selbst getilgt hat und nun alle seine Kinder zu sich ruft. An die Stelle der Verheißung des Reiches Gottes in nun die Verkündigung von dessen Anbruch getreten.
Das stellt die Idee der Apokalypse auf ein ganz neues Fundament! Jesus war ganz klar in der Formulierung: „Das Reich Gottes ist in euch!“ Das Reich Gottes kommt nicht, es ist da – in jedem Kind Gottes, in jedem von uns. Mit jedem Gotteskind, das in diese Welt geboren wird, strebt das Reich Gottes im Verborgenen einen weiteren Schritt seiner Vollendung entgegen. Wenn das Reich in jedem von uns ist, dann ist aber auch das Gericht in jedem von uns! Der Zorn unseres himmlischen Vaters auf die Welt tobt bereits, denn die Welt hält uns fest, hält uns von ihm getrennt. Die Apokalypse findet in jedem einzelnen Moment in jedem von uns statt. Es ist der Kampf unseres Vaters, uns von der Welt loszureißen und heimzuholen; es ist der Kampf, der bis zum letzten Moment völlig aussichtslos erscheint – der aber bereits zu Anbeginn der Zeit gewonnen war, ein Sieg, der durch Tod und Auferstehung Christi besiegelt wurde. Natürlich tobt auch ein Kampf da draußen in der Welt und der wird noch zunehmen; dieser Kampf ist aber nur ein Abbild, ein Schatten des eigentlichen Kampfes in uns, um jeden von uns. Wir sollten uns niemals vor dem Schatten fürchten!
Trotzdem hat es die Apokalypse in die Bibel geschafft; der Geist Gottes, der jedem Wort in diesem Werk eine Bedeutung gibt, wird sich etwas dabei gedacht haben. Betrachten wir uns also die Offenbarung des Johannes im Hinblick auf die an uns gerichtete Botschaft darin.