Diente Psalm 78 dem Lobpreis Gottes und der Belehrung des Volkes, so beweint Asaph hier die scheinbare Abkehr Gottes von seinem Volk. Hatte Gott nicht zugesagt, sein Volk zu schützen? Doch hier ist von der Entweihung des Tempels und von vielfachem Mord am Volk Gottes durch die Heiden die Rede.
„Wo bist du?“ fragt Asaph seinen Gott. „Wie lange lässt du das noch zu?“ Der Psalmist fordert Gott auf, die Eindringlinge hart zu bestrafen, denn was hier geschehe, das würde doch letzten Endes auch Gott lästern.
Das Gebet Asaphs – und dieser Psalm ist ein Bittgebet – ist typisch für die Zeit des Alten Testaments: Das Volk hat Gott vergessen und der hat sich abgewandt und lässt sein Volk durch die Heiden züchtigen. Daraufhin kehrt das Volk um zu ihrem Gott, bittet um Vergebung und Gott lässt sich – in den zeitlichen Maßstäben eines Gottes – nicht lange bitten und rettet sein Volk. Wie und wann diese Rettung geschieht, davon steht allerdings noch nichts in diesem Gebet. Der Zeitpunkt ist auch nicht wichtig, denn Asaph dankt Gott im letzten Satz bereits für dessen Hilfe.
„Darum sage ich euch: Alles, was ihr auch immer im Gebet erbittet, glaubt, dass ihr es empfangt, so wird es euch zuteilwerden!“ (Mk 11,24)
Daran glauben, dass Gott rettet und ihm aus diesem Glauben heraus danken, dies soll fester Bestandteil jedes Bittgebetes und jeder Fürbitte sein. Das ist auch die wichtigste Lehre aus Klage- und Bittpsalmen wie dem Psalm 79: Dankt Gott allezeit!
Vielleicht sollten wir uns daher in unseren Fürbitten gänzlich vom Konjunktiv verabschieden. Nicht länger: „Das gewähre euch der allmächtige und barmherzige Gott“, sondern „Dafür preisen wir Dich Gott, unseren himmlischen Vater, der uns gerettet hat vor aller Zeit durch seinen Sohn Jesus Christus, der uns führt durch seinen Heiligen Geist und uns sein Leben schenkt in Ewigkeit! Amen.“