Psalm 104 (23. – 25. Oktober)

„Lobe den HERRN, meine Seele!“ (Ps 104,1)

Es ist das Lied, das ich an meinem ersten Urlaubstag im oberen Wald (im Geiste) hörte und es ist das Lied, das jede Seele singt, die die Schönheit der Schöpfung erkennt.

Psalm 104 besingt die Schöpfung und Psalm 104 ist die Hymne der Schöpfung. Gewiss, wir wissen heute natürlich, dass die Wunder der Natur in Jahrmillionen entstandene, fein aufeinander abgestimmte Mechanismen sind, die – wie wir gerade schmerzvoll zu spüren bekommen – sehr wohl bei dauerndem Missbrauch gestört, ja zerstört werden können. Und wir wissen auch, dass das uns umgebende All ebenfalls den allgegenwärtigen Gesetzen des Werdens und Vergehens unterworfen ist. Gesetzen, die wir mehr und mehr durchschauen.

Doch macht das Erkennen von Gesetzmäßigkeiten das Wunder kleiner?

Erfreut ein schöner, intensiv rot-goldener Sonnenuntergang die Seele weniger, weil ich doch weiß, dass dies im Grunde nur ein Phänomen von Lichtbrechung und aktueller Zusammensetzung der Luft ist?

Wird das Wunder des Lebens kleiner, wenn man weiß, dass hier die Evolution gewirkt hat und Leben eine Folge von ständigen (mehr oder weniger autonomen) Anpassungen an die Umweltbedingungen widerspiegelt?

Wie viele „Zufälle“ waren nötig um diesen ursprünglich, glühend-flüssigen Steinhaufen in einem Orbit um eine mittelgroße Sonne in einen Zustand zu versetzen, der eine biologische Evolution überhaupt erst ermöglichte?

Und immer, wenn wir meinen, wir hätten jetzt das Wesentliche verstanden, stehen wir staunend vor einer weiteren Entdeckung, die viele neue Fragen aufwirft und alte, sicher geglaubte Antworten in begründeten Zweifel zieht.

Natürlich, die Welt kann auch grausam sein – und je tiefer wir ins All blicken, desto deutlicher wird, dass es zu großen Teilen dunkel und kalt und zu anderen eine tödliche, gewalttätige Hölle ist. Mit uns hat es der Zufall nur gut gemeint, dass er uns in diese relativ ruhige, gemütliche Ecke gepackt hat.

Und mit all den bis hier her erworbenen Erkenntnissen ist die Notwendigkeit der Erforschung der Schöpfung mit naturwissenschaftlichen Mittel, um sie zu ergründen und immer besser zu verstehen, unbestreitbar. Das ist der tiefere Sinn von „macht euch die Welt untertan“. Aber, genau wie die Kinder sollten wir niemals verlernen, die Welt zu betrachten, als würden wir sie das allererste Mal sehen.

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