Offenbarung 7-11 (12. - 16. Dezember)

Nicht von ungefähr tritt nach sechs Siegeln eine Pause ein. Gott versiegelt die Treuen in seinem Volk und holt die Kirche Christi in sein Reich. Die Jünger Christi, eine unüberschaubare Zahl, sind durch ihren Heiland von Sünde rein und darum bleibt ihnen, so sie zu diesem Zeitpunkt noch leben, das letzte Gericht erspart. Dies ist der Zeitpunkt der Erweckung der Entschlafenen und der Entrückung der Treuen. Sie versammeln sich vor ihrem Herrn.

Das siebte Siegel wird gebrochen, jetzt ist die Stunde des Herrn und es wird still sogar im Himmel. Doch nun macht Gott selbst ein Ende. Die mit sieben Posaunentönen beschriebenen Katastrophen sind nicht mehr natürlichen Ursprungs.

Mit den ersten vier Posaunen wird die Schöpfung verwüstet, man könnte sagen, die Hölle bricht los. Und in der Tat, mit der Erschallen der fünften und der sechsten Posaune erhalten die Mächte der Hölle die volle Gewalt über die Schöpfung – oder das, was noch von ihr übrig ist – in deren Folge ein weiteres Massensterben auftreten wird.

Wie schon vorher angekündigt, wird in dieser Phase niemand mehr zum Glauben finden, Gott hat sich vorübergehend von seiner Schöpfung abgewandt. Stattdessen werden Götzen-Religionen nun Hochkonjunktur haben.

Die siebte Posaune lässt noch etwas auf sich warten. Ein mächtiger Engel steigt auf einer Wolke herab und stellt einen Fuß aufs Meer und einen auf die Erde; er ist umgeben von gleisendem Licht und Feuer. Ohne Zweifel wird hier Christus selbst beschrieben, der – wie ein Blitz – über den ganzen Horizont leuchtet (Mt 24,27). Der Lightkeeper sieht in Erde und Meer Symbole für das Volk Gottes (Israel, Erde) und die Kirche Christi (übrige Welt, Meer); es fehlt mir schlicht das Theologenwissen, um das so zu bestätigen oder zu verneinen. Ich sehe lediglich einen mächtigen Herrscher, der nun seine Herrschaft über die ganze Welt und über die ganze Welt hin sichtbar antritt. Der Regenbogen über seinem Haupt macht lediglich deutlich: Hier tritt der Richter des Alten und den Neuen Bundes an. Jesus ist Richter über die gesamte Schöpfung.

Das geöffnete Büchlein zeigt, dass an diesem Punkt alle Geheimnisse der Schöpfung offengelegt sind. Stimmen wie Donner verkünden nun die letzten Geheimnisse, doch die darf der Knecht Johannes nicht weitererzählen. Allerdings erklärt ein Engel, dass diese letzten Geheimnisse jetzt auch keine Rolle spielen, denn die Kenntnis darüber wird, sobald sie sichtbar werden, nichts mehr ändern.

Lediglich über die Wirkung dieser letzten Lehren wird noch berichtet: im Mund süß wie Honig, im Magen bitter wie Wermut. Die letzten Geheimnisse verkündigen also die Vollendung des Reiches Gottes, die über den schweren (bitteren) Weg des letzten Gerichts, der siebten Posaune führt. Die Erkenntnis über die Herrlichkeit des Reiches macht im zweiten Schritt die Unabwendbarkeit des Gerichts deutlich. Was wir heute nicht imstande sind zu verstehen, wenn wir fragen: „Wo ist Gott? Warum lässt er das zu?“, Fragen, die man in jenen Tagen noch lauter und inbrünstiger schreien wird – genau an diesem Punkt des Gerichts werden wir verstehen.

Nun erhält Johannes einen Messstab, mit dem er den Innenbereich des Tempels ausmessen soll. Den Außenbereich soll er unbeachtet lassen, denn der wird – für die schon oft erwähnten dreieinhalb Jahre (42 Wochen bzw. 1260 Tage) – den Heiden, also den Ungläubigen, denn die Gläubigen wurden bereits vorher entrückt, übergeben, die ihn in der Zeit verwüsten werden. In dieser Zeit werden auch zwei Zeugen des Herrn auf der Erde wirken. Sie werden mit der Vollmacht Gottes große Wunder tun, allerdings auch schreckliche Wunder, denn auch sie werden Gericht, Zerstörung und Tod bringen. Durch ihr Wirken wird offensichtlich, dass Gottes Gericht der Endzeit tobt. Nachdem sie ihren Auftrag ausgeführt haben, werden sie durch das Tier aus der Hölle, das mit der sechsten Posaune losgelassen wurde, getötet, was die Überlebenden freuen wird. Nach dreieinhalb Tagen wird Gott die beiden aber wieder zum Leben erwecken und in den Himmel entrücken

Warum soll Johannes den Tempel und die darin befindlichen Menschen „ausmessen“? Es wird an diesem Punkt nichts über die Maße gesagt. Wichtig ist wohl, dass der Bereich vom Außenbereich abgegrenzt ist.  Zu beachten ist auch, dass der Tempel des Herrn in der Endzeit nicht mehr aus Stein und Mörtel bestehen wird, sondern aus den Gläubigen, die Gott zu sich geholt hat. Ich erkenne an diesem Bild: Nicht nur die Gläubigen – die Treuen – wurden erweckt auch die Ungläubigen. Sie stehen allerdings draußen im Vorhof und erwarten ihren Urteilsspruch mit genau derselben Haltung mit der sie seinerzeit auch gelebt haben: Sie verwüsten und zerstören, was Gott ihnen gab. Ausmessen, bedeutet daher zunächst, dass es da überhaupt etwas zu messen gibt. Dieser Tempel ist zu diesem Zeitpunkt also Realität und keine Frage des Glaubens mehr.

Dass sich die Überlebenden über den Tod der beiden Boten Gottes freuen werden verwundert dagegen nicht. So tickt der Mensch, der sich nicht von Gott führen lässt. Wir „töten“ die Propheten, das hat sich im Zeitalter der Christen nicht geändert! Propheten verkünden Wahrheiten, das konnten wir noch nie besonders gut leiden. Diese beiden verkünden nicht nur Wahrheiten, sie machen sie sicht- und unmittelbar fühlbar. Die überlebenden Menschen werden in den letzten Tagen ihre alten Gewohnheiten nicht aufgeben. Hier sendet Gott zwei Musterexemplare für Sündenböcke. Die Menschen werden sie für das gesamte erlittene Unheil seit Erklingen der ersten Posaune verantwortlich machen und sie werden das Tier feiern, das sie von dieser Geisel befreit hat. Schau dich um! Wir machen das so, soweit wir zurückdenken können.

Gott lässt uns durch die Ankündigung dieser Geschehnisse bereits heute wissen: „Mensch, das bist du ohne mich. Und ohne mich wirst du auch so enden. Du wirst die Wahrheit bis zum Schluss nicht erkennen.“

Dreieinhalb Tage, dreieinhalb Jahre. Mehr als drei (himmlisch), aber nicht vier (irdisch). Neben dem Eindruck des Unvollendeten – die siebte Posaune fehlt ja noch – wird hier auch das „Zwischenweltliche“ sichtbar, Punkte in unserer Geschichte mit Gott, in der sich Himmel und Erde direkt berühren, was zu erheblichen Erschütterungen und Umwälzungen in der Welt führt.

Hier bebt bei der Entrückung der Boten die Erde und wieder sterben viele Menschen. Das übriggebliebene Häuflein erinnert sich jetzt wohl an das Erdbeben als Jesus am Kreuz starb und entdeckt das Beten wieder. Doch es ist zu spät, denn schon erklingt die siebte Posaune. Es ist vollbracht – naja, fast. Der Herrschaft Christi über alle Welt und alle Völker wird proklamiert.

Im Folgenden bricht das allerletzte Gericht an über die Mächte des Bösen und ihre Verbündeten unter den Menschen. Dieses letzte Gericht wird Himmel und Erde betreffen.

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