1. Korinther 14 (28. – 30. August)

„Strebt nach der Liebe, doch bemüht euch auch eifrig um die Geisteswirkungen; am meisten aber, dass ihr weissagt!“ (1. Kor 14,1)

Paulus wägt die jedem von Gott gegebenen Gaben gegeneinander ab. Die Liebe ist freilich die größte Gabe, denn sie öffnet den Menschen für alle anderen Gaben. Doch als nächstes sollen Christen nach den Gaben streben, die nützlich sind zur Erbauung der Gemeinde aber auch der Außenstehenden. Dieser Ratschlag hat nichts von seiner Brisanz verloren!

Auch heute wird der Erfolg der Verkündigung oft daran gemessen, in welchem Maße er die Massen zu begeistern versteht. Die Menschen sollen staunen und jubeln, wenn sie unseren Gott durch unsere Hände und Münder wirken sehen. Paulus wünscht jedem Korinther, er könnte irgendetwas Spektakuläres präsentieren, weil er natürlich weiß, dass dies dem entsprechend Begabten Freude bereitet. Er macht die Korinther aber darauf aufmerksam, dass ihre Freude und damit der Fokus ihres Trachtens nicht in der Selbsterbauung liegen darf, sondern in der Erbauung der Gemeinde und erst recht jener Menschen, die noch nicht zur Gemeinde gehören.

Da kann es natürlich durchaus nützlich sein, Dinge präsentieren zu können, die die Zuschauer nicht verstehen oder sich zumindest nicht erklären können. Sowas schafft kurzfristig Staunen und Begeisterung – aber das schafft auch jeder Zauberer, Hellseher oder Dämonenbeschwörer. Es ist das Evangelium selbst, das die Menschen begeistern soll! Wir sind Erben und wir erzählen den Menschen da draußen, dass sie es auch sind – wegen Gott, der das so bestimmt hat, wegen Christus, der uns diese Tür öffnete, wegen dem Heiligen Geist, der uns hineinführt.

Dies ist es, was wir den Menschen erzählen und begreiflich machen sollen. Soweit es also um die Verkündigung geht, stehen nicht spektakuläre Sachen im Vordergrund, sondern eine verständliche Rede. Die Menschen müssen verstehen, welche Position sie vor Gott nun durch Christus haben und zu welchem Ziel dieser Weg sie führen wird. Dies erfordert Weissagung (die Gabe, die aktuelle Situation aus göttlicher Sicht zu deuten) und Prophetie (die Gabe, das Ziel des aktuell beschrittenen Weges zu benennen oder das Ziel der Verheißung so zu erklären, dass der Zuhörer darin sein eigenes Ziel begreift) – beides natürlich in einer den Zuhörern verständlichen Sprache, denn sonst ist alles nur in den Wind gesprochen (1. Kor 14,9).

Rund 1500 Jahre vor Martin Luther erklärt Paulus der (zu dieser Zeit noch gar nicht existenten) Amtskirche, zu wem (oder was) ein Evangelium gesprochen ist, das in einer den Zuhörern unverständlichen Sprache verkündigt wird! Habt ihr eigentlich jemals verstanden, was ihr da verkündigt habt?

Er sagt aber auch uns, dass die Gaben, die jeder von uns erhält (natürlich in unterschiedlichen Gewichtsanteilen) die im Grunde wichtigsten sind. Denn in der Kombination, in der wir sie erhalten, ermöglichen sie uns für Gott in dieser Welt so zu wirken, dass es erbaut, d.h., dass Menschen das Wirken Gottes erkennen und verstehen und in ihr eigenes Leben und ihr eigenes Wirken einbauen können. Jeder einzelne von uns wurde von Gott an die für ihn bestimmte Stelle gestellt und mit den dort benötigten Gaben ausgestattet. Dass du glaubst, dass du überhaupt glauben kannst und danach handelst, ist das für dich maßgebende Zeichen von Gott auserwählt zu sein. Dein Glaube ist das spektakulärste Wunder überhaupt (Ungläubigen eine „Torheit“)! Du brauchst keine weiteren „Wundergaben“ als Bescheinigung. Dein Glaube ist Siegel und Unterschrift Gottes.

Darum sollen die Zusammenkünfte (Gottesdienste) auch nicht der Selbstdarstellung Weniger dienen, sondern der Erbauung der Gemeinde. Verkündigung des Evangeliums durch Weissagung und Prophetie stehen im Mittelpunkt, die Zungenrede nur, wenn sie von dem Redner selbst oder einem anderen ausgelegt werden können. Das gilt natürlich auch für heute beliebte Heilungs- und sonstige „Verzückungs“-Gottesdienste. Die Show muss für die Menschen sicht- und verstehbar mit der Verkündigung verbunden sein. Wenn die Menschen die Veranstaltung verlassen, sollen sie von Christus begeistert sind, nicht vom Event. Was sie von dieser Veranstaltung mitnehmen, muss geeignet sein, sie näher zu Gott zu bringen und nicht näher zum Veranstalter. Es muss sie dazu bringen, selbst zu forschen, wo Gott ihre Wirkungsstätte gemacht hat, so dass sie ihren Platz und ihre Aufgabe annehmen und beginnen. Ein „Gottesdienst“, der die Menschen nur immer wieder in solche Veranstaltungen zieht, ohne dass sich ihr Leben und ihre Empfänglichkeit für den Willen Gottes außerhalb der Veranstaltung ändert, ist in den Wind gefeiert.

Was Paulus über die Rolle der Frau bei Gottesdiensten erzählt und wie dies einzuordnen ist, wurde schon in den vergangenen Abschnitten besprochen. Kinder brauchen einen stabilen Rahmen in einer ihnen verständlichen, da vertrauten Welt. Ihr seid die Erben. Ihr seid berufen und gerufen, eure Plätze im Reich des Vaters einzunehmen. Bereitet euch in dem was ihr sagt und in dem was ihr tut und in der Verteilung der Aufgaben auf das Reich Gottes vor und auf den Tag, der kommt.

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