Hiob 38 – 42 (9. – 15. Juli)

Der literarische Gott, der die Handlung in den ersten Kapiteln erst losgetreten hat, schließt sie nun auch ab – er erhält das letzte Wort.

In vielen Fragen macht Gott Hiob klar, mit welchen Kräften er die Welt zusammen und am Laufen hält und damit deutlich, dass Hiob sich mit seinen Vorwürfen weit überhoben hat.

Schließlich gib Hiob kleinlaut zu, dass er wohl besser die Klappe gehalten hätte.

Doch Gott ist noch nicht fertig mit ihm und erklärt ihm nun den Unterschied zwischen (himmlischem) Richter und (menschlichem) Angeklagten. Dafür zieht er Vergleiche aus der Tier- und Fabelwelt heran, nennt Lebewesen, die einen Menschen zertreten könnten und die sich trotzdem nicht mit der Größe Gottes messen können.

Nun sieht Hiob seine Schuld ein, sowohl diejenige, die ihn in diese Situation brachte, als auch jene, die er mit seinen Anklagen gegen Gott auf sich geladen hat.

Nun wendet sich Gott an die drei Freunde, die sich so gut in ihren Rollen als Ankläger und Richter gefallen hatten. Sie müssen Buße tun und Opfer bringen und er wird diese Buße nur dann akzeptieren, wenn Hiob für sie um Gnade bittet. Elihu wird an dieser Stelle überhaupt nicht erwähnt, er war also in der Tat ein Bote des Himmels.

Ein letztes Prinzip eines noch zu offenbarenden Wortes Gottes wird hier deutlich, die Nächstenliebe. Gott spricht seine Kinder – hier dargestellt durch Hiob – von aller Schuld frei. Darum soll unser Denken und Handeln (= unser Leben) nicht mehr auf die eigene Rechtfertigung vor Gott gerichtet sein, ein ohnehin zweckloses Unterfangen, weil wir Rechtfertigung nur aus Gnade erfahren können. Das uns geschenkte Leben ist das, was wir einsetzen, um den Willen des Vaters zu tun – in diesem Beispiel also für die Freunde (die ja von Hiob in dieser Situation nicht als Freunde wahrgenommen wurden) vor Gott um Gnade zu bitten, denn Menschen, die diesen Gott noch nicht erkannt haben, können nicht selbst bitten. Ganz nebenbei hilft diese Haltung auch dabei, den Blick von sich selbst weg auf Gott zu richten – wieder dient diese Herzenshaltung, die Gott von seinen Kindern fordert, der eigenen Entwicklung ist also Hilfe zur Selbsthilfe.

Und diese allerletzte Erkenntnis ist zugleich die erstaunlichste: Gott gibt uns alles. Und der Teil, den er von uns zurückfordert, hilft uns am meisten auf unserem Weg zu ihm. Darum stellen diese Forderungen im eigentlichen Sinn gar keine Opfer, sondern Hilfestellungen dar, zum Opfer werden sie erst, wenn wir unser Herz dranhängen – was uns aber ohnehin unfrei  machen und von Gott entfernen würde.

In der Tat werden wir also umso freier, je besser es uns gelingt, unser Leben Gott zur Verfügung zu stellen, unser Herz ganz an Gott zu hängen, „denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb!“ (2. Kor 9,7)

Der letzte Abschnitt im Buch Hiob beschreibt dann die vollständige Wiederherstellung Hiobs. Er erhält alles Verlorene zurück, zum Teil sogar das Doppelte und stirbt glücklich und zufrieden im hohen Alter.

Eine Geschichte aus einem Zeitalter, das den Messias noch nicht gesehen hat, muss auf diese Weise enden. Die Belohnung Gottes für die Treue seines Knechtes muss in dieser Welt sichtbar werden, auch um deutlich zu machen, dass Satan, der ja den Schaden angerichtet hat, nicht das letzte Wort hat.


In der Tat sind alle handelnden Figuren im Buch Hiob Gefäße, in die das Wort Gottes hineinfällt, selbst der darin auftretende Gott ist nur solch ein Gefäß. In den Dingen, die alle tun oder sagen, kommen nur die für jeden Menschen unmittelbar sichtbaren Einflüsse und Wirkungen Gottes auf diese Schöpfung zum Ausdruck. Satan steht für die Kräfte, die aus der Welt direkt auf uns einwirken und die als teuflisch empfunden werden, sobald sie zerstören. Es sind die auf den ersten Blick unsichtbaren Leerstellen der Geschichte, die das Wort Gottes bergen. Der Mensch, auf sich gestellt, ist nicht in der Lage, diese Finsternis zu erhellen. Aus eigener Kraft können wir Gott nur schemenhaft wahrnehmen. Erst Elihu, in der Rolle des Propheten das einzige offizielle Gefäß von Gottes Wort, macht uns dies deutlich. Und noch etwas macht uns dieser Elihu deutlich: Die Boten Gottes kommen zwar zur rechten Zeit, aber immer plötzlich und unerwartet. Wir sollten stets wachsam sein, damit wir erkennen, wenn Gott uns einen schickt.

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