Februar: Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von den himmlischen Dingen sagen werde?

Raunachtslegung 2023/2024 „nach Art des Herrn“?

Karten

  • Der Gehängte (12): Mann hängt kopfüber, Wachstum in die Tiefe, geänderter Blickwinkel – dadurch kann Erleuchtung erlangt werden (Heiligenschein), Problem: Irdisches (Beine bilden ein Kreuz) steht über dem Göttlichen (Schultern bilden ein Dreieck). Stillstand, Ohnmacht, Krankheit. Hängen oder sich hängen lassen. In einer Zwickmühle stecken. Umkehren müssen. Ein Opfer erbringen und die Welt aus neuer Perspektive betrachten.
  • König der Kelche (0): Ein König auf seinem Thron, von Wasser umgeben, Füße auf dem Trockenen – im Hintergrund ein Schiff und ein Fisch (steht für Leben). Seele, Gefühl, Verständnis, Intuition
  • Bibelstelle: Johannes 3, 1-13

 

Zum Bibeltext

Der Pharisäer Nikodemus schleicht bei Nacht heimlich zu Jesus und befragt ihn indirekt zum Reich Gottes. Jesus antwortet ihm, dass er neu geboren werden muss, um das Reich Gottes zu sehen. Dies verwirrt Nikodemus, denn jeder Mensch wird doch nur einmal geboren, oder?

Jesus erklärt ihm, es gibt zwei Geburten für den Menschen, einmal die aus dem Fleisches, die erfährt natürlich jeder, aber dann gibt es die Geburt aus dem Geist.

„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen! Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist.“ (Joh 3, 5-6)

Nikodemus, der oberste Lehrer Israels, versteht nicht, was Jesus damit meint.

Jesus erklärt weiter, dass er von den Dingen redet, die er gesehen hat und die er darum bezeugen kann. Dass Problem des Nikodemus, der hier für alle Pharisäer steht, sei nicht, dass er nicht versteht, sondern dass er nicht glaubt.

Deutung für Februar 2024

Es ist das Grundproblem der Menschen. Wir kennen nur diese Welt. Wenn Gott uns durch Jesus von seinem Reich erzählt, suchen wir Bilder in dieser Welt, die uns das verständlich machen. Selbst Jesus verwendet immer wieder Bilder aus dieser Welt, um die andere zu erklären und doch weiß er, dass das nicht genügt. Er möchte uns das ganze Reich Gottes offenbaren, zu dem wir doch gehören. Doch das funktioniert nicht, wie wir an dem armen Nikodemus sehen. Wenn Jesus uns etwas bezeugt, wozu es in dieser Welt keine Entsprechung gibt, zum Beispiel von der Wiedergeburt in „Wasser und Geist“, dann bekommen wir dafür kein Bild aus unseren Erfahrungen in dieser Welt zusammen. Der aufgeklärte, wissende Mensch wehrt sich gegen Wahrheiten, die er sich nicht vorstellen kann.

Dabei zieht Jesus hier mit dem Reich Gottes nur ein extremes Beispiel heran, um das Problem zu verdeutlichen. Nikodemus ist sehr belesen und klug, mit etwas Irdischem hätte er sich nicht so leicht verwirren lassen. Aber Jesus hat bereits bemerkt, dass die Pharisäer ihm auch dann nicht glauben, wenn er von irdischen Dingen redet. Da sei die Abwehr dann nicht mehr verwunderlich, wenn er von himmlischen Dingen erzählt, wie der notwendigen Geburt im Geist, die halt nur er kennt.

Sich öffnen für Dinge, die außerhalb unseres aktuellen Horizontes liegen fällt uns meist außerordentlich schwer. Nicht nur dass wir unsere Komfortzone verlassen müssen, wir müssen Dinge an uns heranlassen, die wir nicht kennen, für die wir Vertrauen – Glauben – brauchen.

Der Gehängte hängt kopfüber; das Irdische steht über dem Himmlischen, die vertraute Welt steht über dem Verheißenen, aber Unbekannten. Das ist unsere Wirklichkeit, auch meine. Ehe ich einen Schritt ins Neue tue, schaue ich, ob es nicht auch auf dem altbekannten Pfad weitergeht. Ehe ich einen neuen Blickwinkel zulasse, halte ich mich an vertrauten Bildern fest, die meine Welt und meine Wahrheit sind.

Doch es gibt da draußen bald 8 Milliarden Menschen und wenn ein Teil davon auf dieselbe Sache schaut, haben alle einen anderen Blickwinkel – auch wenn alle kopfüber hängen. Jeder hat sich ein eigenes Bild gemacht, jeder hat sich in seiner eigenen Wahrheit eingerichtet.

Warum sollte ausgerechnet meine die einzig gültige Wahrheit sein?

Ich bin oft harthörig, wenn es um Tipps und Ratschläge Dritter geht, die nicht so richtig in meine Wahrheit passen mögen. Wenn ich aber nicht in der Lage bin, Dinge offen in Betracht zu ziehen, die nicht in meine Welt passen, aber doch genauso aus dieser Welt stammen, wie kann ich dann auf meinen Freund Christus hören, der mich wirklich gut kennt, wenn der mich in eine neue Richtung schicken möchte, die aus seiner himmlischen Sicht (die ich nicht habe) die bessere wäre?

Ich kann erst dann Christus mit offenem Herzen zuhören, wenn mein Herz auch für die Menschen in meiner Umwelt offen ist. Ich werde Gott erst dann wirklich vertrauen können, wenn ich die viel kleinere Übung – das Vertrauen der Menschen in meinem Leben – bewältigt habe.

Darum mein Spruch für Februar:

„Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von den himmlischen Dingen sagen werde?“ (Joh 3, 12)