Psalm 80 (13. + 14. Dezember)

„Betet ohne Unterlass“ (1Thess 5,17)

Psalm 80 setzt die Fürbitten aus Psalm 79 fort. Asaph beschwört den Herrn der Heerscharen doch endlich zu erscheinen und sein auserwähltes Volk wiederaufzurichten.

Die im Psalm erwähnten niedergerissenen Stadtmauern Jerusalems haben hohen symbolischen Charakter für uns, denn sie stehen für den Glauben der Menschen. Auch Generationen später beweint Nehemia die niedergerissenen Mauern Jerusalems und gleich nach der Reinigung des Tempels wird die Mauer wiederaufgebaut. Natürlich geht es hier auch um den ganz praktischen Schutz der Menschen, die in dieser Stadt leben, aber das Gesetz verbot den Israeliten auch mit Anders- und Ungläubigen eine Familie zu gründen. Gott hatte sich sein Volk nicht nur auserwählt, sondern auch von der Welt ausgesondert. Hier ging es um die Erreichung und Erhaltung eines starken, eines reinen Glaubens an den einen Gott, der sein Volk aus der Sklaverei gerettet hat. Die Stiftshütte, später der Tempel in Jerusalem, stand für die Gegenwart Gottes in seinem Volk, die Mauern für sein Gesetz.

Auch um uns Christen ist eine Mauer des Glaubens gebaut, sie findet ihren theologischen Ausdruck im Apostolischen Glaubensbekenntnis, ihren praktischen Ausdruck erfährt sie aber im Alltag jedes einzelnen. Gott hat für jeden von uns eine Berufung und einen Auftrag. Hast du deinen schon gefunden? Wie leicht können die Einflüsse der Welt dich davon ablenken, wie oft meinst du, dass das Wort als Schwert gegen Angriffe von außen nicht ausreichend ist und es zusätzlich irdischerer Mittel zur Verteidigung deines Glaubens bedarf? Wie leicht kann also die Welt deine Mauer des Glaubens überwinden?

Schaut man auf die Gesamtheit der Christen gewinnt man oft den Eindruck, da sind gar keine Mauern (mehr)! Oft beobachtet man auch Gefechte innerhalb der Kirche, in denen scheinbar um die Erhaltung des „wahren Glaubens“ gekämpft wird und wenn man dann genau hinsieht, wird gar nicht das Wort, das Evangelium verteidigt, sondern es geht um äußere Formen und die Erstarrung derselben, um als „christliche Moral“ verkleidete Verurteilung anderer, um liebgewonnene Gewohnheiten und Traditionen oder um die Verteidigung alter Pfründe.

Diese Kämpfe zeigen deutlich den Zustand der Mauer des Glaubens unserer Kirche – einer Kirche, die Gott aus uns Menschen baut! Die Mauer ist spröde und brüchig geworden; wir verschanzen uns hinter selbst errichteten Wagenburgen, weil wir dieser Mauer nicht mehr vertrauen, weil wir Gott nicht mehr vertrauen.

Und dann ist es höchste Zeit, Gott zu beschwören, das Volk und seinen Glauben wiederaufzurichten. Auch dafür steht die Adventszeit. Und so erinnert mich der Psalm 80 auch stark an das Adventslied „O Heiland reiß die Himmel auf“

O Heiland reiß die Himmel auf (Die Priester, Youtube) >>

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