Hesekiel 18 (26. + 27. Juni)

„Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen,“ (Ex 20, 5)

Aus diesem Satz hatte sich im Volk Israel ein Sprichwort entwickelt:

„Die Väter essen saure Trauben, und die Söhne bekommen die stumpfen Zähne.“ (Hes18, 2)

Das Sprichwort sagt nichts anderes aus, als dass die Söhne für die Fehler der Väter (bei Gott) bezahlen müssen. Sicher hatte das auch Stilblüten in der Art getrieben, dass Menschen die Gebote Gottes nicht mehr einhielten, weil sich ja schon die Väter nicht mehr dran gehalten hatten – frei nach dem Motto: „Jetzt kommt’s ja eh nicht mehr darauf an.“

Gott räumt mit diesem Missverständnis heute auf!

Ganz im Gegenteil wird jeder (im Alten Bund!) unter Gottes Segen stehen, der die Gebote hält oder wieder zu den Geboten und damit zu Gott umkehrt, ganz unabhängig von den Taten der Eltern.

Rückt Gott hier von seiner eigenen Aussage ab?

Weit gefehlt! Hier zeigt sich wieder einmal, dass man den ganzen Text braucht, um einen winzigen Teil davon verstehen zu können. Wir müssen das ganze Wort Gottes im Herzen tragen. In diesem Beispiel hätte es freilich genügt, wenn man zumindest noch den Vers 6 mitgelesen hätte:

„aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“ (Ex 20, 6)

Jede einzelne Umkehr zu Gott wird mit Barmherzigkeit belohnt. Das Gesetz warnt an dieser Stelle also genau vor der Auslegung, die sich das Volk angeeignet hatte. Es ermutigt zur Umkehr und warnt davor, schlechte Beispiele der Vorväter ins eigene Glaubensleben zu übernehmen. Ein „Meine Eltern haben’s genauso gemacht, darum konnte ich’s ja gar nicht besser wissen!“ wird vor Gott keine gültige Entschuldigung sein. Umgekehrt können die Eltern aber auch keine Punkte im Himmel für ihre Kinder sammeln. Jeder Mensch wird allein nach seinen eigenen Taten gerichtet – im Alten Bund.

Gott ermutigt hier alle Israeliten, dass sie sich ihren eigenen Weg zu ihm suchen und diesen eigenverantwortlich einschlagen. Er ermutigt sie damit zu einer eigenen Haltung zu ihm und zu seinem Wort. Er ermutigt sie damit auch, die ausgetretenen Pfade der Vorfahren kritisch zu betrachten und wenn nötig auch zu verlassen. Dieser Zuspruch gilt auch ganz uneingeschränkt für uns Menschen im Neuen Bund. Dinge sind nicht richtig, weil sie „schon immer“ so gemacht und verstanden wurden. Alle eingeschliffenen Routinen müssen regelmäßig kritisch überprüft werden:

  • Sind sie als Säulen des Glaubens wirklich noch tragfähig?
  • Falls sie mal tragfähig erschienen, war es der Glaube, der ihnen diese Kraft verlieh oder waren es andere Dinge wie Furcht, Seilschaften, ein anderes (heute überholtes) Rollenverständnis …?

„Trennt euch von allen Vergehen, mit denen ihr euch an mir vergangen habt, und schafft euch so ein neues Herz und einen neuen Geist!“ (Hes 18, 31)

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