Lukas 16  (7. + 8. März)

Das Gleichnis vom untreuen Haushalter in Verbindung mit dem anschließend von Jesus Gesagten ist für mich immer wieder schwierig. Da ist also dieser – heute würde man sagen – Prokurist des reichen Gutsbesitzers und dieser hat ihm zu verstehen gegeben, dass er ihn entlassen wird. Was tut der daraufhin? Er ruft die Schuldner des Gutsbesitzers zu sich und streicht ihnen Teile ihrer Schulden um sich Freunde zu machen für die kommende magere Zeit.

In der Tat hatte er nach damaligem Brauch das Recht, Schulden im Namen seines Herrn nachzulassen, aber auch damals hat man ein solches Verhalten sicher nicht als treu angesehen. Nun sagt Jesus: Der Verwalter hat richtig gehandelt; wir sollen uns mit dem ungerechten Mammon Freunde machen. Gut, der Verwalter hat die Menschen nicht gekauft, sie haben ja immer noch Schulen, er hat ihnen nur das Leben ein bisschen leichter gemacht. Aber er hat das Geld seines Herrn veruntreut und wenig später sagt Jesus:

„Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht. Wenn ihr nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu wart, wer wird euch das Wahre anvertrauen? Und wenn ihr mit dem Gut eines anderen nicht treu wart, wer wird euch das Eure geben?“ (Lk 16, 10-12)

Wie gehen diese beiden Aussagen Jesu zusammen?

Ich muss mich hier offensichtlich an meine eigene Regel erinnern: Wenn das Wort Gottes nach deinem Verständnis widersprüchlich ist, dann stimmt etwas mit deinem Verständnis nicht.

Das Engelchen auf meiner rechten Schulter flüstert mir zu: „Sieh ein bisschen genauer hin!“

In der Tat! Jesus sagt, dass der Gutsherr seinen Verwalter lobt, als er davon erfährt. Es wird sich hierbei also nicht um den üblichen Großgrundbesitzer handeln, sondern um einen mit einer höheren Gerechtigkeit. Dieser Eigentümer ist Gott, das angesprochene Eigentum ist die Welt.

In den Augen Gottes hat der Verwalter richtig gehandelt, denn das Geld ist nur Mittel zum Zweck. Indem der Verwalter den Schuldnern das Leben erleichtert, macht er nicht nur sich Freunde, er handelt ja im Auftrag seines und deren Herrn. Die Schuldner werden auch den Herrn mehr lieben und ihm mit größerer Freude dienen als vorher. Übersetzt: Alle Güter der Welt kommen von Gott und nur wenn sie ihm und seiner Gerechtigkeit dienen sind sie richtig eingesetzt.

Der Mensch ist der Verwalter Gottes auf Erden. Er dient seinem Herrn. Alles was sonst auf der Erde existiert („der Mammon“) dient nach dem Buch Genesis dem Menschen. Die richtige Rangfolge ist also: Gott – Mensch – Mammon. Dieses Prinzip haben wir bis heute nicht verstanden, die Rangfolge nach der die Menschen leben ist Gott – Mammon – Mensch. Und weil die Gesetze der beiden Herren unvereinbar sind, verkürzt sich das Ganze im Alltag auf Mammon – Mensch. Der Mensch kann nicht beiden Herren dienen, wie Jesus ganz richtig feststellt. Die Selbst-Unterwerfung unter den Mammon macht den Menschen unfrei, das ist Gott ein Gräuel.

Die Pharisäer, die nach dem Motto leben: „Hast du was, dann bist du was!“ und die das von Moses überlieferte Gesetz Gottes entsprechend angepasst haben, hören das natürlich nicht gerne. Deshalb macht Jesus ihnen klar, dass das Gesetz genau das meint, was er eben gesagt hat und sich das Gesetz nicht ändern wird. Er zeigt ihnen ihren Irrtum an ihrer Auslegung von Ehe und Scheidung. Auch die Ehe führt bis zum Buch Genesis zurück. In der Ehe werden Mann und Frau „ein Fleisch“. Dieser Sachverhalt ist wohl am besten mit zwei Gläsern Wasser darzustellen. Wenn du die beiden Gläser zusammengeschüttet hast, kannst du sie mit etwas Geschick wieder auf zwei Gläser verteilen, du kannst aber nicht mehr die ursprünglichen beiden Gläser daraus gewinnen – es ist ein Wasser geworden. So sieht Gott die Ehe. Der zur damaligen Zeit übliche vom Ehemann ausgestellte Scheidungsbrief, wenn es mit einer Ehe nicht mehr klappte, löst also nur – mit Rücksicht auf die an anderer Stelle erwähnte Hartherzigkeit der Menschen – die Lebensgemeinschaft auf, nicht die vor Gott geschlossene Ehe. Jesus wirft den Pharisäern, die so stolz auf ihre umfassenden Gesetzeskenntnisse und -treue waren, hier also vor, dass sie keine Ahnung haben, worum es Gott mit dem Gesetz wirklich geht.

Und er fügt das Gleichnis vom armen Lazarus an, in dem es um ein anderes von Gott im Gesetz niedergeschriebenes Gebot geht: der Achtung der Würde der Armen. Er wählt dieses Beispiel nicht von ungefähr, geht es bei der Achtung der Würde der Armen doch immer um den vor Gott treuen Einsatz des Mammons.

Ein nicht namentlich genannter, in Pracht und Prunk lebender Reicher ignoriert den vor seiner Tür lebenden Bettler mit Namen Lazarus. Beide sterben. Der Reiche erwacht in den Qualen der Vorhölle, während Lazarus im Schoß Abrahams im Paradies weilt. Vorhölle und Paradies sind durch eine unüberwindbare Kluft voneinander getrennt. Nach einigem Hin und Her bittet der Reiche, Abraham möge Lazarus zu seiner Familie schicken, damit diese gewarnt werde und ihr sein Schicksal erspart bliebe. Abraham antwortet: „Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, so würden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer aus den Toten auferstände!“ (Lk 16, 31)

Da musste ich schmunzeln, obwohl dieser Satz sehr ernst ist. Jesus spricht hier zu den Juden, die das natürlich noch nicht verstehen können. Die bittere Ironie in diesem letzten Satz ist aber, dass einer aus den Toten auferstanden ist, dass dieser auf diese Weise die von ihm vor seinem Tod  verkündete frohe Botschaft bestätigt hat, die damit zur Warnung für alle wurde, die sie nicht glauben. Und in der Tat: Wir haben Moses und die Propheten und alle ihre Prophezeiungen und Verheißung und wir haben den auferstandenen Jesus und Jesus hat recht behalten: Wer nicht auf Moses und die Propheten hört, der hört auch nicht auf ihn.

Nachtrag: Warum wird Lazarus mit Namen genannt, der Reiche aber nicht? Der Reiche stand nicht im Buch des Lebens, er gehört zu der Gruppe „Ich kenne dich nicht. Geh weg, du Übeltäter!“ (Lk 13, 27)

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